Als Telegrammstil wird eine Ausdrucksform bezeichnet, die sich durch eine enorme Kürze auszeichnet. Der Telegrammstil wird von einer nahezu stichwortartigen Konzentration auf das Wesentliche bestimmt. Hierbei entfallen häufig die unwesentlichen Füllwörter der Nachricht, wobei oft auf Artikel, Possessiv- und Personalpronomen, aber mitunter auch auf Hilfsverben und Präpositionen verzichtet wird (vgl. Wortarten). Als Stilmittel wird er teils in den Dramen des Sturm und Drang und Expressionismus verwendet, wobei er aufgrund der gedrängten Ausdrucksweise eine Form der Brachylogie darstellt.
Begriff & Beispiel
Der Begriff taucht erstmalig in Verbindung mit dem Telegramm auf. Der Begriff leitet sich aus den griechischen Wörtern tele sowie gramma ab, die sich mit fern und Buchstabe übersetzen lassen. Das Telegramm ist somit ein Fernschreiben, das vor allem im 19. Jahrhundert zur Übermittlung kurzer Nachrichten genutzt wurde. Da sich die Kosten für eine Botschaft aufgrund der Buchstabenanzahl berechneten, entstand der Telegrammstil.
Das obige Beispiel besteht nur aus den wesentlichen Informationen der Nachricht. Anstatt zu schreiben Ich komme am Freitag um 17 Uhr, wurde die Botschaft auf die wichtigsten Informationen verkürzt. Hier wurde das Personalpronomen Ich sowie die Präpositionen am und um gestrichen. Stilistisch betrachtet, wurde aus der Nachricht also eine Ellipse – ein grammatikalisch unvollständiger Satz. Ein weiteres Beispiel.
Die beispielhafte Meldung könnte aus dem Liveticker einer Online-Zeitung oder aus einer Fernsehsendung stammen. Hierbei wird ebenso versucht, durch künstliche Verknappung sehr viele Informationen in wenigen Wörtern zu verpacken. Dabei geht es zwar nicht um das Einsparen von Ausgaben, aber eben darum, mit möglichst Zeichen ein Aussagemaximum zu erzielen. Auch Schlagzeilen haben oft einen solchen Stil.
Demzufolge ist dieser Stil eine Art der Ausdrucksweise, bei der eine Nachricht unter bewusster Verletzung grammatischer Normen so kurz wie möglich gefasst wird. Doch auch wenn der Begriff auf das Schreiben und Diktieren von Telegrammen zurückzuführen ist, lässt er sich durchaus in der Literatur ausmachen, wobei es vornehmlich in Dramen vorkommt. Häufig in Form des Monologs oder als Stichomythie.
ADAM: Nein, in der Tat –
WALTER: Der Prediger vielleicht.
ADAM: Der Prediger? Der –
WALTER: Oder Schulmeister.
Der Auszug stammt aus dem Werk Der zerbrochne Krug, einer Komödie in Blankversen, von Heinrich von Kleist. Auch hierbei haben wir es mit einer sehr starken Verknappung zu tun, weshalb der Empfänger (Leser, Zuhörer) teils erraten muss, welche Information dort tatsächlich kommuniziert wird. Demnach kann diese Verkürzung als Telegrammstil und Form der Brachylogie bezeichnet werden.
- Der Begriff lässt sich vom Telegramm ableiten, das sich noch bis ins späte 20. Jahrhundert einer großen Beliebtheit erfreute, um Nachrichten zustellen zu lassen. Hierbei wurden Kosten nach Anzahl der Buchstaben erhoben, weshalb sich eine prägnante Kürze beim Verfassen solcher Nachrichten entwickelte: der sogenannte Telegrammstil.
- Dieser zeichnet sich durch die Reduktion auf das Wesentliche aus, wobei in der Regel Artikel, Possessiv- und Personalpronomen oder Hilfsverben und Präpositionen entfallen. Der Inhalt solcher Botschaften bleibt aber sinngemäß erhalten, hat aber oft grammatikalische Fehler.
- Der Begriff lässt sich allerdings auf Texte aller Art anwenden. So lässt sich durchaus in Werken der Prosa oder in Dramen ein solcher Stil ausmachen. Zumeist soll er hektisch wirken oder durch allerlei Satzabbrüche und Verknappungen die Umgangssprache nachahmen.