Heinrich Mann, geboren am 27. März 1871 in Lübeck und gestorben am 11. März 1950 in Santa Monica (Kalifornien, USA), war ein deutscher Schriftsteller und darüber hinaus der ältere Bruder des bekannten Autors Thomas Mann. Heinrich Manns Werk umfasst vor allem Schriften in Prosa, wobei vor allem Novellen und Romane verfasst wurden.
Seine bekanntesten Werke sind wohl Professor Unrat sowie Der Untertan, wenngleich als sein Hauptwerk die beiden Romane Die Jugend des Königs Henri Quatre und Die Vollendung des Königs Henri Quatre gelten müssen.
Mann gilt als Verfechter der Demokratie und wandte sich zeitlebens gegen den Nationalsozialismus, deren Anhänger seine Werke öffentlich verbrannten, weshalb Heinrich Mann in die USA flüchtete. Darüber hinaus betätigte er sich schon früh als Essayist, wobei seine Werke zumeist dem Expressionismus und Fin de Siècle zugeordnet werden (vgl. Literaturepochen).
Inhaltsverzeichnis
Lebenslauf
- 1871: Luiz Heinrich Mann wird am 27. März in Lübeck geboren. Er ist der ältere Bruder des Schriftstellers Thomas Mann. Seine Eltern sind der Lübecker Kaufmann Thomas Johann Heinrich Mann und dessen brasilianisch-deutsche Ehefrau Julia da Silva-Bruhns.
- 1885 – 1889: Heinrich Mann verlässt das Katharineum – ein Gymnasium – seiner Heimatstadt Lübeck und beginnt eine Lehre als Buchhändler. Er veröffentlicht erste Erzählungen und poetische Texte.
- 1890 – 1892: Der Vater des angehenden Schriftstellers stirbt. Die Familie Heinrich Manns zieht nach München um. Heinrich Mann volontiert beim S. Fischer Verlag in Berlin.
- 1892 – 1896: Wegen einer Lungenblutung muss sich Mann mehrfach in Kliniken aufhalten, u.a. in Wiesbaden. Mann ist als Herausgeber der nationalkonservativen und antisemitischen Monatsschrift Das Zwanzigste Jahrhundert. Blätter für deutsche Art und Wohlfahrt tätig.
- 1900- 1905: Er veröffentlicht die Trilogie Die Göttinnen und sein satirischer Roman Im Schlaraffenland erscheint. Das bekannte Werk des Schriftstellers Professor Unrat oder das Ende eines Tyrannen erscheint.
- 1910 – 1915: Die jüngste Schwester des Schriftstellers, Carla, nimmt sich das Leben. Manns Satire Die kleine Stadt gerät zur politischen Kampfansage. Sein Essay Zola führt zur Distanzierung von seinem Bruder Thomas Mann. Er heiratet die Prager Schauspielerin Maria Kanová.
- 1915 – 1918: Sein Welterfolg Der Untertan erscheint zunächst in russischer Sprache und danach als Privatausgabe auf Deutsch. Eine deutschlandweite Veröffentlichung des Romans erfolgt nach dem Ersten Weltkrieg.
- 1922: Heinrich Mann versöhnt sich mit seinem Bruder Thomas Mann.
- 1923 – 1933: Die Mutter des Schriftstellers stirbt. Seine Schwester Julia nimmt sich das Leben. Heinrich Mann trennt sich von seiner ersten Frau Maria Kanová. Ein Umzug nach Berlin erfolgt. Der Schriftsteller lernt seine zweite Frau Nelly Kröger kennen. Unter dem Titel Der blaue Engel wird Manns Buch Professor Unrat verfilmt.
- Mann ist 1933 in der Sektion Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste aktiv. Dem Schriftsteller wird im Zuge der Machtergreifung der Nationalsozialisten die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt und sein Ausschluss aus der Akademie der Künste erfolgt. Er verlässt Deutschland und emigriert nach Frankreich.
- 1935 – 1938: Mann verfasst den zweibändigen historischen Romane Die Jugend des Königs Henri Quatre und Die Vollendung des Königs Henri Quatre. Er wird weiterhin zum Ehrenpräsidenten der SPD gewählt.
- 1939 – 1940: Der Schriftsteller flieht mit seiner zweiten Frau Nelly Kröger in die USA, sein Roman Lidice entsteht.
