Ludwig Tieck

Johann Ludwig Tieck, bekannt als Ludwig Tieck, *31. Mai 1773 in Berlin, † 28. April 1853 in Berlin, war ein deutscher Dichter, Übersetzer und Schriftsteller der Romantik.


Er gab grundlegende Anregungen zu den Ideen der Epoche. Mit seinen Novellen wurde Tieck zum Vorbild für diese Gattung. Er publizierte auch unter den Pseudonymen Peter Lebrecht und Gottlieb Färber und war für seine Übersetzungen und die Herausgabe von Werken bedeutender Schriftsteller bekannt.

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Lebenslauf

  • Am 31. Mai 1773 wird Johann Ludwig Tieck, bekannt als Ludwig Tieck, als Sohn des gebildeten Seilermeisters Johann Ludwig Tieck und dessen Frau Anna Sophie, geborene Berukin, in Berlin geboren. Er ist das älteste von drei Geschwistern.[1]

  • Schon im Vorschulalter erfährt Tieck Bildung durch den Vater. So lernt er bereits in jungen Jahren Werke Goethes, Schillers, Shakespeares und Cervantes kennen.

  • Ab 1782 besucht er das Friedrich-Werdersche Gymnasium unter der Leitung von Friedrich Gedike, wo er Freundschaft mit Wilhelm Heinrich Wackenroder schließt.

  • Tieck interessiert sich für das Theater und die Schauspielerei. Clemens Brentano soll ihn als den größten Schauspieler, der nie eine Bühne betrat, bezeichnet haben.

  • Früh lässt sich ein literarisches Talent erkennen. Er arbeitet mit seinen Lehrern August Ferdinand Bernhardi und Friedrich Eberhard Rambach zusammen und hilft ihnen, triviale Sensationsromane zu schreiben.[2]

  • Ab 1792 studiert Tieck Theologie, Geschichte und Philologie an den Universitäten in Halle (1792), Göttingen (1792/1793 und 1793/1794) und Erlangen (1793).
  • Sein besonderes Interesse gilt der englischen Literatur, was sich später in seinen bekannten Shakespeare- und Cervantes-Übersetzungen zeigt.

  • Gemeinsam mit Wackenroder studiert Tieck ein Semester in Erlangen und unternimmt gemeinsame Reisen nach Nürnberg und durch Franken. Eindrücke dieser Reisen hält er in seinen Reisebeschreibungen fest.

  • Zurück in Göttingen, beginnt im Herbst 1793 ein Briefwechsel zwischen Tieck und Wackenroder.[3]

  • 1794 entscheidet sich Tieck zum Leben als freier Schriftsteller, bricht das Studium ab und kehrt zurück nach Berlin.
  • Von 1794 bis 1798 verfasst er Erzählungen, die im Almanach Straußfedern durch den Berliner Verleger und bekannten Vertreter der Spätaufklärung Friedrich Nicolai veröffentlicht werden.

  • 1795/1796 schreibt er die Erzählungen Abdallah, Peter Lebrecht (diesen Namen nutzt Tieck unter anderem als Pseudonym) und den Briefroman Die Geschichte des Herrn William Lovell, die ihm später die Anerkennung seiner Freunde einbringt.

  • 1797 arbeitet er gemeinsam mit Wackenroder an dessen Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders. Mit diesem Werk leisten sie einen wesentlichen Beitrag zur Literatur der Romantik.
  • Noch im selben Jahr schreibt Tieck den Künstlerroman Franz Sternbalds Wanderungen, der 1798 veröffentlicht wird. Er gibt damit maßgeblich die Richtung für romantische Romane vor und beeinflusst Novalis und Joseph von Eichendorff.

  • Tieck beginnt mit der Bearbeitung alter Volkssagen und Märchen. Es entstehen ironisch- und dramatisch-satirische Märchenspiele wie Der gestiefelte Kater (1797), Ritter Blaubart (1797) und Der blonde Eckbert (1797).

  • In Berlin verkehrt Tieck im literarisch bedeutsamen Salon von Henriette Herz, Rahel Levin und Dorothea Veit. 1797/1798 macht er hier die Bekanntschaft mit August Wilhelm und Friedrich Schlegel.

  • 1798 stirbt Tiecks Freund Wackenroder.
  • Im selben Jahr heiratet Tieck Amalie Alberti, die Tochter des Hamburger Theologen Julius Gustav Alberti. Aus der Ehe gehen die Töchter Dorothea und Agnes hervor.

  • 1799 bis 1800 hält sich Tieck im Kreis der Frühromantiker in Jena auf (vgl. Jenaer Romantik), wo er den geistigen Austausch mit den Brüdern Schlegel, Caroline und Dorothea Schlegel, Novalis, Schelling und Henrik Steffens genießt.
  • Außerdem macht er Bekannschaft mit Jean Paul, Goethe und Fichte. In dieser Zeit verfasst er seine Romantischen Dichtungen.

