Als Mär wurde in der mittelhochdeutschen Dichtung eine mündliche Erzählung und später eine Art des Berichts bezeichnet. Da die Mär mündlich tradiert wurde, galt sie zumeist als unzuverlässig oder auch unglaubwürdig. Zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert prägte der Begriff eine eigene Gattung. Diese war schwankhaft, meist obzön und eine Reimpaarerzählung aus vierhebigen Versen. Heute wird der Begriff für moderne Sagen sowie unwahre Begebenheiten gebraucht. Das Diminutiv von Mär, das Märchen, wurde schon im Barock für eine unwahre, also erdichtete, Erzählung gebraucht.
Inhaltsverzeichnis
Begriff
Der Begriff leitet sich vom mittelhochdeutschen mære ab, was in etwa verkünden oder auch rühmen bedeutet. Aus dieser Übersetzung geht bereits hervor, worum es grundsätzlich geht: nämlich um das verkünden einer Botschaft oder einer Nachricht und demnach um einen Bericht. Da dieser mündlich überliefert wurde, aber auch um eine Erzählung, die nicht unbedingt wahr sein muss. Ein altes Sprichwort fasst das recht gut:
Das obige Beispiel trifft den Kern der Gattung. Einerseits kommt hierbei der Charakter des Berichts und der Kunde zum Tragen und andererseits das Merkmal der unwahren Begebenheit, weshalb die Mär auch der Lügengeschichte, Sage, Legende sowie der Fabel und in einigen Aspekten der Anekdote ähnelt.
Neben dieser Bedeutung ist die Mär aber auch als frohe Kunde sowie als eine Form Bericht belegt und lässt sich beispielsweise in der ersten Strophe von Martin Luthers Weihnachtslied Vom Himmel hoch ausmachen. Dort wird der Begriff zweimal genannt und meint die Nachricht, dass Jesus Christus geborden wurde.
Ich bring’ euch gute neue Mär,
Der guten Mär bring’ ich so viel,
Davon ich sing’n und sagen will.
Die Mär als Gattungsbegriff
Neben der Bedeutung der Nachricht sowie der späteren Bedeutung einer unwahren Begebenheit, gab es auch eine Gattung, die sich unter diesem Begriff beschreiben lässt. Diese wird oftmals als Märe bezeichnet, auch wenn die Begriffe synonym sind, und entstand bereits im 13. Jahrhundert.
Hierbei geht es um eine Erzählung in Reimpaaren, die aus vierhebigen Versen gebildet werden. Der Umfang beträgt zwischen 200 und 2000 Verszeilen und ist somit begrenzt. Inhaltlich handelt die Märe von weltlichen Geschichten, driftet dabei ins schwankhafte ab und handelt teils von frivolen und obszönen Begebenheiten.
Diese Definition geht auf den Mediävisten Hanns Fischer zurück (Studien zur deutschen Märendichtung, Tübingen 1968.), der die Mären weiterhin in drei verschiedene Typen unterteilt: (1) schwankhafte Mären, (2) höfisch-galante Mären und (3) moralisch-exemplarische Mären. Dabei können Mischformen vorkommen.
Die Themen solcher Mären sind zumeist einfacher Art: Sie handeln häufig von unerhörten Begebenheiten, unsagbaren Zufällen, unglaublichen Geschichten und ähneln somit außerdem der Novelle. Zudem erzählen sie häufig von Affären, Dummheiten, Katastrophen und den Abenteuern des einfachen Menschen.
Als wichtige Vertreter und großen Märendichter des Mittelalter gelten Hans Rosenplüt, Der Stricker und Heinrich Kaufringer sowie Hans Folz. Außerdem sind die Mären von Heinrich dem Teichner, Peter Suchenwirt und Konrad von Würzburg bekannt. Dennoch sind die meisten Mären anonym überliefert.
- Der Begriff geht auf das mittelhochdeutsche mære zurück, was sich mit verkünden und rühmen übersetzen lässt. Als Märe werden zwei verschiedene Dinge bezeichnet. Einerseits wird damit eine Nachricht oder Kunde gemeint, die in der Regel unwahr ist sowie eine ganz Gattung in vierhebigen Versen. Heute wird der Begriff meist abwertend für moderne Sagen gebraucht.
- Textbeispiele (extern): Das Schneekind, Herzmäre