- 1944 – 1949: Nelly Kröger nimmt sich am 16. Dezember das Leben. Mann zieht sich mehr und mehr in die Vereinsamung zurück. Ihm wird die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Humboldt-Universität verliehen. Die Deutsche Akademie der Künste in Ost-Berlin wählt ihn zu ihrem Präsidenten.
- 1950: Heinrich Mann stirbt am 11. März 1950 in Santa Monica (Kalifornien).
Biografie
Luiz Heinrich Mann (geboren am 27. März 1871 in Lübeck; † 11. März 1950 in Santa Monica, Kalifornien) war ein bekannter deutscher Schriftsteller, zu dessen Werk Novellen, Essays und Gedichte gehören. Er war der ältere Bruder des Schriftstellers Thomas Mann. Zeit seines Lebens stand Heinrich Mann im Schatten des Ruhmes seines berühmten Bruders.
Zu Heinrich Manns bekanntesten Arbeiten gehören die Werke Professor Unrat (1905) und Der Untertan (1918). Manns Werke waren unter anderem vom französischen Roman des 19. Jahrhunderts stark geprägt. Sie besaßen oft gesellschaftskritische Intentionen. Seine Frühwerke wurden insbesondere inspiriert von Friedrich Nietzsche und Gabriele D’Annunzio.
Familie und Ausbildung
Heinrich Mann war der ältere Bruder von Thomas Mann und der Spross des Lübecker Kaufmanns Thomas Johann Heinrich Mann und dessen brasilianisch-deutscher Ehefrau Julia da Silva-Bruhns. Zur Familie des späteren Schriftstellers gehörten die Geschwister Thomas (1875–1955), die Schwestern Julia (1877–1927) und Carla (1881–1910) sowie sein jüngster Bruder Viktor (1890–1949).
Der junge Heinrich Mann wuchs in üppigen finanziellen Verhältnissen auf und konnte sich nach dem Tod des Vaters auf eine bescheidene Rente stützen, die ihm Reisen und ein unbeschwertes Leben ermöglichte. Manns Vater war bis zu seinem Tod 1891 Senator für Wirtschaft und Finanzen in Lübeck.
Als Schüler verließ er bereits in der Unterprima das Gymnasium Katharineum (1889) und begann eine Lehre zum Buchhändler in Dresden. Zum einen wollte Heinrich Mann die väterliche Getreidefirma nicht übernehmen, zum anderen war die Buchhändlerausbildung auch nicht zufriedenstellend für den angehenden Schriftsteller. Heinrich Mann brach daher seine Ausbildung bereits nach einem Jahr wieder ab. Nach dem Tod seines Vaters (1891) zog die Familie nach München um.
Reiseleben und Volontariat
Für Heinrich Mann begann nach dem Tod des Vaters ein unbeschwertes Reiseleben. Er veröffentlichte 1903 die Trilogie Die Göttinnen, die er während seiner Reisen verfasste. Bereits im Jahr 1900 erschien sein satirischer Roman Im Schlaraffenland.
Darin nahm er auch politisch Stellung zu den Ereignissen seiner Zeit. In recht aggressivem Stil beschrieb er den modernen Kapitalismus in Berlin, den er in einen drastischen Gegensatz zur Kunst der alten Heimat und deren Anfängen zu Gründerzeiten setzte.
Manns Satire Die kleine Stadt (1910) geriet sogar zur politischen Kampfansage. Etwas später, 1915, führte ein Essay über Zola, in dem Heinrich Mann Chauvinismus und Militarismus anprangerte, zur Distanzierung von seinem Bruder Thomas Mann.
Es entstand ein politisch-weltanschauliches Zerwürfnis zwischen den beiden Brüdern, das über den gesamten Ersten Weltkrieg hinweg andauerte und erst 1922 beigelegt wurde. Heinrich Mann volontierte von August 1890 bis 1892 beim S. Fischer Verlag in Berlin. Außerdem betrieb er Studien an der Friedrich-Wilhelms-Universität.
Wegen einer Lungenblutung musste er sich 1892 mehrfach in Kliniken aufhalten und reiste dazu in den Schwarzwald, nach Wiesbaden und nach Lausanne. Ab 1885 veröffentlichte Heinrich Mann bereits seine ersten Erzählungen und ab dem Jahr 1887 auch poetische Texte. In den Jahren von März 1895 bis Juli 1896 war Heinrich Mann als Herausgeber der nationalkonservativen und antisemitischen Monatsschrift Das Zwanzigste Jahrhundert. Blätter für deutsche Art und Wohlfahrt aktiv.
