Carl Theodor Körner, *23. September 1791 in Dresden, † 26. August 1813 im Forst von Rosenow zwischen Gadebusch und Schwerin, war ein deutscher Schriftsteller der Romantik.
Er ist vor allem für die Dramen für das Wiener Burgtheater und Gedichte sowie Lieder im Zuge der Befreiungskriege, also der kriegerischen Auseinandersetzungen in Mitteleuropa von 1813 bis 1815, bekannt. Das Drama Zriny und das Gedicht Lützows wilde Jagd zählen zu seinen bekanntesten Werken.
Als Freiheitskämpfer des Lützoschen Freikorps wurde er nach seinem Tod im Gefecht für die Nachwelt zu einer patriotischen Heldenfigur, die zum Vorbild kriegerischer Prozesse wurde.
Inhaltsverzeichnis
Lebenslauf
- Am 23. September 1791 wird Carl Theodor Körner als Sohn des Oberappelationsgerichtsrates Christian Gottfried Körner und dessen Frau Anna Maria Wilhelmine Jakobine Körner[1], geborene Stock und Tochter des Kupferstechers Johann Michael Stock, in Dresden geboren.
- Drei Jahre zuvor, am 20. April 1788, wurde seine Schwester Emma Sophia Luise geboren. Mit ihr verbindet Theodor Körner zeit seines Lebens eine sehr enge geschwisterliche Beziehung[2].
- Sein Vater steht als Mäzen und Freund mit Friedrich Schiller in Verbindung, der einige Zeit im Hause Körner wohnt. Darüber hinaus ist er freundschaftlich mit bedeutenden Vertretern des kulturellen Lebens verbunden. Zu diesem Kreis zählen unter anderen Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich von Kleist, der Graf Friedrich Leopold von Geßler, Christoph Friedrich Nicolai, Wilhelm und Alexander von Humboldt, Novalis und die Brüder August Wilhelm und Friedrich Schlegel.
- Als Junge ist er bereits vielseitig talentiert, zeichnet, singt und spielt mehrere Instrumente. Früh zeigt sich auch Körners dichterisches Talent und er schreibt erste Verse. Auf diese ersten Arbeiten hat Schiller großen Einfluss und wird dem jungen Körner zum Vorbild.
- Hauptsächlich von Privatlehrern unterrichtet, besucht er für kurze Zeit die Kreuzschule in Dresden.
- Im Juni 1808 nimmt er das Studium der Naturwissenschaften an der Bergakademie Freiberg auf. Möglicherweise lockt ihn die Poesie des Bergmannslebens, die ihm durch Novalis zugänglich wird.
- Er studiert unter dem Geologen Abraham Gottlob Werner und dem Chemiker Wilhelm August Lampadius und schließt sich der Landsmannschaft der Montanen an. Sein besonderes Interesse gilt zunächst dem Bergbau, später vertieft er sich theoretisch in die Bereiche der Mineralogie und der Chemie.
- 1809 unternimmt Körner vom 12. August bis zum 22. September Studienreisen in die Oberlausitz und die schlesischen Gebirge. Bei Wanderungen durch die Gebirge entstehen zahlreiche Naturgedichte.
- 1810 erscheint sein erster Gedichtband Knospen im Verlag von Georg Joachim Göschen, der eine Auswahl von Gedichten und Liedern enthält. Den Juli desselben Jahres verbringt er mit den Eltern in Karlsbad.
- Im August beginnt er ein Geschichts- und Philosophiestudium in Leipzig. Er schließt sich der Landsmannschaft Thuringia an und ist an Prügeleien zwischen den Landsmannschaften beteiligt. Infolgedessen wird er der Universität verwiesen.
- Am 23. März 1811 flieht er dann nach Berlin, um einer Strafe und Untersuchungshaft zu entgehen. Dort setzt er sein Studium fort. An der neu gegründeten Universität hört er Vorlesungen bei Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Schleiermacher und Barthold Georg Niebuhr. Darüber hinaus singt er in der Sing-Akademie zu Berlin unter der Leitung Carl Friedrich Zelters.
- Nach nur kurzer Zeit in Berlin wird Körner krank und reist bis Mitte August 1811 zur Kur nach Karlsbad. Hier schreibt er die Erinnerungen an Karlsbad.
- Als Folge der studentischen Ausschweifungen in Leipzig wird er nun auch der Berliner Universität verwiesen.
- Auf Anraten des Vaters geht Körner Ende August 1811 nach Wien und studiert Geschichte. Bald weicht das Geschichtsstudium allerdings dem literarischen Schaffen.
- In Wien nehmen sich die Freunde der Familie Wilhelm von Humboldt und Friedrich Schlegel seiner an und er lernt Joseph von Eichendorff kennen.
- Er verkehrt im Salon der Baronin Henriette von Pereira-Arnstein, wo er Gedichte und Schauergeschichten, ganz im Sinne des Zeitgeists, vorträgt. Hier lernt er die Dichterin Caroline Pichler kennen.
