Trope

Trope, auch Tropus, ist ein Oberbegriff für Stilmittel, bei denen das Gesagte vom Gemeinten abweicht. Die Trope ist somit eine Figur, die das Gemeinte (bspw. Kamel) nicht direkt mit dem eigentlichen Wort benennt, sondern einen ausschmückenden Begriff wählt (bspw. Wüstenschiff), um so die Sprache zu schmücken, lebendiger erscheinen zu lassen oder anschaulicher zu gestalten. Demnach gehören alle Stilfiguren, welche das Gemeinte nicht direkt benennen, zu den Tropen. Zu den geläufigsten Tropen zählen Allegorie, Euphemismus, Ironie, Metapher, Personifikation und Synekdoche.


Der Fachbegriff lässt sich vom altgriechischen Nomen tropé (τροπή) ableiten und mit Wendung übersetzen. Die Tropen gehören zu den semantischen Figuren, wodurch sie sich von anderen Stilfiguren abgrenzen, die aufgrund der Laute (phonologische Figuren; bspw. Assonanz) oder durch eine besondere Stellung im Satz (syntaktische Figuren; bspw Parallelismus) entstehen. Schauen wir auf einige Beispiele:


Lass uns ein Glas trinken gehen!

Im obigen Beispiel wird der Begriff Glas stellvertretend für das Getränk, das sich in diesem befinden könnte, gebraucht. Tatsächlich geht man eine Flüssigkeit trinken und nicht das Glas. Demzufolge weicht hierbei das Gesagte (Gefäß) vom Gemeinten (Inhalt) ab. Das wäre eine Stilfigur, die als Trope gewertet wird.

Ganz konkret handelt es sich in diesem Fall um eine Synekdoche. Die Synekdoche ist eine Figur, bei der das Gesagte entweder ein Teil des Gemeinten ist oder das Ganze gesagt wird, obwohl nur ein Teil davon gemeint ist. Das Glas kann als Teil aller Trinkgefäße gelten. Weiterhin lässt sich eine Metonymie erkennen. Bei der Metonymie wird das gemeinte Wort durch ein anderes ersetzt, welches zum Gemeinten in einer realen Beziehung steht (Gefäß für den Inhalt). Metonymie und Synekdoche gehören somit zu den Tropen.


Peter balanciert mehrere Kaffeetassen. Plötzlich fallen diese zu Boden.
“Toll gemacht!”, ruft ihm Anne, seine Chefin, entgegen.

Das obige Beispiel lässt sich als Ironie identifizieren. Das liegt darin begründet, dass die Chefin zu Peter etwas sagt, wobei sie das genaue Gegenteil davon meint. Demzufolge weicht auch hier das Gesagte vom Gemeinten ab, wodurch die Ironie zu den Tropen zählt. Gleiche gilt übrigens für den Sarkasmus, wenn er ironisch formuliert wird, wobei dieser auch spöttisch genau das sagen kann, was er meint.

Hinweis: Auf den ersten Blick hat die Metonymie (oder Synekdoche) im ersten Beispiel mit der Ironie im zweiten Beispiel kaum etwas gemein. Was sie allerdings eint und was demzufolge eine Gemeinsamkeit darstellt, ist die Tatsache, dass beide Figuren etwas zum Ausdruck bringen, obwohl etwas anderes gemeint ist. Dieses Merkmal zeichnet Tropen, weshalb alle Figuren dieser Art zu diesen zählen.

Tropen: Eine Übersicht der Stilfiguren

Es gibt verschiedene Tropen und demnach Möglichkeiten, etwas zu sagen und dabei etwas anderes zu meinen. Diese möglichen Formen haben allesamt einen eigenen Namen. Nachfolgend finden Sie eine Übersicht der wichtigsten Tropen, wobei Beispiele und Erläuterungen die jeweilige Figur ergänzen.