  • 1800 erleidet Tieck einen ersten schweren Gichtanfall. Ein erstes Anzeichen des gesundheitlichen Verfalls des Dichters.

  • 1801 bereichert Tieck das literarische Programm der Frühromantik mit seiner Don-Quixote-Übersetzung.
  • Im selben Jahr stirbt Novalis und der Jenaer Kreis zerfällt. Tieck zieht für eine kurze Zeit nach Dresden, wo er mit jüngeren Romantikern wie Achim von Arnim und dem Maler Philipp Otto Runge in Kontakt kommt.

  • Im Herbst 1802 zieht Tieck gemeinsam mit seiner Familie, geplagt von Depressionen, in das ländliche Ziebingen in der Mark Brandenburg auf das Gut seines Freundes Burgsdorff.
  • Hier lernt er die dritte Tochter von Graf Karl Finck von Finckenstein kennen. Mit Henriette von Finckenstein beginnt er ein Verhältnis und sie wird für ihn eine Muse und Mäzenin.[4]
  • 1804 entsteht das als Lustspiel bezeichnete Lesedrama Kaiser Octavianus, in dem sich das Programm einer progressiven Universalpoesie (vgl. Novalis) erkennen lässt.

  • Während der Zeit in Ziebingen unternimmt Tieck zahlreiche Studienreisen: München (1804, von 1808-1810), Rom (1805/1806), Wien (1808), Prag (1813) und London und Paris (1817).
  • In dieser Zeit nehmen der Philosoph Karl Wilhelm Ferdinand Solger und Friedrich von Raumer Einfluss auf Tiecks Schaffen.
  • Tieck arbeitet vorrangig an Übersetzungen und Bearbeitungen diverser Stücke und gibt ab 1812 Phantasus. Eine Sammlung von Märchen, Erzählungen, Schauspielen und Novellen heraus.

  • 1819 zieht Tieck mit seiner Frau, den Töchtern und Henriette von Finckenstein nach Dresden.
  • Tieck ist Hofrat und Dramaturg des Theaters (ab 1825) und nimmt somit eine zentrale Position im kulturellen Stadtleben ein. Er organisiert populär werdende Leseabende und gewinnt als Schriftsteller immer mehr Bekanntheit.

  • 1821 erscheinen die beiden ersten Novellen Der Geheimnisvolle und Die Gemälde. Bis 1841 folgen mehr als dreißig Novellen.[5]

  • Im selben Jahr gibt er die hinterlassenen Schriften Heinrich von Kleists heraus.

  • 1825 bis 1833 führt Tieck als Redaktor und Herausgeber die Shakespeare-Übersetzung von August Wilhelm Schlegel zu Ende.[6]

  • Nach Goethes Tod 1832 gilt Tieck als größter lebender deutscher Dichter, gerät aber in die starke Kritik und Herablassung der Jungdeutschen (vgl. Junges Deutschland, Vormärz).

  • Einige Schicksalsschläge begleiten die letzten Jahre in Dresden.
  • 1836 überlebt Tieck einen Verkehrsunfall mit sehr schweren Verletzungen auf dem Weg nach Baden-Baden zu einem Kuraufenthalt. 1837 stirbt seine Frau Amalie.

  • 1838 schreibt Tieck sein Meisterwerk, die Novelle Des Lebens Überfluß.

  • 1840 behandelt Tieck die Emanzipation der Frauen in seinem Roman Vittoria Accorombona und trifft damit ein aktuelles Thema seiner Zeit.

  • Im Februar 1841 stirbt Tiecks Tochter Dorothea. Beide hatte eine intensive Zusammenarbeit an Übersetzungen verbunden.
  • Im selben Jahr entsteht Tiecks letzte Novelle Waldeinsamkeit.

  • 1842 zieht Tieck auf Einladung Friedrich Wilhelms IV. nach Berlin. Er soll im Auftrag des Königs Musteraufführungen auf die Bühne des Potsdamer Neuen Palais bringen.[7]
  • Währenddessen erleidet Tieck einen Schlaganfall und leidet in der Folge an einer immer hinfälliger werdenden Gesundheit.

  • 1847 stirbt Gräfin Finckenstein – ein großer Verlust für Tieck.

  • Einsam, resigniert und krank verbringt Tieck seine letzten Lebensjahre. Die deutsche Revolution von 1848 stößt auf sein Unverständnis.

  • 1849 verkauft er seine aus 16000 Bänden bestehende Bibliothek, die zu diesem Zeitpunkt bereits an den Brockhaus-Verlag verpfändet ist, um seinen Bruder finanziell zu unterstützen.

  • Ludwig Tieck stirbt am 28. April 1853 in Berlin.
  • [1] Seine Schwester Anna Sophie verfasste Märchen, romantische Erzählungen und Zeitschriftenbeiträge. Der Bruder Christian Friedrich war bedeutender Bildhauer, der den klassizistischen Stil des frühen 19. Jahrhunderts mitgestaltete.

