Georg Heym

Georg Heym, geboren am 30. Oktober 1887 in Hirschberg (Schlesien) und gestorben am 16. Januar 1912 in Berlin, war ein deutscher Autor, Dichter und Dramatiker. Sein Werk umfasst Dramen, Erzählungen, aber vor allem lyrische Texte.


Obwohl der junge Dichter bereits in frühen Jahren verstarb, gilt sein Œuvre als wesentlicher Wegbereiter des literarischen Expressionismus, das zahlreiche Autoren prägen sollte (vgl. Literaturepochen). Demnach gilt Georg Heym als einer der wichtigsten und bedeutendsten deutschsprachigen Dichter, wobei sein Gesamtwerk über 500 Gedichte sowie einzelne Werke in Prosa und dramatische Arbeiten umfasst.

Lebenslauf

  • 1887: Der Schriftsteller Georg Heym wird am 30. Oktober in Hirschberg geboren. Er wird bereits früh durch die schwermütige Atmosphäre seines Elternhauses geprägt.

  • 1896 – 1906: Heym besucht das Gymnasium Gnesen, danach das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium in Posen und das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin-Wilmersdorf. Er versucht sich an ersten dichterischen Werken.

  • 1907: Heym legt am 20. März 1907 am Friedrich-Wilhelms-Gymnasium Neuruppin das Abitur ab.

  • 1907: Georg Heym studiert zunächst Jura in Würzburg. Er schließt sich dem Korps Rhenania an.

  • 1908 – 1909: Heym setzt sein Jura-Studium an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin fort.

  • 1910: Er immatrikuliert sich an der Universität von Jena – kehrt aber kurz danach nach Berlin zurück. Heym vollendet seine Dramen Der Feldzug nach Sizilien und Die Hochzeit des Bartolomeo Ruggieri. Sein Gedicht Die Tote im Wasser erscheint.

  • 1911: Er legt die erste juristische Staatsprüfung in Berlin ab. Seine Dissertation wird von der Universität in Würzburg zurückgewiesen. Heym bewirbt sich um eine militärische Karriere. Die Gedichte Die Selbstmörder und Die Morgue des Schriftstellers werden veröffentlicht. Heyms Gedichtsammlungen Der ewige Tag, Der Krieg und Die Stadt erscheinen.

  • 1912: Georg Heym verunglückt am 16. Januar 1912 im Alter von 24 Jahren beim Schlittschuhlaufen auf der Havel und stirbt daraufhin.

Epochen der Literatur als Zeitstrahl

Biografie

Georg Heym (geboren am 30. Oktober 1887 in Hirschberg, Schlesien; † 16. Januar 1912 in Berlin) war ein bedeutender deutscher Dichter und Schriftsteller. Der Autor zählt zu den wichtigsten Lyrikern des frühen literarischen Expressionismus. Zu seinem umfangreichen literarischen Werk gehören auch ca. 500 Gedichte und lyrische Skizzen. Außerdem verfasste Georg Heym einige Prosawerke sowie Dramen.

Herkunft und familiäre Einflüsse

Georg Heym kam am 30. Oktober 1887 als Sohn des Staats- und späteren Reichsmilitärstaatsanwalts Hermann Heym (1850–1920) und dessen Ehefrau Jenny Heym, geborene Taistrzik, auf die Welt. Der spätere Schriftsteller hatte eine Schwester, Gertrud (1889–1920). Zu den ersten prägenden Einflüssen des Heranwachsenden gehörte die Erziehung des sehr religiösen Vaters, der oft schwermütig und nachdenklich erschien.

Auch seine Schwester neigte zur Schwermut und entsagte sich allen weltlichen Ereignissen. Heyms Mutter war eine eher stille Person im Hintergrund des elterlichen Heimathauses. Die drückende Atmosphäre seiner familiären Umgebung belastete den jungen Heym sehr. Er hatte ein wenig harmonisches Verhältnis zu seinem sehr konservativen und spießbürgerlichen Elternhaus.

Weder zu Vater und Mutter noch zu seiner Schwester hegte Georg Heym ein engeres Verhältnis. Sein Bezug zum Vater ließ ihn bereits in jungen Jahren mit dem Schreiben beginnen. Heyms Vater war ein sensibler Mensch, der nach der Teilnahme an einer Hinrichtung einige Zeit in einem Sanatorium verbrachte. Heyms Verhältnis zu seinem Vater wandelte sich im Laufe der Jahre von anfänglicher Nähe zur späteren Abneigung. Seine Eltern gehörten zum Bildungsbürgertum der damaligen Zeit.

