Erich Fried

Erich Fried, geboren am 6. Mai 1921 in Wien; gestorben am 22. November 1988 in Baden-Baden, war ein deutschsprachiger Dichter, Schriftsteller, Essayist, Kommentator und Übersetzer aus Österreich.


Er galt in konservativen sowie rechten Kreisen als Störenfried, war darüber hinaus zeit seines Lebens politisch engagiert und verband das lyrische Schaffen mit seinen politischen Ansichten. Als eines seiner bekanntesten Werke gilt das Gedicht Was es ist, das als exemplarisches Modell moderner Liebeslyrik zu werten ist und zu einem festen Bestandteil von Lesebüchern wurde, die um das Thema der Liebe kreisen.

Sein Werk umfasst vor allem lyrische Texte, wobei der Autor zumindest einen Roman vorlegte (Ein Soldat und ein Mädchen, 1960) und weiterhin kürzere Prosawerke verfasste. Fried gilt als einer der bedeutendsten Shakespeare-Übersetzer, da es ihm erstmalig gelang, die Wortspiele und Neologismen des englischen Dramatikers sinnvoll ins Deutsche zu übertragen.

Lebenslauf

  • 1921: Erich Fried wird am 6. Mai in Wien als einziges Kind einer jüdischen Familie geboren.

  • 1926 – 1938: Er steht mit fünf Jahren auf der Bühne als Mitglied einer Kinderschauspielgruppe. Er verbringt seine Kindheit in Wien. Erich Fried besucht das Gymnasium Wasagasse. Sein Vater stirbt an den Folgen eines Gestapo-Verhörs. Fried emigriert nach London.

  • 1944 – 1945: Sein antifaschistisches Erstlingswerk die Deutschland-Gedichte erscheint. Er heiratet Maria Marburg. Frieds Sohn Hans kommt zur Welt.

  • 1946 – 1952: Erich Fried trennt sich von Maria Marburg. Er heiratet Nan Spence-Eichner. Seine Kontakte nach Berlin zu Elisabeth Langgässer und nach Hamburg zum Verleger Eugen Claassen entstehen. Er bekommt eine Anstellung als politischer Kommentator, bei der deutschen Abteilung der BBC.

  • 1958: Sein Sohn David wird geboren.

  • 1961: Seine Tochter Katherine wird geboren.

  • 1962 – 1969: Frieds zweite Ehefrau Nan verlässt ihn. Er kommt erstmals nach seiner Emigration wieder nach Wien. Er wird Mitglied der Gruppe 47 und trifft Rudi Dutschke. Erich Fried heiratet seine dritte Frau, Catherine Boswell. Seine Tochter Petra kommt zur Welt. Seine Zwillinge Klaus und Tom werden geboren. Frieds Vietnam-Gedichte erscheinen. Er verlässt seinen langjährigen Arbeitgeber BBC.

  • 1978: Die CSU verbannt seine Gedichte aus den bayrischen Schulbüchern. Er erhält den Österreichischen Würdigungspreis für Literatur.

  • 1979: Sein Buch Liebesgedichte erscheint.

  • 1980 – 1987: Erich Fried bekommt den Literaturpreis der Stadt Wien und 1983 den Literaturpreis der Stadt Bremen. Sein Prosawerk Das Unmaß der Dinge erscheint. Sein Werk Es ist was es ist erscheint. Er erhält den der Georg-Büchner-Preis.

  • 1988: Ihm wird die Ehrendoktorwürde der Universität Osnabrück zugestanden. Erich Fried stirbt am 22. November in Baden Baden und wird am 9. Dezember auf dem Londoner Friedhof Kensal Green bestattet.

Biografie

Erich Fried (geb. 6. Mai 1921 in Wien; † 22. November 1988 in Baden-Baden) war ein österreichischer Übersetzer und Schriftsteller.

Er machte sich unter anderem einen Namen durch seine Übersetzungen von Dylan Thomas und William Shakespeare. Fried verfasste darüber hinaus den Roman Ein Soldat und ein Mädchen (1960) sowie Kurzprosa. Seine Kindheit verbrachte der Lyriker in Wien, wo er auch zur Schule ging.

Leben in Deutschland

Fried nahm bereits als Kind die Spannungen in seiner Heimatstadt Wien war. Er erlebte den Blutigen Freitag (1927), einem blutigen Zusammenstoß zwischen der Polizei und demonstrierenden Arbeitern, bei dem 86 Arbeiter ihr Leben verloren. Er erlebte außerdem den Bürgerkrieg von 1934.

Als einziges Kind einer jüdischen Familie spürte er auch den immer weiter voranschreitenden Antisemitismus in seiner österreichischen Heimat. Erich Frieds Eltern waren Hugo Fried, der sein Auskommen als Spediteur bestritt, und dessen Ehefrau Nellie, die Grafikerin war.

Bereits im Kindesalter von fünf Jahren stand Fried als Mitglied einer Kinderschauspielgruppe auf den Bühnen der Stadt Wien und besuchte später das Gymnasium Wasagasse am Alsergrund. Nachdem sich am 13. März 1938 Österreich an Deutschland angeschlossen hatte, starb Erich Frieds Vater. Die Gestapo verhörte ihn zuvor, was seinen Tod zur Folge hatte.

