Antiklimax

Die Antiklimax wird in vielen Fachbüchern als eigenständiges Stilmittel geführt. Prinzipiell ist sie aber nur die Umkehrung der Klimax. Bei dieser wird stufenartig ein Begriff gesteigert, wobei die Steigerung meist dreigliederig erfolgt. Die Antiklimax ist demzufolge eine stufenartige Reduktion des Gesagten und kann eine Aussage verstärken.


Die Verstärkung des Gesagten erfolgt dadurch, dass das Benannte dem Leser sehr stark gezeigt wird. Es ist etwas anderes, wenn wir schreiben, dass wir alles verloren haben oder darauf verweisen, dass erst die Welt, dann das Land und nun die Stadt nicht mehr unter unserer Gewalt steht.

In diesem Fall wird die Antiklimax durch die abfallende Steigerung von Welt → Land → Stadt gebildet und verdeutlicht, dass alles verloren ist. Die Aussage wird verstärkt.

Hinweis: Das Wort Klimax stammt aus dem Griechischen und bedeutet in etwa „Treppe“ oder „Leiter“. Beides Begriffe, die eine Steigung symbolisieren. Die Vorsilbe „Anti“ drückt jedoch eine gegnerische Haltung aus. Die Antiklimax ist also gegensätzlich als eine „absteigende Treppe“ zu verstehen.

Beispiele für die Antiklimax

Am besten kann man das Wesen eines Stilmittel verstehen, wenn man es anhand von einigen Beispielen illustriert. Deshalb möchten wir noch drei Beispiele für die Antiklimax zeigen.
1. Beispiel für die Antiklimax. Gefälle der Macht.

Es waren Könige, Edelleute und das gemeine Volk geladen.

Dieser fiktive Satz zeigt beispielhaft die stufenartige, abfallende Steigerung. Vorerst werden die Könige, als Inbegriff der Macht genannt, ihnen folgen die Edelleute, die weniger Macht haben und den Abschluss bildet das gemeine Volk. Hierbei wird folglich das Gefälle der Macht gezeigt. Aber auch in der Literatur gibt es schöne Beispiele für die Antiklimax.

2. Beispiel für die Antiklimax. Gefälle der Macht.

Um den Papst zirkulieren die Kardinäle.
Und um die Kardinäle zirkulieren die Bischöfe.
Und um die Bischöfe zirkulieren die Sekretäre.

Dieser Satz ist Bertolt Brechts Das Leben des Galilei entnommen und zeigt durch den Einsatz der Antiklimax ebenfall ein Gefälle der Macht, das sich in der Rangfolge Papst → Bischöfe → Kardinäle → Sekretäre abzeichnet. Hierbei wird klar, dass die Stilfigur auch mehr als drei Bestandteile haben kann.

3. Beispielvers. Vom Ältesten zum Jüngsten.

Urahne, Großmutter, Mutter und Kind
In dumpfer Stube beisammen sind;

Dieser Vers stammt aus Gustav Schwabs „Das Gewitter“ und veranschaulicht, dass natürlich auch andere Reduktionen erfolgen können. Hierbei geht es foglich nicht um ein direktes Machtgefälle, sondern um die stufenartige Reduktion aufgrund des Alters der benannten Charaktere.

Wirkung und Funktion der Antiklimax

Es ist schwierig, einem Stilmittel eine eindeutige Funktion zuzuschreiben. Allerdings kann eine Stilfigur natürlich eine Wirkung oder einen Effekt auf den Leser haben.

Versuchen wir also, diesen Effekt für die Antiklimax herauszustellen. Allerdings ist wichtig, dass wir einen Text nicht stur funktionalisieren sollten, denn mitunter werden rhetorische Mittel auch vollkommen gegensätzlich in einem Text eingesetzt.

  • Die Antiklimax ist das logische Gegenstück zur Klimax. Sie beschreibt eine stufenartige (meist dreiteilige) und herabfallende Steigerung eines Begriffs oder auch Bildes.
  • Das Stilmittel wirkt dabei verstärkend, da die Aufmerksamkeit des Leser vermehrt auf die einzelnen inhaltlichen Aspekte des Gesagten gelenkt werden.


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