Das Trikolon ist ein Satz, oft eine Satzreihe, aus drei rhythmischen Sprecheinheiten (Kola). Kola werden beim Sprechen durch leichte Atempausen gebildet und sind gliedernde Sprechakte, welche die Sprache rhythmisieren. Das Trikolon ist also im weitesten Sinne eine Dreierfigur oder ein dreigliedriger Satz, wie etwa „Ich sitze, ich lese, ich denke!“. Werden die Teile des Trikolons inhaltlich gesteigert, kann dies eine Aussage ungemein verstärken (vgl. Klimax, Antiklimax).
Trikolon lässt sich aus dem Griechischen ableiten (τρι ~ tri, κῶλον ~ kolon) und mit Dreierglied übersetzen. Demnach offenbart schon die Übersetzung sehr schön, worum es im Zusammenhang mit der Stilfigur geht: nämlich um eine sprachliche Einheit, die aus drei Gliedern besteht. Schauen wir auf ein Beispiel.
Ich kam, ich sah, ich siegte!
Das obige Beispiel wird dem Staatsmann Julius Caesar zugeschrieben. Das lateinischen Original können wir als Tautogramm und Alliteration (Beispiel-Alliterationen) identifizieren, was jedoch in der Übersetzung verloren geht. Diese können wir aber weiterhin als Klimax, Asyndeton, Anapher und Trikolon deuten.
Der Satz besteht aus drei Kola, also aus drei rhythmischen Sprecheinheiten, die jeweils durch ein Komma voneinander getrennt sind und eine semantische Einheit bilden. Das bedeutet, dass diese drei Teile auf einer inhaltlichen Ebene zusammengehören.
Durch diese Aneinanderreihung verleiht das Trikolon dem Ausspruch eine gewisse Dynamik, weshalb die Stilfigur durch Kürze und Prägnanz wirkt und dabei eindringlich und energisch scheint. Weiterhin hat die Figur stets einen Aufzählungscharakter, wodurch sie meist abgeschlossen und vollständig anmutet.
Auch dieses Beispiel ist alliterativ und vereint mehrere rhetorische Stilmittel. Allerdings sehen wir hier erneut, warum das Trikolon den Eindruck von Vollständigkeit und Abgeschlossenheit erweckt: denn durch die Reihung von drei inhaltlichen Gliedern, kann ein Sachverhalt so wirken, als sei er sehr umfassend dargestellt worden. Dies wird verstärkt, wenn Trikola eine steigende Wirkung haben (→ Klimax).
Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat,
einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat,
einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt usw.,
so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen.“
Dieses Beispiel stammt vom Philosophen Immanuel Kant und ist seinem Werk Was ist Aufklärung? aus dem Jahr 1784 entnommen (→ Literaturepochen). Es wird deutlich, dass Trikola nicht nur aus einzelnen Wörtern oder Äußerungen bestehen müssen, sondern auch ganze Sinneinheiten umfassen können. Folglich sind Trikola Drillingsformeln, die abgerundet und vollständig erscheinen.
Inhaltsverzeichnis
Trikolon in membris crescentibus
Wie beschrieben, sind Trikola Satzgefüge oder Satzreihen aus drei rhythmischen Sprecheinheiten. Oft sind diese steigernd angeordnet (Klimax). Dies nennt man Trikolon in membris crescentibus.
Demnach ist der Sonderfall des Trikolons die Verbindung der Stilfigur mit einer Klimax, wobei ein Satz dann nicht nur dreigliedrig erscheint, sondern inhaltlich gesteigert wird, was eine Aussage ungemein verstärken und so den Anschein von Vollständigkeit und Abgeschlossenheit erhöhen kann.
Folglich verdeutlichen die ersten beiden Beispiele dieses Beitrags den Sonderfall der Stilfigur. Vor allem in der Rhetorik kann diese Form die Dringlichkeit oder Wichtigkeit einer Aussage zusätzlich unterstreichen.
Das Beispiel zeigt genau diese dreifache inhaltliche Steigerung und ebenfalls die dreigliedrige Reihung von rhythmischen Sprecheinheiten. Folglich ist es die Verbindung von Klimax und Trikolon und demzufolge ein Trikolon in membris crescentibus (Übersetzung: Dreigliedrigkeit, die durch die Glieder wächst).
Dikolon und Tetrakolon
Sprachliche Gefüge können natürlich auch aus weniger oder mehr als drei Gliedern bestehen. Diese Formen haben jeweils eine eigene Bezeichnungen, die wir Ihnen vorstellen möchten.
- Dikolon: Ist ein Satzgefüge oder eine Satzreihe aus zwei rhythmischen Sprecheinheiten (Kola), also einer weniger, als beim Trikolon (Beispiel: „Ich lebte, ich starb!“).
- Tetrakolon: Meint eine Viererfigur oder eben einen viergliedrigen Satz. Grundsätzlich also ein Teil mehr, als es bei den Trikola der Fall ist (Beispiel: „Ich kam, ich sah, ich siegte, ich ging!“). Das Tetrakolon kann übrigens als eigenständige Gedichtsform gelten → Quatrain
Wirkung und Funktion von Trikola
Prinzipiell ist es schwierig, einem Stilmittel eine klare Funktion oder Wirkung zu unterstellen, da die Gefahr besteht, diese bei jeder Verwendung anzunehmen. Es wird vergessen, dass Figuren mit den Erwartungen brechen können. Dennoch möchten wir eine mögliche Deutung anbieten.
- Das Trikolon ist ein Satzgefüge oder eine Satzreihe aus drei rhythmischen Sprecheinheiten (Kola), die inhaltlich zusammengehören und durch Sprechpausen voneinander getrennt sind.
- Trikola können absolut, vollständig und abgerundet wirken, was an ihrem Aufzählungscharakter liegt. Wer eine Aufzählung wagt, scheint einen Bereich damit abzudecken und damit alles zu sagen. Dieser Effekt kann eine Aussage verstärken.
- Diese verstärkende Aufzählung findet sich übrigens auch häufig in Werbeslogans, die somit einprägsamer erscheinen (Beispiel: Quadratisch. Praktisch. Gut; Rittersport).
- Diese Wirkung kann zusätzlich durch die Verbindung von Trikolon und Klimax verstärkt werden. In diesem Zusammenhang spricht man von einem Trikolon in membris crescentibus