Ausbildung und Studium

Georg Heym besuchte mehrere Schulen. Aufgrund der Stellung seines Vaters zog die Familie häufiger um. Es fiel ihm durch die ständigen Ortswechsel eher schwer, die Reifeprüfung am Gymnasium erfolgreich abzulegen.

Der junge Schüler besuchte 1896 zunächst das Gymnasium Gnesen, danach, ab 1899, das Friedrich-Wilhelms-Gymnasium in Posen und nur ein Jahr später, 1900, das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin-Wilmersdorf, an dem er die Versetzung in die Oberprima verpasste. Daraufhin setzte er seine schulische Laufbahn am Friedrich-Wilhelms-Gymnasium Neuruppin fort, wo er im zweiten Anlauf am 20. März 1907 den Abschluss erreichte.

Zum Studium trat Heym letztendlich doch in die beruflichen Fußstapfen seines Vaters. Er begann 1907 ein Jurastudium in Würzburg. Dort war er auch für kurze Zeit Mitglied im Korps Rhenania Würzburg. Das Leben im Korps empfand Heym allerdings bald als eintönig und wenig geistig förderlich, woraufhin er um 1908/1909 den Bund wieder verließ.

Bereits im November 1908 setzte er sein Studium an der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin fort. Seine Familie war zu dieser Zeit im Berliner Stadtteil Charlottenburg ansässig. Nach einem kurzen Wechsel an die Universität von Jena, 1910, kehrte er nach Berlin zurück und legte dort 1911 die erste juristische Staatsprüfung ab.

Verpasste Karrieren

Das Studium der Rechtswissenschaften interessierte Heym nur sehr bedingt. Er sah sich durch die akademische Karriere seines Vaters veranlasst, dessen beruflichen Weg ebenso einzuschlagen, war jedoch eher dazu geneigt, die juristischen Lehren durch kreative Arbeiten als Schriftsteller zu ersetzen. Heym schrieb seine Abneigung gegen das Jurastudium am 29. November 1910 eindrücklich in seinem Tagebuch nieder.

Der bestandenen ersten Staatsprüfung folgte ein Vorbereitungsdienst im Amtsgericht von Lichterfelde bei Berlin. Dort verbrachte er allerdings nur vier Monate und wurde wegen der unzulässigen Vernichtung juristischer Unterlagen entlassen. Etwas später, am 07. Juli 1911, wurde auch seine Dissertation von der Universität in Würzburg zurückgewiesen.

Danach bot sich ihm die Gelegenheit, den juristischen Vorbereitungsdienst erneut anzutreten. Nach einem zweiten Fehlversuch entschloss er sich dazu, eine militärische Karriere anzutreten, wozu es aufgrund seines frühen Todes jedoch nicht mehr kam.

Der Lyriker Heym

Georg Heyms Weg zum Lyriker begann zur Jahreswende 1909/1910. In dieser Zeit lag auch die Gründung des Neuen Clubs durch die Schriftsteller Kurt Hiller und Jakob von Hoddis. Der Neue Club war eine Vereinigung von jungen Künstlern und Studierenden, die sich öffentlich gegen die damalige politische Stimmung im Land stellte und jegliche Strenge sowie regelkonforme Ansätze gegenüber Kunst und Wissenschaft ablehnte.

Zur Vereinigung Neuer Club gehörten damals auch bekannte Persönlichkeiten wie Ernst Blass, David Baumgardt, Robert Jentzsch, Friedrich Koffka, Friedrich Schulze-Maizier, Erich Unger und John Wolfsohn.

Bereits im Jahr 1900 versuchte sich Heym an ersten dichterischen Werken. Seine frühesten Arbeiten beinhalten durchaus die Epigonalität seiner Zeit sowie eine Anlehnung am Ton der damaligen Epoche. Sie enthalten aber auch individuelle Elemente, die im Spätwerk des Schriftstellers in weiterer Ausprägung immer wieder erschienen.

Zu Beginn seiner schriftstellerischen Arbeit war Heym noch deutlich dem literarischen Jugendstil verbunden. Heyms besondere Verehrung galt Heinrich von Kleist, Friedrich Nietzsche, Friedrich Hölderlin, Dmitri Sergejewitsch Mereschkowski und Christian Dietrich Grabbe.

