Parenthese

Die Parenthese ist ein rhetorisches Stilmittel, das in Texten jeder Art und literarischen Gattung Verwendung findet. Als Parenthese wird die Unterbrechung eines Satzes durch den Einschub eines anderen Satzes bezeichnet. Dabei steht der eingeschobene Satz in Gedankenstrichen, Klammern oder Kommata und ist grammatikalisch vollständig und selbständig.


Der Begriff Parenthese findet eine Entsprechung im Griechischen (παρένθεσις ~ parénthesis) und lässt sich in etwa mit Einschub übersetzen. Dieser Übersetzung zeigt hierbei recht genau, worum es grundsätzlich bei dieser Stilfigur geht: den Einschub eines Satzes [in einen anderen Satz]. Schauen wir auf ein Beispiel.


Ich sei, gewährt mir die Bitte, / In eurem Bunde der Dritte!

Das obige Beispiel stammt aus der Ballade Die Bürgschaft von Friedrich Schiller. Um die Figur zu verdeutlichen, haben wir zwei Verse aus der letzten Strophe des Werkes gewählt und auf den eigentlichen Umbruch nach dem parenthetischen Einschub gewährt mir die Bitte verzichtet. So tritt die Stilfigur eindeutig zutage.

Die Parenthese gewährt mir die Bitte ist dabei syntaktisch und grammatikalisch eigenständig. Das heißt, dass der Einschub auch für sich allein stehen könnte und dadurch nicht falsch wäre. Außerdem bedeutet es, dass der Ausgangssatz auch ohne ihn auskommen würde (Beweis:“Ich sei in eurem Bunde der Dritte“).


Eines Tages – es war mitten im Winter – hagelte es kalte Brocken

Auch in diesem Beispielsatz finden wir die Parenthese. In diesem Fall ist sie durch Gedankenstriche eindeutig gekennzeichnet. Durch diesen Einschub wird das Gesagte gewissermaßen in den Vordergrund gerückt, wodurch es möglicherweise hervorgehoben scheint, weil wir beim Lesen darüber stolpern.

Hinweis: Da die Parenthese durch Gedankenstriche, Kommata oder Klammern vom umschließenden Satz getrennt wird, werden diese Zeichen manchmal selbst als Parenthese bezeichnet. Hierbei ist es also ratsam, genau zu überprüfen, was durch den jeweiligen Bezeichner gemeint ist.

Weitere Beispiele für die Parenthese

Ein Stilmittel lässt sich am besten anhand von zahlreichen Beispielen verdeutlichen. Deshalb möchten wir Ihnen an dieser Stelle weitere, aber unkommentierte, Beispielsätze vorstellen.

Den jeweiligen Einschub haben wir dabei farblich hervorgehoben. Dabei sollte deutlich werden, dass dieser syntaktisch und grammatikalisch selbständig ist und sich folglich vom „Rest“ trennen ließe, ohne dass der Sinn des Ganzen entstellt oder die Richtigkeit gefährdet wäre.

Unkommentierte Beispielsätze für den Einsatz der Parenthese
So bitt ich – ein Versehen war’s, weiter nichts –
Für diese rasche Tat dich um Verzeihung.


Die Sozialdemokratische Partei – lassen Sie mich das in aller Deutlichkeit sagen –
wird gegen derartige Vorhaben, auch wenn sie im Wege der direkten Demokratie
an dieses Haus herangetragen werden, immer Widerstand leisten!


Es war auch nicht möglich, in Ihrer Mitte.
– und ich persönlich müßte als sein Freund das mit besonderer Bewegung tun –,
über die großen Entwürfe seiner Seele zu sprechen.


Meister, sagte sie – noch niemals als diesen Abend hatte sie ihm diesen Namen gegeben;
denn anfangs pflegte sie ihn Herr und nachher Vater zu nennen –

Meister! wir sind einer großen Gefahr entronnen.


Ich möchte sie darum bitten, meine Damen, mitzukommen.

Wirkung und Funktion der Parenthese

Es ist nicht immer sinnvoll, einer Stilfigur eine Funktion oder Wirkung zuzuschreiben. Machen wir das, laufen wir nämlich schnell Gefahr, das Stilmittel jedes Mal auf genau diese Wirkung herunter zu brechen. Dennoch hat der Einsatz einen Effekt auf den Leser oder Zuschauer.

Und diesen Effekt können wir natürlich beschreiben. Wichtig ist jedoch, dass wir dabei nicht aus den Augen verlieren, dass ein Stilmittel auch entgegen unserer Erwartungen zum Einsatz kommen kann und dann natürlich auch etwas ganz anderes beim Empfänger bewirkt.

Übersicht zu Wirkung, Funktion und Effekt der Parenthese

  • Die Parenthese ist ein grammatisch selbständiger Einschub in einen Satz, der dessen Zusammenhang unterbricht, ohne die syntaktische Ordnung zu verändern. Ein solcher Einschub steht entweder in Klammern oder wird zwischen Gedankenstriche oder Kommata gesetzt.
  • Dabei hat die Parenthese den Effekt, dass sie uns zusätzliche Informationen über den jeweiligen Sachverhalt verschaffen kann und außerdem die eingeschobene Wortgruppe betont.
  • Diese Betonung liegt darin begründet, dass wir beim Lesen über den parenthetischen Abschnitt stolpern, da er die Ordnung des Satzes unterbricht. Dadurch kann das Eingeschobene natürlich verstärkt oder auch in den Mittelpunkt gerückt werden.
  • Einen ähnlichen Effekt auf den Leser hat beispielsweise das Hyperbaton. Auch dort wird die gängige Ordnung durchbrochen. Jedoch wird hier die bekannte Struktur gänzlich verändert.