Als Persiflage wird das Verspotten in Form der literarischen Nachahmung bezeichnet, welche zumeist ironischer Natur ist und geistreich erscheint. Das bedeutet, dass die Gedanken, Ansichten oder auch der Stil eines Gegners in einem Text übertrieben nachgeahmt werden, um ebendiesen lächerlich zu machen. Darüber hinaus kann ein gesamtes Genre oder ein bestimmtes Werk durch die Persiflage verspottet werden. Verwandt ist die Persiflage mit der Parodie, der Satire sowie der Polemik.
Der Begriff leitet sich vom französischen Verb persifler ab, welches sich mit lächerlich machen und verspotten übersetzen lässt. Demnach verweist bereits die Übersetzung des Wortes darauf, worum es grundsätzlich geht: um das gezielte Verspotten [eines künstlerischen Werkes durch übertriebene inhaltliche Nachahmung].
Entscheidend ist dabei, dass es tatsächlich um eine inhaltliche Nachahmung geht. Das bedeutet, dass nicht die äußere Form einer Sache nachgestellt wird und mit einem anderen Inhalt befüllt wird, wie es die Parodie versucht, sondern ein Inhalt überspitzt wird. Schauen wir dafür auf ein Beispiel von Thomas Mann:
In Thomas Manns Bildungsroman Der Zauberberg (1924) gibt es die Figur des Mynheer Peeperkorn, der von Settembrini, einer anderen Figur, als dummer alter Mann charakterisiert wird. Die Figur des Peeperkorns kann als Persiflage auf Gerhart Hauptmann gedeutet werden. Interessant ist hierbei, dass dieser das nach einer öffentlichen Lesung des Buches selbst feststellt und in einem Brief an Thomas Mann festhält:
Kurz: einem Holländer, einem Säufer, einem Giftmischer, einem Selbstmörder, einer intellektuellen Ruine, von einem Luderleben zerstört, behaftet mit Goldsäcken und Quartanfieber [Malaria], zieht Thomas Mann meine Kleider an. Der Golem lässt Sätze unvollendet, wie es zuweilen meine Unart ist. Wie ich, wiederholt er oft die Worte „erledigt“ und „absolut“. Ich bin sechzig Jahre alt, er auch. Ich trage, wie Peeperkorn, Wollhemden, Gehrock, eine Weste, die bis zum Halse geschlossen ist. In dem herrlichen Hiddensee’er Klima hatten sich meine Fingernägel beinahe zu Teufelskrallen entwickelt, wie die Peeperkorns. Meine Augen sind klein und blass und werden nicht größer, wenn ich auch, wie Peeperkorn, nach Kräften versuche, die Augenbrauen heraufzuziehen. […] Thomas Mann hat mich einmal auf seine Verantwortung den „ungekrönten König der Republik“ genannt, daraus ist ein Kaffeekönig geworden. Und wenn Peeperkorn eine „sommersprossige Kapitänshand“ zeigt, so ist zu erwägen, dass Kapitän eben auf deutsch Hauptmann heisst.
Quelle: Der Briefwechsel zwischen Thomas Mann und Gerhart Hauptmann. Teil II, hrsg. von Hans Wysling und Cornelia Bernini. In: Thomas Mann Jahrbuch Band 7 1994. Frankfurt am Main: V. Klostermann 1995, S. 268 ff.
Wesentlich ist im obigen Beispiel, dass Mann den Schriftsteller insofern persifliert, als dass er hier dessen Gedankengänge sowie Art und Weise übertrieben darstellt, es wird also gewissermaßen der Inhalt einer Person überspitzt gezeigt, demnach verspottet und der Lächerlichkeit preisgegeben.
Ein weiteres Beispiel, das in diesem Zusammenhang sehr häufig angeführt wird, ist das Frühlingslied geh’mer Tauben vergiften im Park von Georg Kreisler, einem Sänger und Dichter des 20. Jahrhunderts. Jedoch wird häufig nicht erklärt, inwiefern dieses eine Form der Persiflage darstellt (vgl. Text des Liedes).
Kreisler verspottet dabei nämlich, wenn er anführt Schatz, ich habe eine Idee! […] die Sonne ist warm […] geh’mer Tauben vergiften im Park!, eine Freizeitbeschäftigung vieler Menschen und außerdem die Tierliebe breiter Teile der Bevölkerung, die er überspitzt darstellt und lächerlich macht.
Das Ganze wäre übrigens dann eine Parodie, wenn der Text auf die Melodie eines anderen Liedes gesungen worden wäre – dann würde die Form imitiert werden, aber ein ganz anderer Inhalt darin stecken. So ist es ein Inhalt, eine Art und Weise, eine Manier die übertrieben wird und demzufolge eine Persiflage.
Unterschied: Persiflage, Parodie und Satire
- Satire: Meint ursprünglich eine Art der Spottdichtung. Hier wird ein beliebiger Inhalt überspitzt und spöttisch dargestellt. Laut dem Dichter Friedrich Schiller stellt eine Satire der mangelbehafteten Wirklichkeit ein Ideal gegenüber, wodurch sie dann ein Mittel der Kritik wäre. Sie bedient sich häufig der Übertreibung (Hyperbel). Wichtig ist hierbei, dass sie Zustände oder Misstände kritisiert. Sie gebraucht Parodie, Travestie, Persiflage, Ironie, Spott und Sarkasmus, um ihren Inhalt zu kommunizieren, ist aber in jedem Fall kritisierend.
- Parodie: Im Gegensatz zur Satire kann die Parodie zwar spöttisch erscheinen, aber eben auch nur eine übertriebene und verzerrte Nachahmung einer Sache sein. Wesentlich ist für die Parodie, dass die Form nachgestellt wird, wobei der Inhalt ein anderer ist. Da die Form der Parodie zumeist an ein bekanntes künstlerisches Werk angelehnt ist, kann sie auch als Hommage an das Œuvre eines Künstlers gelten.
- Persiflage: Übernimmt nicht die äußere Form einer Sache, sondern deren Inhalt, um diesen übertrieben darzustellen. Die Form kann demnach gänzlich anders erscheinen, als das ursprüngliche Werk, das als Grundlage diente, wobei die inhaltliche Ausgestaltung klare – aber übertriebene – Parallelen aufweist. Weiterhin ist sie zumeist versteckt und erscheint nicht offensichtlich wie die anderen Formen.
- Als Persiflage wird das verspottende Nachahmen eines Gegners oder auch einer Gruppe durch Übertreibung bezeichnet. Das Ziel ist es, die Persiflierten lächerlich zu machen, wobei häufig Ironie und Sarkasmus die jeweilige Darstellung durchziehen.
- Häufig verschwimmen hierbei die Grenzen zur Parodie und zur Satire, wobei eine Grenzziehung auch nicht immer möglich ist oder sinnvoll erscheint. Grundsätzlich lässt sich jedoch festhalten, dass die Satire – wenn auch spöttisch – vor allem kritisiert, die Parodie vornehmlich die Form imitiert, dabei aber wohlwollend erscheinen kann und die Persiflage durchaus als Angriff, der den Kern einer Sache lächerlich macht, zu verstehen ist.