Der gute Mensch von Sezuan

Einleitung

Der gute Mensch von Sezuan ist ein Theaterstück des Dramatikers Bertolt Brecht. Es entstand zwischen 1938 und 1940 unter Mitarbeit von Margarete Steffins und Ruth Berlaus. Es ist als Ein Parabelstück unterschrieben. Das Drama erschien gedruckt erst 1953, wurde aber bereits 1943 im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt. Die Musik zur Uraufführung wurde von Paul Dessau komponiert .

Bei dem Stück Der gute Mensch von Sezuan handelt es sich um ein beispielhaftes Drama des von Brecht entwickelten epischen Theaters. So ist das Stück in eine Vielzahl von kurzen Szenen und Zwischenspielen eingeteilt, in denen Musikstücke die Handlung unterbrechen.

Die Szenen können voneinander isoliert betrachtet werden. Darüber hinaus wird die Distanz zwischen Publikum und Schauspielern durch die direkte Anrede der Zuschauer aufgebrochen (So zum Beispiel am Ende des Stücks im Epilog: „Verehrtes Publikum, los, such die selbst den Schluß! / Es muß ein Guter da sein, muß, muß, muß!“). Das Stück hat ein offenes Ende.

Zentrales Thema des Stücks ist der Konflikt zwischen Moral und miserablen Lebensbedingungen. So fragt das Theaterstück nach der Möglichkeit des einzelnen Menschen trotz einer ausbeuterischen Lebenswirklichkeit gut zu sein. In dem Stück erschwert die Notwendigkeit der handelnden Figuren ihr eigenes Überleben zu sichern ihre Möglichkeiten, sich ethisch vorbildlich zu verhalten.

Dieses wird deutlich als drei Götter auf die Erde kommen, um in Sezuan nach einem guten Menschen zu suchen. Insofern ist der Ort des Dramas die halb europäisierte Hauptstadt der chinesischen Provinz Sezuan. Da das Stück allerdings von Brecht als Parabel (Gleichnis) beschrieben wird, ist davon auszugehen, dass der fiktive Ort Sezuan nur stellvertretend für alle anderen Orte auf dieser Welt steht.