Professor Unrat
Heinrich Manns bekanntes Werk Professor Unrat oder das Ende eines Tyrannen verfasste der Schriftsteller 1904. Der Roman erschien ein Jahr später (1905). In diesem Werk – wie auch später in Der Untertan – übte Mann scharfe Kritik an den politischen und sittlichen Verhältnissen im wilhelminischen Deutschland. Die soziale Kluft im Land und die ungerechte Gesinnung der Obrigkeit standen in beiden Werken im Fokus. Die Ausbeutung der Arbeiterschicht war auch das Thema von anderen Erzählungen des Schriftstellers.
Das Buch wurde in Heinrich Manns Heimatstadt Lübeck kritisiert und eher wenig beachtet. Die Obrigkeit ignorierte das Werk weitestgehend, was faktisch einem Verbot des Werkes gleichkam. Erst später und durch zahlreiche Übersetzungen sowie durch die Verfilmung von 1930, die unter dem Titel Der blaue Engel erfolgte, erreichte Manns Professor Unrat Weltruhm.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges erschien Heinrich Manns erfolgreichstes Werk Der Untertan. Bereits in den ersten Wochen nach Erscheinen des Buches wurde das Werk ca. hunderttausendmal verkauft. An seinem Roman Der Untertan arbeitete Heinrich Mann bereits ab 1912.
Ein Vorabdruck in der Zeitschrift Zeit im Bild fiel sofort der Zensur zum Opfer. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wurde die Verbreitung des Werks komplett unterbunden. Der Untertan erschien 1915 zunächst in russischer Sprache und 1916 als Privatausgabe auf Deutsch. Eine deutschlandweite Veröffentlichung des Romans erfolgte erst 1918.
Ehen
Die jüngste Schwester des Schriftstellers, Carla, starb 1910 durch Suizid. Über den Verlust seiner Schwester kam Heinrich Mann nur sehr schwer hinweg. Vier Jahre später, 1914, heiratet er die Prager Schauspielerin Maria Kanová (1886–1947) und lebte mit ihr in München. Der Ehe mit Maria Kanová entsprang Manns einziges Kind, die Tochter Leonie Mann (1916–1986).
Auch Heinrich Manns Schwester Julia nahm sich 1927 das Leben. Bereits einige Jahre zuvor, 1923, starb die Mutter des Schriftstellers. Nach der Trennung von seiner Frau Maria Kanová, 1928, zog Mann nach Berlin um. Die Scheidung erfolgte erst 1930. Heinrich Mann lernte seine zweite Frau, Nelly Kröger, bereits 1929 kennen und heiratete sie fast zehn Jahre später, 1939.
Heinrich Mann war von 1926 bis 1933 in der Sektion Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste aktiv. Im Jahr 1931 verfasste er gemeinsam mit Albert Einstein einen offenen Brief an die New York Times. Darin machten beide auf die Ermordung des kroatischen Intellektuellen Milan Šufflay aufmerksam.
Exil in Frankreich
Im Dritten Reich stand Mann auf der Ersten Ausbürgerungsliste des Deutschen Reichs von 1933. Er hatte gemeinsam mit Käthe Kollwitz und Albert Einstein zweimal den Dringenden Appell zur Aktionseinheit der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) gegen die Nationalsozialisten unterzeichnet (1932 und 1933).
Dem Schriftsteller wurde im Zuge der Machtergreifung 1933 die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt und es erfolgte sein Ausschluss aus der Akademie der Künste, den die Nationalsozialisten bewirkten.
Daraufhin verließ Heinrich Mann Deutschland (im Februar 1933) und emigrierte über Sanary-sur-Mer zunächst nach Toulon und dann nach Nizza. Er hatte dort bis 1940 seinen Wohnsitz. Zuvor lebte der Schriftsteller meistens in München. Mann widmete insbesondere die ersten Jahre seines Exils der Sammlung der antifaschistischen Intellektuellen und deren Widerstand (1933-1938).
Der Exilant war auch Präsident des Komitees zur Schaffung einer deutschen Bibliothek der verbrannten Bücher. Der Schriftsteller plädierte in unzähligen Essays, Beiträgen in Zeitschriften, Rundfunksendungen und Anthologien für einen streitbaren Humanismus, der ihn bisweilen der KPD und damit auch der Sowjetunion näherbrachte.