- Ende 1811 steigt er zum gefeierten Theaterdichter Wiens auf. In kurzer Zeit entstehen zahlreiche Dramen, Erzählungen und Lustspiele.[3] Einige schreibt er in wenigen Tagen. Auf Wunsch des Komponisten Carl Steinacker verfasst er die Oper Das Fischermädchen, die er laut eigenen Angaben „in sieben Stunden zusammengeschrieben“ hat.
- Im Januar 1812 verfasst er Der Nachtwächter, ein kleines Stück in Knittelversen, das auf ein persönliches Erlebnis in Leipzig zurückgeht. Ende Januar entsteht das Drama Toni, das Körner nach der Novelle Die Verlobten von Heinrich von Kleist schreibt.
- Ebenfalls 1812 verfasst er das historische Trauerspiel Zriny und macht darin opferbereiten Patriotismus zum Thema.[4] In der Folge entstehen eine Vielzahl weiterer Stücke.
- Im selben Jahr lernt er am Burgtheater die Schauspielerin Antonie Adamberger kennen und verlobt sich mit ihr.
- Am 9. Januar 1813 wählt Körner die Anstellung als Dichter am Wiener Burgtheater und wird so zum kaiserlich und königlichen Hoftheaterdichter.[5] Dort lernt er Ludwig van Beethoven kennen.
- Im Februar 1813 entwirft er für Beethoven das Opernlibretto Ulysses’ Wiederkehr.
- Am 10. März 1813 schreibt er seinem Vater in einem Brief von dem Entschluss, in den Militärdienst zu treten:
- Theodor Körner kündigt seine Anstellung am Burgtheater, reist nach Breslau und tritt dem Lützowschen Freikorps[6] unter Major Ludwig Adolf Wilhelm von Lützow bei und wird zunächst der Infanterie, den zu Fuß kämpfenden Landstreitkräften, zugeteilt.
- Am 27. März 1813 findet die Einsegnung des Korps in der Kirche zu Rogau statt, woraufhin die Truppe am nächsten Tag Richtung Sachsen zieht.
- Am 6. April 1813 besucht Theodor Körner, mittlerweile in der Funktion des Marschkommissars,[7] seine Familie in Dresden.
- Er wird zum Leutnant befördert und verfasst am 24. April 1813 das Gedicht Lützows wilde Jagd auf dem Schneckenberg in Leipzig. Es wird in seinem Gedichtband Zwölf freie deutsche Gedichte in Leipzig veröffentlicht.
- Am 24. Mai 1813 wechselt Körner zur Kavallerie, also den zu Pferd kämpfenden Streitkräften, und wird Adjutant von Lützow.
- Nach dem Waffenstillstand vom 4. Juni 1813, den die Truppen Napoleons und die Allianz aus Preußen und Russland für wenige Tage schlossen, befindet sich das Korps aber noch hinter der vereinbarten Grenzlinie und wird in Kitzen zwischen Weißenfels und Leipzig am 17. Juni 1813 angegriffen. Dabei wird Körner schwer am Kopf verletzt.
- Er rettet sich ins Unterholz und schreibt dem Tod nah das Sonett Abschied vom Leben.
- Körner wird von Bauern gefunden, versteckt und nach Leipzig gebracht. Von dem Arzt Doktor Wendler versorgt und auf weitere Pflege angewiesen, begibt sich Körner nach Karlsbad. In Karlsbad wird er von seiner Patentante Elise von der Recke gepflegt.
- Nach der Genesung reist Körner über Berlin zu seinem Korps, das sich mittlerweile in Norddeutschland befindet. Es werden Streifzüge durchgeführt.
- Am 25. August 1813 soll Körner auf dem Rittergut zu Gottesgabe das kurz zuvor entstandene Schwertlied vorgetragen haben.
- Am 26. August 1813 fällt Theodor Körner bei dem Überfall auf einen feindlichen Transport. Er stirbt an einem tödlichen Schuss im Forst von Rosenow zwischen Gadebusch und Schwerin.
- Kurz zuvor hatte Körner am Morgen sein letztes Gedicht Das Schwertlied in sein Taschenbuch geschrieben.
- Körners Grabstätte befindet sich im Dorf Wöbbelin unter einer Eiche, wo später auch Schwester (1815), Vater (1831), Tante (Johanna Dorothea Stock, 1832) und Mutter (1843) beigesetzt werden.
- Die während des Militärdienstes entstanden Lieder und Gedichte werden 1814 posthum von seinem Vater unter dem Titel Leyer und Schwerdt veröffentlicht.
Seine Werke standen auf den Lehrplänen des Deutschen Bundes und später des Deutschen Reichs. Auch die Kriegslyrik aus späterer Zeit orientiert sich an Körners Gedichten aus der Gedichtsammlung Leyer und Schwerdt.
Durch zahlreiche Vertonungen seiner Werke durch Carl Steinacker, Carl Maria von Weber, Franz Schubert und anderen gelangten seine Stücke zu noch mehr Popularität. Besonders bekannt und bis heute beliebt ist die Vertonung von Lützows wilde Jagd durch Carl Maria von Weber. Das sechsstrophige Gedicht wurde 1815 auch von Franz Schubert vertont, aber erst 1892 veröffentlicht.
