balladesk

Bedeutung

Das Adjektiv balladesk bedeutet balladenhaft und meint somit, dass ein literarischer Text oder ein Musikstück in der Art einer Ballade gestaltet ist und die Merkmale der Gattung aufweist. Im übertragenen Sinn kann ein gemäßigtes oder langsames Tempo sowie ein (natur-)magisches Ereignis, das mitunter auch schaurig ist, mit dem Wort beschrieben werden.

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Wird balladesk gebraucht, um einen Text zu beschreiben, wird diesem unterstellt, dass er einige Merkmale der Ballade aufweist. Die Ballade ist eine erzählende, oft mehrstrophige, Gedichtform, die mehrere Eigenschaften der Lyrik, Epik sowie Dramatik vereint. Somit stellt die Ballade eine Mischform der literarischen Großgattungen dar. Deshalb galt sie zahlreichen Dichtern, wie etwa J. W. v. Goethe und Friedrich Schiller, als eine der wichtigsten Ausdrucksformen der Dichtkunst.

Die Ballade ist schon aufgrund ihrer Form, also einem Aufbau aus Versen und Strophen, aber auch durch das Verwenden von Reimen, Metren und Stilmitteln, die eine Stimmung erzeugen können, lyrisch; sie ist episch, weil es einen Erzähler und einen Spannungsbogen geben kann. Außerdem wird die Handlung oft linear erzählt. Dramatisch ist die Gattung, da sie teils szenisch ist und demnach sprunghaft erzählt wird und an sehr wenigen Handlungsorten spielt, wobei außerdem Dialoge sowie direkte Rede eingesetzt werden, um die Handlung voranzutreiben. Oft greifen (naturmagische) schicksalverändernde Kräfte ein.

Beispiele für balladeske Texte sind der Erlkönig von Goethe, Der Handschuh von Schiller oder auch Die Brück’ am Tay und Archibald Douglas von Fontane sowie Belsazar von Heine.

 Fachartikel: Ballade, Gedichtformen

2.1
In der Unterhaltungsmusik bezeichnet man als balladesk oder Ballade eine langsame, gemäßigte Komposition der Rock- oder Popmusik, wobei in einigen Fällen auch Stücke, die dem Jazz zuzuordnen sind, mit dem Wort balladesk gekennzeichnet werden. Bei Werken, die im Verlauf ihren Balladen-Charakter verlieren, spricht man mitunter auch von Halbballaden

Bekannte Beispiele aus der Popmusik sind I Will Always Love You von Dolly Parton und My Heart Will Go On von Céline Dion. Bekannte Werke aus der Rockmusik sind Don’t Take Your Guns to Town von Johnny Cash und American Pie von Don McLean.


2.2
Vor allem im 19. und 20. Jahrhundert wurden zahlreiche literarische Balladen musikalisch umgesetzt. Die musikalischen Interpretationen von literarischen Balladen können ebenso als balladesk bezeichnet werden. Solche Interpretationen nehmen meist opernhafte Effekte wie Märsche oder Rezitative auf und wurden typischerweise vom Klavier begleitet. Diese Begleitung ist tonmalerisch und verwendet mitunter Leitmotive.

Die Klavierbegleitungen lösten sich in der Folge aber auch vom literarischen Vorbild, woraus eine eigene musikalische Gattung erwuchs. Die Ballade ist in der Klaviermusik, ähnlich wie auch das Charakterstück, formal nicht genau festgelegt, orientiert sich aber teils an literarischen Vorlagen. Eine sehr bekannte Orchesterballade ist L'apprenti sorcier von Paul Dukas. Die Ballade ist an den Zauberlehrling von Goethe angelehnt.

2.3
Der Begriff für die literarische Ballade, wie wir ihn heute für die Kunstballaden der letzten Jahrhunderte gebrauchen (s. Abschnitt 1), leitet sich vom italienischen ballata ab. Dieses ist ein mittelalterliches Tanzlied, das von den Tanzenden selbst gesungen wurde und mehrere Strophen sowie wiederkehrende Elemente aufwies (vgl. Kehrreim). Populär war die Gattung vor allem im 13. und 15. Jahrhundert (vgl. Literaturepochen).

