Widerspiegeln ist so ein Wort, das uns schon recht früh orthographische Stolpersteine in den Weg legt. Wer beispielsweise eine Gedichtanalyse schreibt, möchte oftmals zum Ausdruck bringen, dass dieses oder jenes Stilmittel die Stimmung des Werkes widerspiegelt, wobei uns die Vorsilbe Probleme bereiten kann. Schauen wir sie deshalb ein wenig genauer an.
Das Adverb wieder bringt nämlich zum Ausdruck, dass etwas erneut getan wird. Als Beispiel kann hierbei die Wiederholung gelten, die meint, dass etwas erneut gemacht wird. Wie beispielsweise in dem Satz:“Wir fahren dieses Jahr wieder an den See!“ oder bei „Ich habe es dir immer wieder gesagt!„.
Würden wir also schreiben, dass das Stilmittel die Stimmung des Werkes wiederspiegelt, würden wir zum Audruck bringen, dass das Werk die Stimmung erneut spiegelt. Sagen wollen wir aber, dass das Werk die Stimmung reflektiert, aufgreift und somit gegenspiegelt.
Verzichten wir beim Wort auf das E und schreiben, dass unser Stilmittel die Stimmung des Werkes widerspiegelt, ändert sich die Aussage gänzlich. Die Vorsilbe wider meint nämlich nicht die Wiederholung, sondern geht auf das Althochdeutsche widar zurück, was sich in etwa mit gegen übersetzen lässt.
Verwenden wir also widerspiegeln, bringen wir zum Ausdruck, dass etwas gegengespiegelt wird und somit das Spiegelbild von etwas zurückwirft. Und das ist es letzten Endes, was ein Stilmittel in einem Gedicht tun kann: eine Stimmung reflektieren oder eben zurückwerfen.
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Verbreitung der falschen Schreibweise
Interessant ist bei einer fehlerhaften Schreibweise oftmals, wie hartnäckig sie sich hält. Hier kann uns ein Blick auf die Entwicklung der Suchanfragen von wiederspiegeln und widerspiegeln bei der Suchmaschine Google helfen. Wir schauen auf eine Trendanalyse aus dem Hause Google.
▶ Vereitlung bei Google Trends prüfen.
Hinweis: Der obige Ausschnitt spiegelt nicht die absoluten Suchvolumina wider, sondern zeigt nur wie häufig der eine Begriff in Bezug auf den anderen Begriff mithilfe der Suchmaschine gesucht wurde.
Interessant ist, dass beide Begriffe, also wiederspiegeln und widerspiegeln nahezu gleich häufig gesucht werden. Daraus können wir schlussfolgern, dass einerseits eine relativ große Unsicherheit in Bezug auf die korrekte Rechtschreibung besteht und andererseits, dass beide Schreibweisen gleichmäßig vertreten sind.
Beispiele für wiederspiegeln / widerspiegeln
Am besten lassen sich schwierige Wörter anhand von Beispielen veranschaulichen und außerdem verinnerlichen. Deshalb folgen nun Beispielsätze, die die Rechtschreibung verdeutlichen.
Der Himmer spiegelt sich im Meer wi̲der.
Die Geschichte spiegelt die Verhältnisse wi̲der.
Das Abenteuer spiegelt sich im Leben des Autors wi̲der.
Deine Augen spiegeln Deine Leidenschaft wi̲der.