Auch die Nationalsozialisten machten sich die Texte Körners zunutze. So diente Joseph Goebbels in der berühmten Sportpalastrede Körners Das Volk steht auf, der Sturm bricht los (aus Männer und Buben, 1813) als Vorlage für seine Aufforderung Nun Volk, steh’ auf, und Sturm, brich los!.
Gleichzeitig benutzte die Widerstandsbewegung des NS-Regimes Körners Texte. Den Aufruf Frisch auf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen. (aus Aufruf, 1813) zitiert Kurt Huber 1943 im 6. Flugblatt der Weißen Rose.
Während Körner in der BRD kritisch diskutiert wurde, verehrte ihn die DDR als Heldendichter. Ab 1970 wurde etwa der Theodor-Körner-Preis verliehen, der für herausragende künstlerische Leistungen in Bezug auf die Stärkung und Förderung der Nationalen Volksarmee, in den Grenztruppen der DDR und den anderen bewaffneten Organen der DDR verliehen wurde.
Im 21. Jahrhundert werden Körners Texte allerdings auch mit rechtsradikaler Propaganda in Verbindung gebracht. Es gibt zahlreiche Denkmäler, Statuen, Plätze, Straßen und Bäume, die nach ihm benannt sind. Museen, Mahn- und Gedenkstätten erinnern an sein Leben und Wirken.
- [1] Anna Maria Wilhelmine Jakobine Körner ist die Tochter des Kupferstechers Johann Michael Stock. Bei ihm lernte Goethe zeichnen und radieren.
- [2] Emma Sophia Luise Körner zeichnet im April 1813 ihren Bruder. Dies gilt als Vorlage zum Porträt Theodor Körners durch seine Tante Dora Stock.
- [3] In Sprache und Stil orientiert er sich deutlich an seinem Vorbild Schiller und glänzt durchaus mit Formgewandtheit. Die Qualität lässt sich dennoch schwer mit Werken Schillers und Goethes vergleichen, fehlt dem 20-jährigen mitunter die Tiefe und Reife der Gedanken.
- [4] Es lässt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem ungarischen Heldenkampf gegen die Türkei und dem deutschen Freiheitskampf gegen die napoleonische Fremdherrschaft erkennen.
- [5] Auch der Fürst Lobkowitz und der Graf Ferdinand Pálffy hatten ihm Angebote zur Anstellung als Theaterdichter gemacht. Der Vertrag am Wiener Burgtheater umfasste drei Jahre und ein ansehnliches Gehalt von 1500 Gulden Wiener Währung jährlich.
- [6] Das Lützowsche Freikorps bezeichnet einen Freiwilligenverband der preußischen Armee in den Befreiungskriegen gegen Napoleon in den Jahren 1813/1814. Die heutigen Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold gehen auf die Uniformfarben zurück.
- [7] Als Marschkommissar wurde ein Militärbeamter bezeichnet, dessen Aufgabe es war, die Marschroute der marschierenden Truppen zu planen und Quartiere zu besorgen. Eine große Ortskenntnis war enorm wichtig für dieses Amt.
Werke
- Dramen
- Die Blumen, Ein Spiel in Versen, um 1812
- Der Kampf mit dem Drachen, Singspiel, 1811
- Das Fischermädchen, oder Haß und Liebe, Lyrisches Drama, 1811
- Die Braut, Lustspiel in Alexandrinern, 1811
- Der grüne Domino, Lustspiel in Alexandrinern, 1811
- Der Nachtwächter, Posse in Versen, 1812
- Der Vetter aus Bremen, Lustspiel, 1812
- Toni, Drama, 1812
- Die Sühne, Drama, 1812
- Rosamunde, Drama, 1812
- Hedwig, Drama, 1812
- Zriny, Drama, 1812
- Der vierjährige Posten, Singspiel, 1812
- Die Gouvernante, Posse, 1813
- Joseph Heyderich oder deutsche Treue, Trauerspiel, 1813
- Die Bergknappen, Romantische Oper
- Alfred der Große, Oper
- Brinn, Trauerspiel, 1896
- Erzählungen
- Die Reise nach Schandau, Eine Erzählung in Briefen, 1810
- Die Reise nach Wörlitz, Eine Erzählung nach sechs gegebenen Kapitelüberschriften, 1810
- Woldemar, Eine Geschichte aus dem italienischen Feldzuge von 1805
- Hans Heiling’s Felsen, Eine böhmische Volkssage, 1811
- Die Harfe, Ein Beitrag zum Geisterglauben, 1811
- Gedichte
- Die Monatssteine, 1810
- Harras, der kühne Springer, Ballade, 1810
- Knospen, Gedichtsammlung, 1810
- Die Eichen, 1812
- Zwölf freie deutsche Gedichte, 1813 (darunter Lützows wilde Jagd)
- Leyer und Schwerdt, Gedichtsammlung, posthum 1814