Monolog

Als Monolog wird im Gegensatz zum Dialog das Selbstgespräch einer Figur bezeichnet. Der Monolog kann sowohl in der Lyrik als auch in der Epik Verwendung finden, ist aber vor allem charakteristisch für das Drama (→ literarische Gattungen). Der Monolog meint hierbei das Gespräch einer Figur des Stückes ohne Adressaten (Empfänger), aber mit einem imaginären Zuhörer (→ Figurenrede).


Begriff

Der Begriff lässt sich aus einer Zusammensetzung der griechischen Wörter monos und logos ableiten. Diese bedeuten allein und Rede. Der Monolog ist demnach eine Alleinrede. Demzufolge verweist die Übersetzung eindeutig darauf, worum es beim Monolog geht: das Selbstgespräch einer literarischen Figur.

Das Monologisieren hat in der Literatur fünf verschiedene Funktionen: es gilt als technischer Kniff, als Form der Exposition und Selbstoffenbarung sowie als Reflexion von Gedanken und kommt mitunter in Form des Konflikt-Monologs daher. Nachfolgend werden diese Formen vorgestellt und Beispiele gegeben.

Der technische Monolog

Diese Form meint eine Art des Monologisierens, die eher als technischer Notbehelf zu deuten ist. Sie stützt sich auf die Forderung der tragédie classique, also die klassizistische französische Tragödie des 17. Jahrhunderts, dass die Bühne niemals für den Zuschauer leer sein dürfe.

Hierbei hat der Monolog die Funktion, zwischen zwei Akten des Dramas zu stehen und somit das Auftreten und Abtreten der jeweiligen Personen miteinander zu verbinden und so zu überbrücken. Demzufolge wird dieser Monolog auch als Brückenmonolog oder Übergangsmonolog bezeichnet.

Dieses Verbot der verwaisten Bühne findet sich beispielsweise bei Johann Christoph Gottsched, der in seinen theoretischen Schriften zur Bühnenkunst auf ebendiesen Aspekt verweist. Diese scheinen nahtlos von der tragédie classique übernommen zu sein.

Monolog als Exposition

Das klassische Drama folgt dem Aufbau von Exposition, erregendem Moment, Höhepunkt (Peripetie; idealerweise mit Anagnorisis), retardierendem Moment sowie der Katastrophe (Dénouement). Das Monologisieren kann hierbei eine Form der Exposition darstellen und in die Handlung einführen.

Die Exposition meint die wirkungsvolle Einführung des Zuschauers in Grundstimmung, Ausgangssituation, Konflikte, Zustände, Zeit, Ort und Personen des Stückes. Hierbei führt also eine Person, oft durch einen Rückblick, den Zuschauer in das bisherige Geschehen ein.

Dabei können nicht darstellbare Vorgänge gezeigt werden, wobei ebenso die Vorbereitung neuer Situationen am Aktbeginn denkbar ist oder auch die Zusammenfassung des Aktes oder Bisherigen am Aktschluss. Die Vorbereitung auf das Folgende wird als Expositionsmonolog bezeichnet, wobei das Zeigen von dem Nicht-Darstellbaren als epischer Monolog bezeichnet wird.


Monolog kann einzelne Elemente des Dramas verbinden.


Lyrischer Monolog als Selbstoffenbarung

Meint eine Form des Monologisierens, die beinhaltet, dass sich eine Figur des Werkes oder auch der Protagonist mit all seinen Gefühlen offenbart. Diese Form des Selbstgesprächs wird zur Darstellung von Innen- und Gefühlsleben der einzelnen Charaktere gebraucht.

Vergleichbar ist das Prinzip mit dem Inneren Monolog der Epik oder auch dem Bewusstseinsstrom. Hierbei haben wir als Zuschauer uneingeschränkten Einblick in das Unausgesprochene, zumeist Gedachte, eines Helden. Dieser teilt sich auf diesem Weg dem Zuschauer unmittelbar mit.

Reflexions-Monolog

Ist eine Art des Monologisierens, die das Vergangene durch den Sprechenden reflektiert. Die Figuren betrachten vorherige Situationen oder blicken auf die zukünftige Handlung. Sie reflektieren also das Geschehen. Es bietet den Raum für eine individuelle Bedenkzeit der Figuren.

Im griechischen Drama nahm der Chor eine zentrale Rolle ein und ist sogar der Ursprung des Dramas, wie wir es heutzutage kennen. Die Einzel- und Wechselreden des Chores mit den Schauspielern ist demzufolge der eigentliche Anstoß für die Handlung, die die dramatische Handlung ausmacht. Der Chor kommentierte das Treiben auf der Bühne, was vor allem die Aufgabe des Chorführers darstellte (→ Parabase).

Der Reflexion-Monolog übernimmt gewissermaßen diese Funktion, wenn das Geschehen rückblickend und vorausschauend bewertet und reflektiert wird. Die Figuren treten dabei ein Stück aus der eigentlichen Handlung heraus und blicken auf diese aus der aktuellen Perspektive herab.

Konflikt-Monolog

Dieser stellt oft den zentralen Konflikt des Dramas dar und wird demzufolge meist auf dem Höhepunkt des Dramas vom Helden selbst gesprochen. Er überdenkt seine Handlungsmöglichkeiten und trifft eine Entscheidung, die zumeist in der Katastrophe gipfelt.

Der Konflikt-Monolog ist das letzte Entscheidungsringen des Helden mit sich selbst, wobei er sich an einen imaginären Empfänger richtet und seine Möglichkeiten abwägt. Es ist ein innerer Dialog, der das Für und Wider einzelner Handlungen abwägt sowie deren Alternativen aufzeigt. Diese werden häufig verworfen.

