Epistel

Als Epistel wird allgemein ein Brief bezeichnet, der oft einen gehobenen Anspruch hat und kunstvoll ist. Insbesondere werden damit die Apostelbriefe des Neuen Testaments der Bibel bezeichnet, wobei vor allem die Stellen, welche zum Vortrag im Gottesdienst bestimmt sind (Perikopen), gemeint sind. Darüber hinaus wird eine Gedichtform als Epistel bezeichnet. Hierbei handelt es sich um epische oder lyrische Briefgedichte in Versen, die zumeist aus Hexametern und Distichen gebildet werden, wobei in der deutschsprachigen Episteldichtung vor allem der Jambus und Alexandriner vorherrschen. Solche Episteln haben lehrhaften Charakter, weisen einen Plauderton auf und handeln oft von moralischen oder philosophischen Inhalten. Sie richten sich stets an eine Person (real oder fiktiv), sind aber für die Öffentlichkeit gedacht. Sie erinnern an die Elegie und sind oft parodistisch oder satirisch.


Epistel Bedeutung

Der Begriff Epistel leitet sich vom griechischen Nomen epistolē (επιστολη) ab, aus dem sich darüber hinaus das lateinische epistola, auch epistula, ableitet. Sämtliche dieser Wörter lassen sich schlicht und ergreifend mit Brief übersetzen, weshalb die Übersetzung grundsätzlich darauf verweist, worum es geht: nämlich einen Brief, auch wenn mit der Bezeichnung vor allem die Apostelbriefe der Bibel gemeint sind.

In der Liturgie – also die Ordnung und Gesamtheit der religiösen Zeremonien im christlichen Gottesdienst – wird der Begriff seit dem 12. Jahrhundert für die Textabschnitte der Bibel verwendet, die an Feiertagen und Sonntagen aus den Apostelbriefen entnommen und zum Vortrag bestimmt waren. An den Wochentagen wurden darüber hinaus auch andere Abschnitte des Alten Testaments vorgetragen. Diese Episteln wurden im sogenannten Epistolar, einem Buch mit den gottesdienstlichen Episteln der Kirche, zusammengefasst.Auszug aus einem Epistular

Epistolar des Erzbischofs Everger auf dem Delfin. Es wird auf das Jahr 984 n. Chr. datiert.


Epistel als Gedichtform (Versepistel)

Das sogenannte Versepistel ist bereits seit der Antike belegt. Es wurde zumeist in Hexametern oder Distichen, einer Kombination aus einem Hexameter und einem Pentameter, verfasst, wohingegen die deutsche Nachbildung vor allem auf ein jambisches Metrum sowie den Alexandriner setzte.

Als bekanntes antikes Beispiel können die beiden Bücher Epistulae (Briefe) des Horaz, einem der bedeutendsten Dichter der römischen Antike, genannt werden. Hierbei enthält das erste Buch insgesamt 20 und das das zweite drei größere Gedichte in Hexametern, die als Episteln bezeichnet werden können.


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