Das Anapodoton, auch Ananpodoton, ist ein rhetorisches Stilmittel, kann jedoch auch als Stilfehler gewertet werden. Das Anapodoton ist ein spezieller Fall des Anakoluths, das einen Satzabbruch beschreibt. Die Stilfigur beschreibt den Umstand, dass bei einer mehrteiligen, also korrespondierenden Konjunktion (zwar – aber, sowohl – als auch, weder – noch etc.) nur der erste Teil in einem Satz erhalten ist.
Begriff & Beispiele
Der Begriff leitet sich aus dem Griechischen ab (anapodosis) und lässt sich mit ohne Vergeltung übersetzen. Demzufolge verweist die Übersetzung darauf, worum es grundsätzlich geht. Denn im weitesten Sinne meint eine Vergeltung die Reaktion auf eine vorangegangene Tat. In diesem Fall ist die Tat das erste Wort einer korrespondierenden Konjunktion, das ohne Antwort bleibt. Schauen wir dafür auf ein Beispiel.
[ ] meine Zeit ist heute sehr begrenzt.
Im obigen Beispiel fehlt die Konjunktion (Bindewort) aber, die durch das Wörtchen zwar eingefordert wird. Demzufolge wird hierbei der eigentliche Satzbau abgebrochen beziehungsweise durch das Auslassen eines Wortes unterbrochen. Dadurch ist die Äußerung bruchstückhaft und wirkt holprig.
In diesem Fall lässt das Anapodoton lediglich auf einen unachtsamen Ausdruck des Sprechenden schließen. Allerdings kann es durchaus als Stilmittel gebraucht werden. Beispielsweise dann, wenn bei der Äußerung nicht nur der hintere Teil der zweigliedrigen Konjunktion fehlt, sondern weitere Elemente des jeweiligen Satzes durch den Sprechenden unterschlagen werden. Schauen wir auf ein weiteres Beispiel.
[ ] du weißt, was ich meine, Schöne.
Hierbei haben wir es mit einem Abbruch der eigentlichen Aussage zu tun. Der begonnene Satz wird also gewissermaßen umgedacht, umgeplant und anders beendet, als er begonnen wurde. Auch in diesem Fall fehlt ein wesentlicher Teil, der durch das sowohl eingefordert wird: nämlich die Wortfolge als auch.
In diesem Beispiel ist der Effekt allerdings größer und wirkt nicht nur so, als ob der Sprechende einen Fehler begangen hätte. Vielmehr ist es so, dass durch das Weglassen ein möglicher Raum entstanden ist, der durch den Empfänger gefüllt werden kann. Hierbei ist die Nähe zum Anakoluth offensichtlich.
- Das Anapodoton beschreibt den Umstand, dass eine zweigliedrige oder auch korrespondierende Konjunktion nicht zu Ende gebracht wird. Dadurch kann ein begonnener Satz holprig wirken. Als Stilmittel ist es nur zu bezeichnen, wenn der Sprechende dies absichtlich und nicht nur einen unabsichtlichen Stilfehler begeht.
- Verwandt ist die Figur mit dem Anakoluth. Als Anakoluth wird das Abbrechen des Satzes bezeichnet oder ein Bruch in der Struktur des Satzes. Dies geschieht beispielsweise dann, wenn ein Sprecher während des Redens umdenkt und den Satz dabei umplant.
- In der Literatur kommt das Anapodoton vornehmlich in Dialogen vor. Es soll dabei, ebenso wie das Anakoluth, Lebendigkeit in der Sprache bewirken. Weiterhin kann es eine aufgeregte, hektische Stimmung bewirken oder auf die Unsicherheit des Sprechenden verweisen.
- Ernst Bloch, ein deutscher Philosoph, bescheinigte dem Anakoluth in seinem Aufsatz Gesprochene und geschriebene Syntax sogar, dass es die reale Sprache viel besser abbildete, als die übliche, aber ungebrochene Schriftsprache, die eher geglättet erscheint.
- Zweigliedrige Konjunktionen: entweder – oder, sowohl – als auch, zwar – aber, einerseits – andererseits, nicht nur – sondern, je – desto, weder – noch