Prosawerke und Gedichte

Zu den Erzählungen eines Novellenbandes mit dem Titel Der Dieb (1911), den Heyms Verleger Ernst Rowohlt veröffentlichte, gehören unter anderem die Werke Der fünfte Oktober, Der Irre, Der kleine Jonathan, Die Sektion, Das Schiff, Ein Nachmittag, und Der Dieb. Das Prosawerk des Schriftstellers enthält zusätzlich vierzehn weitere kurze Skizzen und Entwürfe.

Zumeist nutzte Heym negative Metaphern in seinen Gedichten wie Die Selbstmörder (1911), Die Morgue (1911) und Die Tote im Wasser (1910). Hier beschreibt er wiederholt die Vision einer von Katastrophen heimgesuchten Welt und galt deshalb auch als Prophet des Ersten Weltkriegs. Etwas vernachlässigt bei der Betrachtung seines Gesamtwerks wurden allerdings seine zahlreichen Verse und Gedichte, die er der Liebe und der Natur widmete.

Früher Tod mit 24 Jahren

In den Jahren von 1907 bis 1911 entstanden auch mehrere Dramen des jungen Schriftstellers, wie etwa Atlanta oder Die Angst (1910/1911), Der Feldzug nach Sizilien (1907/1908//1910) und Die Hochzeit des Bartolomeo Ruggieri (1908/1910). Weitere 13 Dramen Heyms blieben unvollendet.

Georg Heym verunglückte am 16. Januar 1912 beim Schlittschuhlaufen auf der Havel tödlich bei dem Versuch, seinen eingebrochenen und ertrinkenden Freund Ernst Balcke retten zu wollten.

Das Grab des Dichters befindet sich auf dem Friedhof der Luisengemeinde am Fürstenbrunner Weg in Berlin-Charlottenburg und wurde nach einer 30-jährigen Ruhezeit 1942 eingeebnet.

Rezeption

Georg Heym gilt heute als einer der bedeutendsten Lyriker deutscher Sprache. Ungeachtet seines sehr kurzen Lebens als Schriftsteller war er ein wichtiger Wegbereiter des literarischen Expressionismus, dem zahlreiche Dichter und Schriftsteller seiner Zeit ihre Impulse verdanken.

Zu Georg Heyms Tod äußerte sich Marcel Reich-Ranicki gegenüber der Frankfurter Allgemeine Zeitung (kurz: FAZ) vom 18. Oktober 2003 in folgender Weise:


„Der Lyriker und Novellist wäre vielleicht einer der größten Dichter Deutschlands geworden, jedenfalls des zwanzigsten Jahrhunderts. Seine Poesie, die Formstrenge mit verblüffendem Bilderreichtum und kühnen Visionen verbindet, zeichnet sich durch eine unvergleichliche, ekstatisch-dämonische Aura aus und hat in hohem Maße die Vorstellung vom deutschen Expressionismus geprägt, zumal vom Frühexpressionismus.“

Werke

  • Gedichtsammlungen / Lyrik
    • Der ewige Tag (1911)
    • Der Kondor (1912)
    • Der Krieg (1911)
    • Die Stadt (1911)
    • Umbra vitae (posthum, 1924)
    • Marathon Sonette (posthum, 1956)
    • Poesiealbum 282 (posthum, 2009)
  • Prosa
    • Der Dieb. Ein Novellenbuch (posthum, 1913)
  • Dramatische Arbeiten
    • Der Feldzug nach Sizilien (1907/1908; 1910)
    • Die Hochzeit des Bartolomeo Ruggieri (1908; 1910)
    • Atlanta oder Die Angst (1910/1911)
    • Arnold von Brescia (1905–1908; unvollendet)
    • Prinz Louis Ferdinand (1907; 1909; unvollendet)
    • Iugurtha (1908; unvollendet)
    • Antonius von Athen (1908; unvollendet)
    • Spartacus (1908; unvollendet)
    • Lucius Sergius Catilina (1908; unvollendet)
    • Der Sturm auf die Bastille (1908; unvollendet)
    • Die Revolution (1908; unvollendet)
    • Der Tod des Helden (1908/1910; unvollendet)
    • Der Wahnsinn des Herostrat (1910; unvollendet)
    • Ludwig XVI. (1910; unvollendet)
    • Grifone (1909–1911; unvollendet)
    • Cenci (1911; unvollendet)