Ein bekanntes Beispiel für einen solchen Konflikt-Monolog ist das Selbstgespräch des Prinzen von Homburg aus dem gleichnamigen Drama aus der Feder Heinrich von Kleists, in welchem der Prinz zu dem Schluss kommt, dass er schuldig ist und das Todesurteil gegen ihn verstreckt werden sollte (siehe Beispiele).

Beispiele für den Monolog

Am besten lassen sich die Merkmale des Monologs natürlich anhand einiger Beispiele verdeutlichen. Deshalb möchten wir Ihnen nun zwei der bekanntesten Selbstgespräche der Weltliteratur vorstellen. Der erste ist vom Dramatiker Shakespeare, der zweite von Goethe, der dritte stammt von Kleist.

<strong>Hamlet</strong>, Shakespeare <em>(Klappt beim Klicken auf!)</em>

Sein oder Nichtsein; das ist hier die Frage:
Obs edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern
Des wütenden Geschicks erdulden oder,
Sich waffnend gegen eine See von Plagen,
Durch Widerstand sie enden? Sterben – schlafen –

Nichts weiter! Und zu wissen, daß ein Schlaf
Das Herzweh und die tausend Stöße endet,
Die unsers Fleisches Erbteil, ’s ist ein Ziel,
Aufs innigste zu wünschen. Sterben – schlafen –
Schlafen! Vielleicht auch träumen! Ja, da liegts:

Was in dem Schlaf für Träume kommen mögen,
Wenn wir die irdische Verstrickung lösten,
Das zwingt uns stillzustehn. Das ist die Rücksicht,
Die Elend läßt zu hohen Jahren kommen.
Denn wer ertrüg der Zeiten Spott und Geißel,

Des Mächtigen Druck, des Stolzen Mißhandlungen,
Verschmähter Liebe Pein, des Rechtes Aufschub,
Den Übermut der Ämter und die Schmach,
Die Unwert schweigendem Verdienst erweist,
Wenn er sich selbst in Ruhstand setzen könnte

Mit einer Nadel bloß? Wer trüge Lasten
Und stöhnt’ und schwitzte unter Lebensmüh?
Nur daß die Furcht vor etwas nach dem Tod,
Das unentdeckte Land, von des Bezirk
Kein Wandrer wiederkehrt, den Willen irrt,

Daß wir die Übel, die wir haben, lieber
Ertragen als zu unbekannten fliehn.
So macht Bewußtsein Feige aus uns allen;
Der angebornen Farbe der Entschließung
Wird des Gedankens Blässe angekränkelt;

Und Unternehmen, hochgezielt und wertvoll,
Durch diese Rücksicht aus der Bahn gelenkt,
Verlieren so der Handlung Namen. – Still!
Die reizende Ophelia! – Nymphe, schließ
In dein Gebet all meine Sünden ein!

<strong>Faust</strong>, Goethe

„Habe nun, ach! Philosophie, Juristerei und Medizin, und leider auch Theologie durchaus studiert, mit heißem Bemühn. Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor; heiße Magister, heiße Doktor gar und ziehe schon an die zehen Jahr herauf, herab und quer und krumm meine Schüler an der Nase herum – und sehe, daß wir nichts wissen können! Das will mir schier das Herz verbrennen …“ (vgl. Faust I)

<strong>Prinz Friedrich von Homburg</strong>, Kleist

Nun, o Unsterblichkeit, bist du ganz mein!
Du strahlst mir, durch die Binde meiner Augen,
Mir Glanz der tausendfachen Sonne zu!
Es wachsen Flügel mir an beiden Schultern,
Durch stille Ätherräume schwingt mein Geist;
Und wie ein Schiff, vom Hauch des Winds entführt,
Die muntre Hafenstadt versinken sieht,
So geht mir dämmernd alles Leben unter:
Jetzt unterscheid ich Farben noch und Formen,
Und jetzt liegt Nebel alles unter mir.

Kurzübersicht: Bedeutung, Merkmale und Funktion des Monologs


  • Der Monolog ist eine Art Selbstgespräch einer Figur und kann in allen literarischen Gattungen auftauchen. Charakterisitisch ist der Monolog allerdings für das Drama.
  • Dieses Selbstgespräch kann verschiedene Funktionen erfüllen. Es gilt als technischer Kniff, als Form der Exposition und Selbstoffenbarung sowie als Reflexion von Gedanken oder kommt in Form des Konflikt-Monologs daher. Letztgenannter leitet oftmals die Katastrophe ein.
  • Der Monolog erlaubt es dem Zuschauer, tiefe Einblicke in die Gedankenwelt und Gefühle einer Figur zu erhalten, da er sich an eine imaginäre Figur richtet und somit eine Öffnung des Charakters offenbart. Eine epische Sonderform ist der innere Monolog.
  • Übrigens: Die Lyrik kann außerdem als monologisches Darstellen eines Zustandes bezeichnet werden. Das bedeutet, dass ein lyrisches Ich eine Situation oder Begebenheit allein darstellt.

Bekannte Werke in Monologform

  • Selbstbetrachtungen (~171/72), Mark Aurel
  • Soliloqiuen, Augustinus
  • Monologen (1800), Friedrich Schleiermacher
  • Sibirien (1989), Felix Mitterer
  • Der Kontrabass (1981, Theaterstück), Patrick Süskind
  • Monolog eines Betroffenen (1961), Rolf Bongs