Als finites Verb, auch finite Verbform oder Personalform, wird eine Wortform des Verbes bezeichnet (vgl. Wortarten). Das finite Verb ist konjugiert und drückt somit bestimmte grammatische Merkmale aus. Das finite Verb zeigt Person, Numerus, Genus, Modus und Tempus an und ändert sich mit dem Subjekt. Ausdrücke ohne finites Verb sind keine Sätze, sondern Überschriften, Gliederungspunkte oder Ausrufe (vgl. Interjektion). In allen deutschen Sätzen ist demnach mindestens eine finite Verbform enthalten, wobei diese ein Teil des Prädikats ist (vgl. Aussagesatz). Das Gegenstück sind die infiniten Verben.
Inhaltsverzeichnis
Begriff
Der Begriff finit leitet sich vom lateinischen Nomen finis für Grenze ab. Hierbei gibt uns die Übersetzung des Wortes Hinweise, worum es grundsätzlich geht. Das finite Verb ist nämlich begrenzt.
Es ist insofern begrenzt, als dass es sich bestimmten grammatischen Merkmalen unterordnet und nach Numerus und Person des Subjekts konjugiert wird und sich Genus, Modus und auch Tempus ändert. Im Gegensatz dazu verändern sich infinite Verben nicht. Sie bleiben, unabhängig von anderen Satzgliedern, gleich und sind nicht begrenzt.
Finite Verbform im Deutschen
Im Deutschen lässt sich ein einfacher Satz mit einem Subjekt und einem Prädikat bilden. Das ist das mindeste und wird deshalb auch als Satzminimum oder ergänzungsloser Satz bezeichnet.
Da jeder deutsche Satz ein Finitum aufweist und dieses stets ein Teil des Prädikats ist, findet es sich auch in einem solchen Satzminimum. Ein einfaches Beispiel, das aus Subjekt und Prädikat besteht, ist:
Im obigen Beispiel steht an erster Stelle das Subjekt des Satzes und an der zweiten Stelle das Prädikat. Dieses ist das finite Verb laufe. Folglich passt sich dieses an Person- und Numerusmarkierung des Subjekts des Satzes an (vgl. Nominativ), also an das Ich. Ich ist die erste Person Singular. Deshalb ist die korrekte Verbform laufe.
Darüber hinaus ist der Modus der Indikativ und der Tempus das Präsens. Würde das Subjekt nun aber beispielsweise die 1. Person Plural sein, würde sich das Verb ändern. Es wird also konjugiert und zeigt so den Wechsel von Person und Numerus des Subjekts an.
Diese Beispiele verdeutlichen nun, wie sich das Verb laufen an das Subjekt angepasst hat. Dieses wurde im ersten Beispiel durch die 1. Person Singular, also Ich, repräsentiert und im zweiten durch die 1. Person Plural Wir. Im ersten Beispiel wurde aus laufen die Verbform laufe und im zweiten laufen. Die beiden Sätze waren Indikativ und standen im Präsens. Das ist aber natürlich nicht immer so.
Im Deutschen gibt es nämlich noch andere Zeitformen als das Präsens (Gegenwart) und neben dem Indikativ noch weitere Modi (Konjunktiv, Imperativ). Ein finites Verb ändert sich auch hierbei.
In diesem Beispiel ist das Subjekt Wir, also die 1. Person Plural, das Verb steht im Präteritum, also in der ersten Vergangenheit. Demnach hat sich das Verb laufen einerseits an die Person und den Numerus des Subjekts angepasst und auch dem Tempus, also der Zeitform. Der Modus ist weiterhin Indikativ, was das finite Verb ebenso anzeigt.
Finites Verb „laufen“ im Überblick
1. Person Singular | 2. Person Singular | 3. Person Singular | 1. Person Plural | 2. Person Plural | 3. Person Plural | |
---|---|---|---|---|---|---|
ich | du | er, sie, es | wir | ihr | sie | |
Präsens | laufe | läufst | läuft | laufen | lauft | laufen |
Präteritum | lief | liefst | lief | liefen | lieft | liefen |
Perfekt | bin gelaufen | bist gelaufen | ist gelaufen | sind gelaufen | seid gelaufen | sind gelaufen |
Plusquamperfekt[1] | war gelaufen | warst gelaufen | war gelaufen | waren gelaufen | wart gelaufen | waren gelaufen |
Futur I | werde laufen | wirst laufen | wird laufen | werden laufen | werdet laufen | werden laufen |
Futur II | werde gelaufen sein | wirst gelaufen sein | wird gelaufen sein | werden gelaufen sein | werdet gelaufen sein | werden gelaufen sein |
Partizip I[2] | laufend | |||||
Partizip II | gelaufen | |||||
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Beispielsweise benötigen wir für die Bildung von Futur I die finite Form von werden und die Grundform des Vollverbs. In der obigen Übersicht wird laufen somit zum Infinitiv, also zum infiniten Verb, der Grundform des Verbs.
Infinite und finite Verbformen
Im Gegensatz zu den finiten Verben, sind die infiniten unveränderlich. Infinite Verbformen drücken die Kategorien der Person, des Numerus und des Modus nicht aus. Diese Verbformen werden nicht konjugiert. Im Deutschen gibt es sie in Infinitiv, Partizip I und Partizip II.
Das bedeutet, dass sich von infiniten Verben kaum grammatische Merkmale des Satzes ableiten lassen. Dazu ein Beispiel:
Das obige Beispiel beinhaltet zwei Verben – nämlich: weinen und gehen. Das Verb gehen ist hierbei Teil des Prädikats, wird also an das Subjekt angepasst und ist somit ein finites Verb. Anders verhält es sich bei weinend. Durch die angehängte Endung -d können wir dieses als Partizip I identifizieren. Tritt ein Verb in dieser Form auf, ändert es sich nicht und passt sich der grammatischen Struktur nicht an.
Tempus | Beispielsatz |
---|---|
Präsens | Weinend geht sie nach Hause. |
Präteritum | Weinend ging sie nach Hause. |
Perfekt | Weinend ist sie nach Hause gelaufen. |
Plusquamperfekt | Weinend war sie nach Hause gelaufen. |
Futur I | Weinend wird sie nach Hause laufen |
Präteritum | Weinend ging sie nach Hause. |
Futur II | Weinend wird sie nach Hause gelaufen sein. |
Zusammenfassung
- Als finites Verb wird eine Wortform des Verbes bezeichnet. Das finite Verb ist konjugiert und drückt bestimmte grammatische Merkmale aus. Es zeigt Person, Numerus, Genus, Modus und Tempus an und ändert sich mit dem Subjekt, mit dem es in Numerus und Person übereinstimmt.
- Die Gegenform bilden infinite Verben. Diese werden nicht nach Person und Numerus, Tempus oder Modus konjugiert und geben somit kaum Informationen über die grammatischen Merkmale eines Satzes preis. Im Deutschen gibt es drei infinite Verbformen: Infinitiv, Partizip I, Partizip II.
- Hinweis: Der Infinitiv eines Verbes und die 1. Person Plural sowie 3. Person Plural im Präsens sind identisch. Dennoch spricht man hierbei von finiten Verben, da sie sich ja grundsätzlich an die Grammatik anpassen. Dies ist ein häufiger Fehler bei der Bestimmung.