Trope
(alphabetisch)
Beispiel Merkmale
Allegorie Gott Armor für Liebe,
Justitia für Gerechtigkeit
Sehr konkrete Darstellung von abstrakten Begriffen oder Gedanken, oft durch Personifikation. Das Gedachte wird in ein Bild übertragen, das wieder erschlossen werden muss.
Antonomasie (1) Der Schöpfer der Welt lebt in unseren Herzen (2) Er ist ein Judas [Verräter]. Umschreibung eines Begriffs durch Umnennung. (1) Entweder wird ein charakteristisches Beiwort anstatt des Begriffs genannt, um eine Wortwiederholung zu vermeiden oder (2) eine Gattungsbezeichnung wird durch einen Eigennamen ersetzt.
Emphase Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein! Hervorhebung eines allgemeinen Begriffs, um ein besonderes Merkmal dieses Begriffs zu zeigen. Die Hervorhebung wird durch den Kontext und die Betonung erzielt und gibt dem Begriff einen zusätzlichen Sinn.
Euphemismus Heimgang für Tod, Freudenhaus für Bordell, bildungsfern für ungebildet. Beschönigende Umschreibung einer unangenehmen, anstößigen oder gar unheilbringenden Sache. Wird auch als Verschleierung unschöner Tatsachen genutzt.
Hyperbel Schneckentempo, blitzschnell, “Ein Meer von Tränen” Starke Übertreibung. Entweder wird der Begriff dabei vergrößert oder verkleinert.
Ironie “Du wirst mit Sicherheit ein großer Künstler.”, “Du bist mir ja ein schöner Freund!” Unwahre Aussage, die offenkundig zeigt, dass das Gegenteil gemeint ist.
Katachrese “Das habe ich mit eigenem Fleisch und Blut erlebt.”, “Das ist aber nicht das Wahre vom Ei, wenn auch ein blindes Huhn mal ein Ei legt.” Metaphorische Bilder werden genannt, die nicht zusammenpassen. Kann als Bild- oder Stilbruch verstanden werden.
Litotes “Nicht unschön” für schön, “Er war nicht gerade ein Held” für feige. Bejahung durch doppelte Verneinung oder untertriebene Ausdrucksweise.
Metalepse (1) Die Mahlzeit tagt, statt das Gericht tagt, (2) Ich habe mir auf die Sprache gebissen, statt Zunge. (1) Als Ersetzung eines Wortes durch ein teilweises Synonym, das aber im Kontext nicht gemeint ist, (2) Darstellung des Vorhergehenden durch das Nachfolgende und umgekehrt.
Metapher “Das Feuer der Liebe”, “Jemandem das Herz brechen”, “Eine Mauer des Schweigens errichten”, “Ausgesetzt auf den Bergen des Herzens” Übertragung der Bedeutung. Sprachliche Verbindung zweier (mehrerer) semantischer Bereiche, die ansonsten unverbunden sind. Das sprachliche Bild muss gedeutet werden.
Metonymie “Wir haben den ganzen Goethe gelesen” statt Werk, “Ganz Afrika hungert” statt Bewohner oder Personen. Ein Wort wird durch ein anderes ersetzt, das zu diesem in unmittelbarer Beziehung steht.
Periphrase “Der Allmächtige” für Gott, “Ein Land, darinnen Milch und Honig fließen” für Heiliges Land Umschreibung eines Begriffs (Person, Sache etc.) durch andere kennzeichnende Wörter.
Personifikation Fabriken drohten mit ihren keuchenden Schloten“, “Frau Welt”, “Mutter Natur” Vermenschlichung abstrakter Begriffe oder lebloser Gegenstände, indem man diesen menschliche Eigenschaften zuschreibt. Ist mit der Allegorie verwandt.
Rätsel Sprachliche oder bildhafte Umschreibung einer nicht genannten Sache, die vom Empfänger (Leser, Hörer) entschlüsselt werden muss. Wird häufig durch Metaphern, Personifikationen, Paradoxa oder Vergleiche verschlüsselt, basiert mitunter auf Merhdeutigkeit (Ambiguität).
ironischer
Sarkasmus
“Überarbeiten sie sich nicht, Herr Meier!” Bitterer Spott oder Hohn, der sehr häufig persönliche Eigenschaften des Verspotteten angreift. Kann ironisch sein und zählt dann zu den Tropen.
Synekdoche Klinge für Schwert, “Dach über dem Kopf haben.” Ein Teil steht für das Ganze (pars pro toto) oder das Ganze für ein Teil (totum pro parte).

Grenzverschiebungstropen und Sprungtropen

Die vorgestellten Typen der Trope lassen sich weiter in Grenzverschiebungstropen und Sprungtropen unterteilen. Diese Bezeichnungen beziehen sich auf das Verhältnis von Gesagtem und Gemeinten.

Grenzverschiebungstropen sind Tropen, bei denen das Gesagte dem Gemeinten inhaltlich sehr nahe steht. Wenn jemand sagt, dass er heilfroh ist, dass er in der heutigen Zeit ein Dach über dem Kopf hat, ist das eine Synekdoche. Es ist deshalb eine Synekdoche, weil das Dach ein Teil des Hauses ist und somit ein Teil für das Ganze steht. Die Begriffe Dach und Haus stammen aus einem ähnlichen Inhaltsbereich, weshalb das Ganze eine Art der Grenzverschiebungstrope ist. Typisch ist dies für Metonymien und Synekdochen.

Sprungtropen sind Tropen, bei denen das Gesagte einem völlig anderen Inhaltsbereich als das Gemeinte angehört. Wenn ein Fußballspieler einer Ball ins Tor donnert, ist das Verb donnern eine Metapher für sehr kräftiges schießen. Die Bereiche Ballsport und Wetter sind inhaltlich allerdings weit voneinander entfernt – deshalb spricht man von Sprungtropen. Typisch ist dies vor allem für Metaphern.

Kurzübersicht: Das Wichtigste zum Begriff im Überblick


  • Als Trope wird eine Gruppe rhetorischer Stilmittel bezeichnet. Demzufolge ist die Trope selbst keine Stilfigur, sondern ein Sammelbegriff für verschiedene Figuren. Tropen sind Figuren, die etwas anderes sagen, als sie tatsächlich meinen. Das Gemeinte und das Gesagte weichen hierbei also voneinander ab.
  • Die Wirkung die dadurch erzielt wird, ist zumeist eine größere Abwechslung in der Sprache, das Ausschmücken des Gesagten, wobei die Sprache sehr häufig lebendiger erscheint oder auch für den Empfänger (Hörer, Leser) anschaulicher und greifbarer wird.


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