Szenenübersicht

Szenen von Der gute Mensch von Sezuan
Vorspiel
In einer Straße der Hauptstadt von Sezuan stellt sich der Wasserverkäufer Wang vor. Er berichtet von der großen Armut und der Verzweiflung der Menschen. Er sagt, dass es allgemein heißt, „daß uns nur noch die Götter helfen können.“ Insofern erwartet er ihre Ankunft und betrachtet seine Mitmenschen. Als Wang tatsächlich auf drei Götter trifft, berichten ihm diese, dass sie auf der Suche nach guten Menschen sind. Allerdings verweigern ihnen alle Menschen einen Schlafplatz. Einzig die Prostituierte Shin Te zeigt sich dazu bereit, die Götter bei sich schlafen zu lassen. Sie tut dies, obwohl sie durch die Einquartierung der Götter keinen weiteren Kunden empfangen kann und somit der Möglichkeit des Gelderwerbs beraubt ist. Am nächsten Morgen bedanken sich die Götter. Sie sind froh, endlich einen guten Menschen gefunden zu haben. Doch Shin Te sieht sich genötigt, die Götter nach einer Gegenleistung zu fragen: „Halt, Erleuchtete, ich bin gar nicht sicher, daß ich gut bin. Ich möchte es wohl sein, nur, wie soll ich meine Miete bezahlen?“ Nach einer kurzen Unterredung geben die Götter Shin Te Geld.
1. Ein kleiner Tabakladens
Shen Te erzählt, dass die Götter ihr 1000 Silberdollar gegeben haben. Von dem Geld hat sie sich einen kleinen Tabakladen eingerichtet. Mit diesem möchte sie nun ihr Geld verdienen. Allerdings erweist sich die Führung des Geschäfts für Shen Te auf Grund ihrer Herzensgüte als schwierig. Sie hilft mehreren armen Menschen. Am Ende der Szene wird Shen Tes Laden von Hilfesuchenden belagert. Sie klagt: „Mein schöner Laden! O Hoffnung! Kaum eröffnet, ist er schon kein Laden mehr! Zum Publikum: Der Rettung kleiner Nachen / Wird sofort in die Tiefe gezogen: Zu viele Versinkende / Greifen gierig nach ihm.“
Zwischenspiel, Unter einer Brücke
Der Wasserverkäufer Wang verbirgt sich seit mehreren Tagen unter einer Brücke. Als er einschläft, erscheinen ihm die Götter im Traum. Sie bitten Wang in die Stadt zurück zu gehen und nach Shen Te zu sehen. Sie hingegen wollen weiter gehen, um andere gute Menschen zu suchen.
2. Der Tabakladen
Überall in dem Tabakladen schlafen Leute. Shen Te hat sich als Shui Ta verkleidet und gibt vor, ihr eigener Onkel zu sein. In der Verkleidung gelingt es Shen Te, ein entschiedenes Auftreten zu vermitteln. Sie fordert alle Leute auf, den Laden zu verlassen. Shen Te sieht keine andere Möglichkeit, als durch diese Täuschung die Ordnung in ihrem Laden wiederherzustellen. Während Shen Te von dem geschäftssinnigen Schreiner nicht ernst genommen wurde, gelingt es Shen Te in der Verkleidung als Shui Ta einen fairen Preis für ein Regal auszuhandeln. Nichtsdestotrotz bleibt ein Problem mit der Hausbesitzerin bestehen, die eine Vorauszahlung der viel zu hohen Miete verlangt. Ein korrupter Polizist schlägt eine Hochzeit Shen Tes vor, um an Geld zu gelangen.
3. Abend im Stadtpark
Im Stadtpark lernt Shen Te den arbeitslosen Flieger Yang Sun kennen. Sie war auf dem Weg ins Teehaus, um einen Witwer mit drei Kindern zu treffen, den sie möglicherweise heiraten könnte. Yang Sun möchte sich an einem Baum umbringen, doch Shen Te versucht, ihn davon abzuhalten. Doch Yang Sun ist verzweifelt. Er hat zwei Tage nichts gegessen und nichts getrunken. Als der Wasserverkäufer Wang vorbei kommt, singt dieser das „Lied des Wasserverkäufers im Regen.“ Shen Te kauft ihm einen Becher Wasser für Yang Sun ab.
Zwischenspiel, Wangs Nachtlager in einem Kanalrohr
Wang schläft in einem Kanalrohr. Es erscheinen wieder die Götter. Sie erkundigen sich nach Shen Te. Wang erzählt ihnen von ihren Wohltaten, doch als sie erfahren, wie sich Shen Tes Vetter für den Erhalt des Tabakladens eingesetzt hat, sind sie enttäuscht. Es wird deutlich, dass die Götter nichts von Geschäften verstehen. Der erste Gott sagt: „Ich gebe zu, ich verstehe nichts von Geschäften, vielleicht muß man sich da erkundigen, was das Übliche ist. Aber überhaupt Geschäfte! Ist das denn nötig? Immer machen sie jetzt Geschäfte. Machten die sieben guten Könige Geschäfte? Verkaufte der gerechte Kung Fische? Was haben Geschäfte mit einem rechtschaffenen und würdigen Leben zu tun?“
4. Platz vor Shen Te’s Tabakladen