In den Jahren von 1935 bis 1938 verfasste Mann den zweibändigen historischen Roman Die Jugend des Königs Henri Quatre und Die Vollendung des Königs Henri Quatre. Im Zuge seiner Emigration wurde Mann Vorsitzender des Vorbereitenden Ausschusses der deutschen Volksfront (Lutetia-Kreis) und gleichzeitig zum Ehrenpräsidenten der SPD gewählt.
Die beiden Romane Die Jugend des Königs Henri Quatre und Die Vollendung des Königs Henri Quatre stellen das Hauptwerk des Schriftstellers dar. Während der Jahre seines Exils in Frankreich erhielt Mann außerdem die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft (1936).
Tod in Santa Monica (Kalifornien“
Nach der Heirat mit Nelly Kröger (1939) flohen beide, gemeinsam mit Manns Neffen Golo Mann und dem Ehepaar Werfel im Jahr 1940 über die Pyrenäen in die USA. Dort war er unter anderem als Scriptwriter für die Filmgesellschaft Metro Goldwyn Mayer tätig. Im Sommer 1942 entstand dann sein Roman Lidice, der die nationalsozialistische Herrschaft in der Komik bloßstellte.
Die USA als gewähltes Exilland blieben für Heinrich Mann fremd. Er konnte mit der Kultur der Nordamerikaner wenig anfangen. Auch finanziell ging es ihm und seiner Familien in diesen Jahren weniger gut. Mann wurde von seinem Bruder Thomas, der damals ebenso in den USA lebte, finanziell unterstützt.
Nach dem Selbstmord seiner Frau Nelly Kroegers am 16.12.1944 zog sich Heinrich Mann mehr und mehr vom öffentlichen Leben zurück und geriet in die Vereinsamung. Auch die Versuche der Kulturpolitiker der späteren DDR ihn zur Umsiedelung zu bewegen (1944) trugen keine Früchte.
Am 5. Mai des Jahres 1947 wurde Heinrich Mann die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Humboldt-Universität verliehen. Nur knapp zwei Jahre später wählte ihn schließlich die Deutsche Akademie der Künste in Ost-Berlin zu ihrem Präsidenten.
Heinrich Mann verstarb jedoch, bevor er das Amt antreten konnte. Der Schriftsteller starb nur ca. 14 Tage vor seinem 79. Geburtstag, also am 11. März 1950, in Santa Monica (Kalifornien). Er wurde kurz darauf in Santa Monica beigesetzt. Im Jahr 1961 wurde Manns Urne nach Deutschland überführt und auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin beigesetzt. Die Grabstätte des Schriftstellers gehört heute zu den Ehrengräbern des Landes Berlin. Darüber hinaus wurde nach dem Schriftsteller der Heinrich-Mann-Preis benannt, der seit 1953 jährlich verliehen wird.
Werke
- Werke von Heinrich Mann in chronologischer Reihenfolge
- Haltlos (1891)
- In einer Familie (1894)
- Das Wunderbare und andere Novellen (1897)
- Ein Verbrechen und andere Geschichten (Novelle, 1898)
- Im Schlaraffenland (1900)
- Die Göttinnen oder Die drei Romane der Herzogin von Assy (Trilogie, 1903)
- Die Jagd nach Liebe (1903)
- Flöten und Dolche (Novellen, 1905)
- Pippo Spano (Novelle, 1905)
- Professor Unrat oder Das Ende eines Tyrannen (1905)
- Stürmische Morgen (Novellen, 1906)
- Zwischen den Rassen (1907)
- Die kleine Stadt (1909)
- Geist und Tat (Essays, 1910-18)
- Die Rückkehr vom Hades (Novellen, 1911)
- Die Armen (1917)
- Der Untertan (1918)
- Vereinigte Staaten von Europa (1924)
- Der Kopf (1925)
- Eugénie oder Die Bürgerzeit (1928)
- Die große Sache (1930)
- Ein ernstes Leben (1932)
- Der Haß, deutsche Geschichte (1933)
- Die Jugend des Königs Henri Quatre (1935)
- Die Vollendung des Königs Henri Quatre (1938)
- Lidice (1942)
- Ein Zeitalter wird besichtigt (Memoiren, 1946)
- Die traurige Geschichte von Friedrich dem Großen (Fragment zu einem aufklärerisch-historischen Dialogroman, 1948)
- Der Atem (1949)