  • [2] Tiecks literarischer Stil lässt sich bereits im Kapitel Ryno in Rambachs Roman Die eiserne Maske erkennen (veröffentlicht 1792 unter dem Pseudonym Ottokar Sturm).

  • [3] Diese Korrespondenz zählt zu den bedeutendsten Briefwechseln der Frühromantik.

  • [4] Mäzen/ Mäzenin sind Personen, die künstlerische, kulturelle und sportliche Tätikkeiten finanziell fördern.

  • [5] Hierin begründet Tieck die realistische Novellentradition des 19. Jahrhunderts (vgl. Realismus).

  • [6] Oft wird er hierbei als Übersetzer genannt, war tatsächlich aber ausschließlich als Redaktor und Herausgeber tätig.

  • [7] Besonders erfolgreich ist in diesem Zusammenhang die Inszenierung von Sheakespeares Sommernachtstraum mit Bühnenmusik von Mendelsohn-Bartholdy (1843).

Werke

  • Sämtliche Werke
      Abdallah, Erzählung, 1795
    • Peter Lebrecht. Eine Geschichte ohne Abentheuerlichkeiten, Erzählung, 1795–1796
    • Die beiden merkwürdigsten Tage aus Siegmunds Leben, Erzählung, 1796
    • William Lovell, Briefroman in drei Bänden, 1795–1796
    • Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders, mit W. H. Wackenroder, 1797
    • Die sieben Weiber des Blaubart, Erzählung, 1797
    • Volksmärchen, Märchen, 1797
    • Liebesgeschichte der schönen Magelone und des Grafen Peter von Provence, Erzählung, 1797
    • Franz Sternbalds Wanderungen, Eine altdeutsche Geschichte in zwei Bänden, 1798
    • Die verkehrte Welt, Schauspiel, 1798
    • Romantische Dichtungen, 1799–1800
    • Prinz Zerbino, Komödie, 1799
    • Der Runenberg, Erzählung, 1804
    • Kaiser Octavianus, Lesedrama, 1804
    • Liebeszauber, Erzählung, 1811
    • Phantasus. Eine Sammlung von Märchen, Erzählungen, Schauspielen und Novellen, drei Bände, 1812–1816
    • Gedichte, drei Bände, 1821–1823
    • Die Gemälde, Novelle, 1822
    • Novellen, sieben Bände, 1823–1828
    • Dramaturgische Blätter, zwei Bände, 1852
    • Dichterleben. Erster Theil, Novelle, 1825
    • Der Aufruhr in den Cevennen, Novelle, 1826
    • Der Gelehrte, Novelle, 1827
    • Der Hexensabbat, Novelle, 1831
    • Gesammelte Novellen. Vermehrt und verbessert, 14 Bände, 1835–1842
    • Der junge Tischlermeister, Novelle in zwei Bänden, 1836
    • Des Lebens Überfluß, Novelle, 1839
    • Vittoria Accorombona, Roman in zwei Bänden, 1840
    • Kritische Schriften, vier Bände, 1848–1852
    • Gesammelte Novellen, 1852–1854
    • Nachgelassene Schriften, 1855
    • Das Buch über Shakespeare. Handschriftliche Aufzeichnungen, 1920
    • Kritisches über Shakespeare, ca. 1849

  • Übersetzungen
    • Don Quixote von Cervantes, vier Bände, 1799–1801
    • Werke von Shakespeare, mit A. W. Schlegel, W. von B., seiner Tochter D. Tieck:
      • Erste Ausgabe, 1797–1810 (ohne Tiecks Beteiligung)
      • Erste Auflage der Schlegel-Tieckschen Übersetzung, 9 Bände, 1825–1833
      • Zweite Auflage, 1839–1840
      • Dritte Auflage, 1843–1844
    • Altenglisches Theater, zwei Bände, 1811

  • Briefe
      Briefe an Ludwig Tieck, ausgewählt und hrsg. von Karl von Holtei, 1864
    • Letters of Ludwig Tieck, hrsg. Edwin H. Zeydel, P. Matenko, R. H. Fife, 1973
    • Ludwig Tieck und Ida von Lüttichau in ihren Briefen, hrsg. von Otto Fiebiger, 1937
    • Letters to and from Ludwig Tieck …, hrsg. P. Matenko, E. H. Zeydel, B. M. Masche, 1967
    • Ludwig Tieck, hrsg. von Uwe Schweikert, 1971
    • Ludwig Tieck und die Brüder Schlegel. Briefe, hrsg. Edgar Lohner, 1972

  • Als Herausgeber
      Phantasien über die Kunst von Wilhelm Heinrich Wackenroder, 1799
    • Poetisches Journal, 1799
    • Minnelieder aus dem schwäbischen Zeitalter, 1803
    • Darüber hinaus gab Tieck Werke von Novalis, Maler Müller, Jakob Michael Reinhold Lenz, Karl Wilhelm Ferdinand Solger, Franz Berthold heraus …


Stichwortverzeichnis

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