Früh am Morgen kommt Shen Te nach Hause. Sie hat die Nacht mit Yang Sun verbracht. Vor ihrem Laden warten bereits eine Menge Leute, die entweder Hilfe oder Geld von Shen Te verlangen. Es stellt sich heraus, dass sie ein nettes Nachbarehepaar hat, die der mittellosen Ladenbesitzerin einen Vorschuss von 200 Silberdollar anbieten, den sie später zurückbezahlen kann. Sie erhält das Geld von der alten Nachbarin. Als jedoch die Mutter von Yang Sun Frau Yang zu ihr in den Laden kommt, übergibt Shen Te das Geld an sie. Und zwar berichtet Frau Yang Shen Te von der Möglichkeit, ihrem verzweifelten Sohn eine Anstellung als Flieger in Peking zu beschaffen. Allerdings kostet die Stelle 500 Silberdollar. Shen Te ist sofort bereit, alles dafür zu tun, um Yang Sun die Stelle als Flieger zu ermöglichen.
Zwischenspiel, Vor dem Vorhang
Shen Te steht mit der Maske und dem Anzug von Shui Ta auf der Bühne. Sie singt das „Lied von der Wehrlosigkeit der Götter und Guten.“ In dem Lied heißt es unter anderem: „Die Guten / Können sie nicht helfen, und die Götter sind machtlos“ und „Die Guten / Können in unserem Lande nicht lang gut bleiben.“
5. Der Tabakladen
Der arbeitslose Flieger Yang Sun kommt zu Shen Te in den Laden, die wiederum als ihr Onkel Shui Ta verkleidet ist. Yang Sun drängt den Onkel die restlichen 300 Silberdollar aufzutreiben, um seine Anstellung als Flieger in Peking zu sichern. Es wird deutlich, dass es sich um eine Bestechung handelt, da ein Freund Yang Suns einen anderen Piloten als Leistung für das Geld beschuldigen soll, einen Fehler gemacht zu haben. Shui Ta mahnt zur Vorsicht, doch Yang Sun erklärt, Shen Te heiraten zu wollen und später über ein monatliches Einkommen von 250 Silberdollar zu verfügen. Die Hausbesitzerin kommt vorbei und zeigt sich dazu bereit, die Tabakbestände des Ladens für die fehlenden 300 Silberdollar aufzukaufen. Als sie fragt, ob es noch offene Schulden gibt, antworten Shui Ta und Yang Sun mit nein. Anschließend erfährt Shui Ta allerdings, dass Yang Sun plant, ohne Shen Te nach Peking zu gehen und durch sie nur versucht, an das Geld zu kommen. Es sieht bereits so aus, als ob der Laden verloren ist, als eine Hochzeit zwischen dem Barbier Shu Fu und Shen Te möglich scheint. Diese Hochzeit würde alle Probleme Shen Tes aus der Welt räumen, da der Barbier über mehrere Häuser in der Nachbarschaft verfügt. Gegen alle Bedenken entscheidet sich Shen Te am Ende der Szene allerdings weiterhin auf eine Bindung mit dem Flieger Yang Sun zu hoffen. Sie sagt: „Ich will mit dem gehen, den ich liebe. / Ich will nicht ausrechnen, was es kostet. / Ich will nicht nachdenken, ob es gut ist. / Ich will nicht wissen, ob er mich liebt. / Ich will mit ihm gehen, den ich liebe.“
Zwischenspiel, Vor dem Vorhang
Shen Te wendet sich auf dem Weg zu ihrer Hochzeit an das Publikum. Sie trägt Hochzeitsschmuck. Sie berichtet von ihrer Befürchtung, den Nachbarn ihr Geld nicht zurück zahlen zu können. Sie sagt: „Wie habe ich die beiden guten Alten einfach vergessen können! Sun hat wie ein kleiner Hurrikan in Richtung Peking meinen Laden einfach weggefegt und mit ihm alle meine Freunde.“
6. Nebenzimmer eines billigen Restaurants in der Vorstadt
In einem billigen Lokal in einer Vorstadt soll die Hochzeit von Yang Sun und Shen Te gefeiert werden. Doch Shen Te zweifelt an ihren Plänen. Obwohl sie Yang Sun liebt, plagt sie ihr Gewissen. Sie möchte die alten Nachbarn nicht betrügen, die ihr ohne einen Schuldschein zu fordern mit 200
Silberdollar ausgeholfen haben. Die gesammelte Hochzeitsgesellschaft wartet auf die Ankunft von Shui Ta, der nicht kommen wird, da er ja immer nur von Shen Te gespielt wurde. Doch Yang Sun erhofft sich von Shui Ta ein Machtwort, so dass Shen Te ihre Bedenken aufgibt und mit ihm nach Peking kommt. Im Laufe der Diskussion entfremden sich Shen Te und Yang Sun immer weiter. Shen Te möchte sich dagegen wehren, ein schlechter Mensch zu werden. Letztlich platzt die Hochzeit und Yang Sun singt das „Lied vom Sankt Nimmerleinstag.“
Zwischenspiel, Wangs Nachtlager
Im Traum berichtet Wang den Göttern von Shen Te. Er sagt, dass er sich um sie sorgt und bittet die Götter, ihr zu helfen. Doch diese lehnen eine weitere Hilfe ab: „Nichts. – Wir sind nur Betrachtende. Wir glauben fest, daß unser guter Mensch sich zurechtfinden wird auf der dunklen Erde. – Seine Kraft wird wachsen mit der Bürde.“
7. Hof hinter Shen Te’s Tabakladen