Dieses Ereignis veränderte grundlegend das Leben des damals 17-jährigen Schülers, der nach dem Tod seines Vaters nach England floh. Er fasste den Vorsatz, Schriftsteller zu werden und seine Arbeit dem Kampf gegen Faschismus, Rassismus und Vertreibung zu widmen. Zunächst schloss er sich in London den damaligen Exilorganisationen an, deren konzeptionelle Basis auf den Grundlagen des Kommunismus aufgebaut war.

Leben in England

Erich Fried wohnte bis zu seinem Tod in London. Nach seiner Emigration kümmerte er sich von dort aus um den Aufbau einer Selbsthilfegruppe, die den Namen Emigrantenjugend trug. Über diese Organisation war Fried in der Lage, verfolgte und bedrohte Menschen aus ihren deutschen Heimatländern ins Sicherheit versprechende Exil nach England zu holen. Auch seine Mutter brachte er über diesen Weg nach London.

Frieds wichtigste und darüber hinaus engste Freunde aus dieser Zeit waren unter anderem der Breslauer Literaturwissenschaftler Werner Milch, Theodor Kramer, Hans Schmeier und sein Landsmann Hans Flesch, der ebenfalls Schriftsteller war.

Seinen Lebensunterhalt konnte Erich Fried zu dieser Zeit nur notdürftig absichern. Gelegenheitsjobs in der englischen Metropole hielten ihn über Wasser. Er arbeitete unter anderem zeitweilig als Fabrikarbeiter und Bibliothekar, bis sich ihm die Gelegenheit bot, bei verschiedenen neu gegründeten Zeitschriften mitzuarbeiten. Bereits 1944 erschien sein antifaschistisches Erstlingswerk Deutschland-Gedichte im Exilverlag des österreichischen PEN-Clubs. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs entschied sich Erich Fried dafür, in England zu bleiben.

Vor Kriegsende, im Jahr 1944, heiratete er Maria Marburg. Kurz darauf kam sein erster Sohn Hans zur Welt. Nur zwei Jahre später trennte Erich Fried sich wieder von Maria und heiratete im Jahr 1952 Nan Spence-Eichner. Der Ehe mit Nan Spence-Eichner folgten zwei Kinder, David (geb. 1958) und Katherine (geb. 1961).

Während der Zeit vor 1952 entstanden bereits Frieds Kontakte nach Berlin, wie etwa zu Elisabeth Langgässer und nach Hamburg zum Verleger Eugen Claassen. Frieds Mitarbeit bei den in London redigierten Alliierten-Zeitschriften Neue Auslese und Blick in die Welt verschaffte ihm 1952 schließlich eine Anstellung als politischer Kommentator, bei der deutschen Abteilung der BBC. Dort blieb er bis zum Jahr 1968 und verließ danach den Sender aufgrund politischer Unstimmigkeiten.

Arbeit und Leben als freier Schriftsteller

Im Jahr 1962 verließ ihn seine zweite Ehefrau Nan. Die Scheidung erfolgte erst drei Jahre später, im Jahr 1965. Ebenfalls 1962 stattete Erich Fried – erstmals nach seiner Emigration – der alten Heimat Wien einen Besuch ab. Bereits 1953 hatte er schon einmal die britische Insel verlassen, um eine Reise nach Berlin zu unternehmen. Bevor er seine Heimat jedoch wiedersah, entwickelte er sich in England zum anerkannten Übersetzer. In den Jahren 1956 und 1957 erschien er als Englandkorrespondent im Impressum der Zeitschrift Texte und Zeichen, die Alfred Andersch herausgab.

Die Reisen nach Deutschland brachten Fried an die außerparlamentarische Opposition heran. Er schloss damals Freundschaft mit Rudi Dutschke und beteiligte sich an den Versammlungen der Gruppe 47 (1963). Später wurde er dort als Linksaußen bezeichnet. Im Sommer des Jahres 1965 heiratete Erich Fried dann seine dritte Frau, Catherine Boswell, die gemeinsam mit ihm und seinen sechs Kindern bis 1988 in London lebte. Mit Catherine Boswell hatte er insgesamt drei Kinder. Seine Tochter Petra kam 1965 zur Welt und vier Jahre später, 1969, die Zwillinge Klaus und Tom.

Mitte der 1960er Jahre lösten seine Veröffentlichungen und Vorträge heftige Kontroversen aus. Sein Engagement galt nicht nur seiner Arbeit als Schriftsteller, sondern auch der Politik. Insbesondere seine Vietnam-Gedichte, die 1966 erschienen, sowie sein Engagement gegen die Palästinenserpolitik Israels, sorgten für erste Anfeindungen. In den 1970er Jahren folgten wertende Aussagen im Zusammenhang mit der RAF, die ihm den zweifelhaften Ruf eines unberechenbaren und entgleisten Polit-Dichters einbrachten. Die CSU sorgte gegen Ende der Siebziger Jahre (1978) sogar dafür, dass seine Gedichte aus den bayrischen Schulbüchern verschwanden.