Sie wurde als ballade in Frankreich weiterentwickelt. Dies führte zur starken Formstrenge (vgl. Geschichte der Ballade). Solche lyrischen Lieder, die als Ursprung der literarischen Ballade gelten, können ebenfalls balladesk genannt werden.

Das Adjektiv balladesk leitet sich vom Nomen Ballade ab, das auf das italienische ballata, welches ein Tanzlied bezeichnete, zurückgeht. Dieses leitet sich vom lateinischen Verb ballare, das tanzen bedeutet, ab.

So verweist das Wort auf die ursprüngliche Form der Ballade, die ein (Tanz-)Lied bezeichnete. Dieses findet sich dann im 14. sowie 15. Jahrhundert in Frankreich wieder, wo die Gattung als ballade weiterentwickelt und in der Folge im Englischen als ballad nachgeahmt wurde. Der Begriff tauchte im ausgehenden 18. Jahrhundert, in etwa im Jahr 1770, auch in Deutschland auf und gilt seither als Gattungsbegriff.

Das Adjektiv balladesk ist somit eine Ableitung des Nomens. Die Endung -esk drückt, wenn sie einem Nomen angehängt und als Adjektiv gebraucht wird, aus, dass die beschriebene Sache vergleichbar mit ebendiesem Nomen ist und diesem in einigen Merkmale ähnelt. Ebenso verhält es sich bei kafkaesk, was im Stil von Franz Kafka meint oder boulevardesk.

Der Begriff balladesk lässt sich seit dem auslaufenden 19. Jahrhundert in deutschen Texten belegen und wurde in der Folge immer häufiger gebraucht. Heutzutage ist der Gebrauch allerdings selten geworden, was vermutlich auch mit der schwindenden Bedeutung der Gattung zusammenhängt.

1. Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. dtv, München 1997
2. Quelle: Ngram Viewer

Beispiele

Heinrich Heines Gedicht Die Wanderratten lässt sich schwer einordnen. Einerseits weist es die Merkmale einer Fabel auf, doch im gleichen Zuge finden sich balladeske Elemente.
Ja, das ist richtig. Alles, was er schrieb, geriet am Ende etwas balladesk.
spiegel.de, "Ein Bild der Zeit im Plauderton"
Nein. Das antike Drama ist nicht balladesk, nur weil es mehrere Merkmale aller Literaturgattungen vereint. Wenn schon ist es andersherum.
Für die ESC-Coverversionen-Runde hat sie sich für "Dancing on My Own" entschieden, [...] den sie allerdings erkennbar angelehnt an die balladeske Version des britischen Castingshow-Teilnehmers Calum Scott interpretiert.
Felix Bayer, "Hauptsache nicht wieder Letzter"

Grammatik

Positiv
Grundform
Komparativ
1. Steigerung
Superlativ
2. Steigerung
balladesk balladesker am balladeskesten
Starke Deklination
Maskulin Feminin Neutral Plural
Nominativ balladesker balladeskes balladeske balladeske
Genitiv balladesken balladesken balladesker balladesker
Dativ balladeskem balladeskem balladesker balladesken
Akkusativ balladesken balladeskes balladeske balladeske
Schwache Deklination
Maskulin Feminin Neutral Plural
Nominativ der
balladeske
das
balladeske
die
balladeske
die
balladesken
Genitiv des
balladesken
des
balladesken
der
balladesken
der
balladesken
Dativ dem
balladesken
dem
balladesken
der
balladesken
den
balladesken
Akkusativ den
balladesken
das
balladeske
die
balladeske
die
balladesken
Gemischte Deklination
Maskulin Feminin Neutral Plural
Nominativ ein
balladesker
ein
balladeskes
eine
balladeske
keine
balladesken
Genitiv eines
balladesken
eines
balladesken
einer
balladesken
keiner
balladesken
Dativ einem
balladesken
einem
balladesken
einer
balladesken
keinen
balladesken
Akkusativ einen
balladesken
ein
balladeskes
eine
balladeske
keine
balladesken

Synonyme

  • balladenhaft
  • wie eine Ballade gestaltet