Die Hochzeit ist abgesagt und kurz bevor Shen Te ihren letzten Besitz verkaufen muss, erscheint der Barbier Shu Fu und übergibt Shen Te einen Blankoscheck. Mit diesem gelingt es Shen Te ihre Schulden bei den alten Nachbarn zurück zu bezahlen und ihren Laden zu erhalten. Schließlich verkleidet sich Shen Te wieder als Shui Ta und organisiert die nächsten Angelegenheiten. Er stellt den Scheck des Barbiers auf 10000 Silberdollar aus und bezahlt die Miete.
Zwischenspiel, Wangs Nachtlager
In seinem Traum begegnet Wang wieder den Göttern. Er beklagt sich über ihre hohen Anforderungen an den Menschen. Die Götter wirken von ihrer langen Reise nach einem guten Menschen müde.
8. Shui Ta’S Tabakfabrik
In den Baracken des Herrn Shu Fu hat Shui Ta eine kleine Tabakfabrik eingerichtet. In miserablen Bedingungen arbeiten nun einige Familien – insbesondere aber Frauen und Kinder – an der Ausweitung des Tabakunternehmens. Die Mutter des arbeitslosen Fliegers Frau Yang berichtet, dass ihr Sohn in der Tabakfabrik arbeitet, es aber schnell zum Aufseher geschafft hat. Einige Arbeiter in der Fabrik singen das „Lied vom achten Elefanten.“ Frau Yang lobt das Verhalten von Shui Ta, der einen aufrechten Arbeiter und Vorsteher aus ihrem Sohn gemacht hat.
9. Shen Te’s Tabakladen
Der kleine Tabakladen hat sich mit der Zeit reichlich verändert. Es handelt sich nun um einen Kontor mit Klubsesseln und schönen Teppichen. Die Witwe berichtet der noch immer als Shui Ta verkleideten Shen Te von dem Unglück des alten Nachbarpaars. Da sie das geliehene Geld nicht rechtzeitig von Shen Te zurück bekommen haben, mussten sie ihren Laden aufgeben. Shui Ta/Shen Te bedauert ihr Schicksal. Shen Te gibt sich seit sehr langer Zeit nur noch als Shui Ta aus. Viele Leute fragen sich, wo Shen Te steckt. Einer der Fragenden ist Yang Sun, der die Vermutung anstellt, dass Shen Te von Shui Ta entführt wurde und gefangen gehalten wird. Durch diese Beschuldigung wird der weitere Ausbau der Tabakfabrik verhindert. Die Polizei durchsucht den Tabakladen und findet Klamotten von Shen Te. Shui Ta wird aufs Polizeirevier beordert.
Zwischenspiel, Wangs Nachtlager
Zum letzten Mal erscheinen die Götter in Wangs Traum. Sie sind von der beschwerlichen und langen Reise gezeichnet. „Unverkennbar sind die Anzeichen langer Wanderung, tiefer Erschöpfung und mannigfaltiger böser Erlebnisse. Einem ist der Hut vom Kopf geschlagen, einer hat ein Bein in einer Fuchsfalle gelassen, und alle drei gehen barfuß.“ Wang erzählt den Göttern von Shen Tes Verschwinden. Besorgt beschließen die Götter in die Hauptstadt zurückzukehren. Ihrer Meinung nach handelt es sich bei Shen Te um den einzigen guten Menschen, den sie auf ihrer langen Reise gefunden haben.
10. Gerichtslokal
In dem Gericht wird der vorgesehene Richter durch die Götter ausgetauscht, die nun dem Gericht vorstehen. In dem Prozess werden nacheinander mehrere Zeugen nach dem Verbleib von Shen Te befragt. Schließlich gesteht Shui Ta: „Dann laßt mich euch die furchtbare Wahrheit gestehen: ich bin euer guter Mensch!“ Shui Ta nimmt seine Maske ab, zieht seine Kleider aus und gibt sich als Shen Te zu erkennen: „Ja, ich bin es. Shui Ta und Shen Te, ich bin beides. / Euer einstiger Befehl / Gut zu sein und doch zu leben / Zerriß mich wie ein Blitz in zwei Hälften.“ Doch obwohl sich Shen Te in ihrer Widersprüchlichkeit präsentiert, wollen ihr die richtenden Götter nicht glauben. Ihnen ist das Bild des von ihnen gefundenen guten Menschen zu bedeutend, als dass sie es durch die Bekenntnisse Shen Tes verunstalten lassen wollen. Der erste Gott sagt: „Sollen wir eingestehen, daß unsere Gebote tödlich sind? Sollen wir verzichten auf unsere Gebote? Niemals! Soll die Welt geändert werden? Wie? Von wem? Nein, es ist alles in Ordnung.“ Schließlich bestellen die Götter eine rosige helle Wolke und verschwinden langsam auf ihr in die Höhe. Sie singen das Terzett der entschwindenden Götter auf der Wolke.“ Während sie lächelnd und winkend auffahren, streckt Shen Te verzweifelt die Arme nach ihnen aus.
Epilog (siehe: Ad spectatores)
Vor den gefallenen Vorhang tritt ein Schauspieler und wendet sich an das Publikum: „Verehrtes Publikum, jetzt kein Verdruß: / Wir wissen wohl, das ist kein rechter Schluß.“ Nachdem die Figur gesagt hat, dass es den Darstellern nicht möglich war, sich ein besseres Ende auszudenken, fordert er das Publikum auf, sich selber ein Ende zu suchen: „Verehrtes Publikum, los, such dir selbst den Schluß! / Es muß ein guter da sein, muß, muß, muß.“