Seit 1968, nachdem Erich Fried seine Arbeit bei der BBC beendet hatte, arbeitete er als freier und politisch engagierter Schriftsteller. Er trat oft bei großen politischen Tagungen auf und gab dort seine Gedichte zum Besten. Mit seinen Werken, die aus Lyrik und politischen Inhalten bestanden, qualifizierte er sich als polarisierende Persönlichkeit. Er war einerseits als Schriftsteller sehr geachtet, was ihm 1977 sogar eine Professur an der Universität von Gießen bescherte, andererseits brachte er die Öffentlichkeit mit seiner kritisch-politischen Argumentation gegen sich auf.

Eine seiner Aussagen führte sogar dazu, dass ihn der damalige Berliner Polizeipräsident anzeigte. Fried hatte sich in einem Leserbrief, der im Spiegel veröffentlicht wurde (7. Februar 1972), zur Ermordung von Georg Rauch (Rauch war Mitglied der linksterroristischen Gruppe Zentralrat der umherschweifenden Haschrebellen) geäußert. Darin bezeichnete er den Tod Rauchs als Vorbeugemord, da dieser von einem Polizisten während eines Schusswechsels erschossen wurde. Heinrich Böll sagte im Prozess zugunsten von Erich Fried aus, was schließlich zum Freispruch am 24. Januar 1974 führte.

Werke und Auszeichnungen

Mit seinem Buch Liebesgedichte überraschte Erich Fried im Jahr 1979. Das Werk wurde sehr erfolgreich und zählt auch heute noch zu einem der erfolgreichsten Lyrikbände der deutschen Nachkriegszeit. Das Buch machte ihn der breiten Öffentlichkeit bekannt. Es folgten zahlreiche Gedichtbände und Einzelgedichte sowie Prosasammlungen, unter anderem Das Unmaß der Dinge (1982), Bühnenstücke und Hörspiele.

Im Jahr 1982 bekam Fried die österreichische Staatsbürgerschaft zurück, behielt aber auch seinen britischen Pass, den er bereits seit 1949 besaß. Nachdem der Schriftsteller schon vor 1980 einige Auszeichnungen erhalten hatte, bekam er 1980 den Literaturpreis der Stadt Wien und 1983 den Literaturpreis der Stadt Bremen verliehen. Den Verleihungen folgten weitere Preise und Ehrungen, darunter der Georg-Büchner-Preis (1987) und die Ehrendoktorwürde der Universität Osnabrück, die ihm 1988 zugestanden wurde.

Tod in Deutschland

Nach seiner dritten Krebsoperation verstarb Erich Fried am 22. November 1988 in Baden Baden. Er wurde kurz darauf, am 9. Dezember 1988, auf dem Londoner Friedhof Kensal Green beigesetzt.

Der Nachlass des Schriftstellers befindet sich heute im Literaturarchiv der Nationalbibliothek Österreichs. Die Erich-Fried-Gesellschaft für Literatur und Sprache, die 1989 gegründet wurde, verleiht seit 1990 den Erich-Fried-Preis. Fried zählt zu den bedeutendsten Vertretern der politischen Lyrik seiner Zeit.

Werke

  • Blutiger Freitag (1929)
  • Judas Weg (Gedicht, 1943)
  • Deutschland (1944)
  • Österreich (1945)
  • Drei Gebete aus London (1945)
  • Nacht in London (1946)
  • Gedichte (1958)
  • Ein Soldat und ein Mädchen (Roman; geschrieben: 1946, veröffentlicht: 1960)
  • Izanagi und Izanami (Hörspiel, 1960)
  • Die Expedition (1962)
  • Reich der Steine (1963)
  • Warngedichte (1964)
  • Überlegungen (1964)
  • Kinder und Narren (Novellen, 1965)
  • und Vietnam und (1966)
  • Indizienbeweise (Hörspiel, 1966)
  • Anfechtungen (1967)
  • Zeitfragen (1968)
  • Befreiung von der Flucht (1968)
  • Die Beine der größeren Lügen (1969)
  • Unter Nebenfeinden (1970)
  • Die Freiheit den Mund aufzumachen (1972)
  • Neue Naturdichtung (1972)
  • Höre, Israel (1974)
  • Gegengift (1974)
  • Fast alles Mögliche. Wahre Geschichten und gültige Lügen (1975)
  • Die bunten Getüme (1977)
  • So kam ich unter die Deutschen (1977)
  • 100 Gedichte ohne Vaterland (1978)
  • Liebesgedichte (1979)
  • Lebensschatten (1981)
  • Das Nahe suchen (1982)
  • Das Unmaß der Dinge (Prosa, 1982)
  • Es ist was es ist (darin: Was es ist; 1983)
  • Angst und Trost. Erzählungen und Gedichte über Juden und Nazis (1983)
  • Beunruhigungen (1984)
  • Um Klarheit (1985)
  • Von Bis nach Seit (1985)
  • Mitunter sogar Lachen (Erinnerungen, 1986)
  • Am Rand unserer Lebenszeit (1987)
  • Unverwundenes (1988)