Form des Werkes

Das Stück ist in einzelne Szenen unterteilt, die jeweils von einem Zwischenspiel verbunden werden. Die Orte der einzelnen Szenen wechseln genauso wie die Zeit stetig voranschreitet. Maßgeblich für die formale Konstruktion des Stücks ist das Prinzip der Verfremdung, durch das das auf der Bühne gezeigte in einem großen Kontrast zu der Lebenswirklichkeit der Zuschauer dargestellt werden soll.

Das Theater versucht mit aller Kraft eine Identifikation der Zuschauer mit dem Gezeigten zu verhindern. Dieses wird sowohl durch die Aufspaltung der Hauptfigur Shin Te in zwei sehr unterschiedliche Persönlichkeiten als auch durch das absurd anmutende Verhalten der Götter verdeutlicht.

Figurenübersicht

    • Shen Te, Prostituierte, später Besitzerin eines kleinen Tabakladens (tritt mehrmals in Verkleidung als Shui Ta auf)
    • Wang, Wasserverkäufer
    • Die Götter
    • Yang Sun, ein arbeitsloser Flieger, später Aufseher in Shui Tas Tabakfabrik
    • Frau Yang, seine Mutter
    • Die Witwe Shin
    • Die achtköpfige Familie
    • Der Schreiner Lin To
    • Die Hausbesitzerin Mi Tzü
    • Der Polizist
    • Der Teppichhändler und seine Frau, leihen Shen Te 200 Silberdollar
    • Die alte Prostituierte
    • Shu Fu, Barbier
    • Der Bonze
    • Der Arbeitslose
    • Der Kellner
    • Die Passanten des Vorspiels

 

Sonstiges

Der zentrale Konflikt des Dramas organisiert sich entlang der Differenz zwischen dem naiven Glauben der Götter an das Gute im Menschen und den sehr harten Bedingungen ihrer sozio-ökonomischen Lebensrealität.

Während die Götter das Land auf der Suche nach einem guten Menschen (dem guten Menschen von Sezuan) durchstreifen, problematisiert das Stück die Schwierigkeit, sich als einzelner Mensch innerhalb eines ungerechten und durch ökonomisierten Gesellschaftssystems moralisch aufrichtig zu verhalten.

Bertolt Brecht

Bertolt Brecht ist ein deutscher Autor, der 1898 in Augsburg geboren wurde. Er starb 1954 in Berlin und war ein bedeutender Dramatiker und Lyriker des 20. Jahrhunderts. Brecht erlebte sowohl den Ersten als auch den Zweiten Weltkrieg, den Aufstieg des Nationalsozialismus sowie die Gründung der DDR. Er gilt als Begründer des epischen Theaters und ist für seinen Begriff der Verfremdung bekannt.

Brecht begann schon während seiner Schulzeit in Augsburg zu dichten. Während des 1. Weltkrieges schrieb er mehrere Reportagen für Lokalzeitungen und begann, als der 1. Weltkrieg vorbei war, in München Medizin und Philosophie zu studieren. Anstatt sich allerdings mit der Medizin zu beschäftigen, interessierte er sich für Gegenwartsliteratur. Er knüpfte Freundschaften zu anderen Künstlern und schrieb bereits 1918 sein erstes Drama („Baal“).

Über die Jahre gelang es Brecht, zahlreiche Kontakte zu allerhand Intellektuellen zu knüpfen. Ihm wurde bereits 1922 der Kleist-Preis für seine künstlerische Arbeit verliehen. In der zweiten Hälfte der 20er Jahre entwickelte sich Brecht zu einem überzeugten Kommunisten. Zu Beginn der dreißiger Jahre arbeitete er an seinen sogenannten Lehrstücken („Der Jasager“, „Die Maßnahme“).

Nachdem die Nationalsozialisten die Macht ergriffen hatten, war Brecht gezwungen, aus Deutschland zu fliehen. Er lebte zunächst in Dänemark und später in den USA im Exil. Nach dem 2. Weltkrieg siedelte er nach Ost-Berlin, wo er das Theater am Schiffbauerdamm gründete. Zu den bekanntesten Werken Brechts zählen Die Dreigroschenoper, Die heilige Johanna der Schlachthöfe sowie Der gute Mensch von Sezuan, wobei außerdem das Leben des Galilei eine enorme Bekanntheit erlangte.