Die Räuber

 

Friedrich Schiller

Die Räuber ist das erste Drama Friedrich Schillers. Es wurde zunächst 1781 anonym veröffentlicht und 1782 in Mannheim uraufgeführt.

Das Stück ist ein exemplarisches Drama des Sturm und Drang (vgl. Literaturepochen). Es vereint das Ringen des Individuums um seinen Platz in der Welt mit der Darstellung gesellschaftlicher Umstände, die als ungerecht empfunden werden. Der emotionale Sprachstil des Dramas verdeutlicht seine Zugehörigkeit zum Sturm und Drang.

Die Dramatik des Stückes entspringt aus den Konflikt zweier ungleicher Brüder, die zu erbitterten Feinden werden: Karl ist der Lieblingssohn des Grafen von Moor während Franz nur der ungeliebte Zweitgeborene ist.

Im Laufe des Stückes erreicht Franz die Verbannung seines älteren Bruders. Daraufhin gründet Karl eine Räuberbande und entfernt sich immer mehr vom geordneten Leben. Das Stück endet dramatisch mit dem Tod mehrerer Hauptfiguren. Der Räuber Karl liefert sich der Justiz aus.

Aufbau

Schillers Drama Die Räuber folgt dem klassischen Aufbau eines Dramas in 5. Akten. Folglich ist der Spannungsbogen pyramidenartig angelegt und besteht aus den folgenden Elementen:

Aufbau eines klassischen Dramas (Spannungsbogen)

 

Szenenübersicht

 

Erster Akt

1. Szene

Karl Moor ist der geliebte Sohn sein Vaters, des Grafen von Moor. Durch sein Studium in Leipzig hat er sich allerdings von der Familie entfernt und sein Vater ist mit seiner Lebensführung nicht zufrieden. Deswegen entschließt sich Karl seinen Vater einen Brief zu schreiben, und ihn um Verzeihung zu bitten. Dieser Brief kommt allerdings nie an. Er wird von Franz, dem kleineren und hässlicheren Bruder, abgefangen und verbrannt. Darüber hinaus fälscht Franz den Brief und berichtet von angeblichen Schandtaten Karls in Leipzig.

So soll Karl angeblich 40.000 Dukaten Schulden haben, die Tochter eines reichen Bankiers entjungfert und deren Verlobten im Duell getötet haben. Der Graf ist zutiefst entsetzt und enterbt seinen Sohn Karl. Er bittet Franz, dieses seinem Bruder behutsam mitzuteilen. Daraufhin schreibt Franz einen sehr harten und kalten Brief, von dem Karl sehr erschrocken ist. Er hatte seinen Vater ja um Vergebung gebeten, stattdessen wird er nun verbannt und enterbt.


2. Szene

Karl ist mit seinen Freunden in einer Studentenkneipe in Leipzig. Sie beschweren sich über das „Kastratenjahrhundert“, indem es zwar viele strenge Gesetze, aber keine Freiheit gibt. Karl liest den Brief und ist so entsetzt, dass er den Brief fallen lässt und den Raum verlässt. Deswegen wird er auch von seinen Freunden gelesen. In der Abwesenheit Karls hatte sein Freund Spiegelberg den Anderen vorgeschlagen, eine Räuberbande zu gründen.

Insgeheim erhofft sich Spiegelberg eine Führungsposition in der Bande, aber als Karl wiedergekommen ist, wählt man ihn zu ihrem Anführer. Für Karl ist mit dem vermeintlichen Brief seines Vaters eine Welt zusammen gebrochen. Er erfindet einen Schwur, der die Gruppe bis an den Tod in Treue zusammenbindet. Spiegelberg ist enttäuscht, dass er nicht zum Anführer der Räuberbande gewählt wurde.


3. Szene

Im Schloss des Grafen versucht der zweite Bruder Franz vergeblich Karls verlobte Amalia für sich zu gewinnen. Er erzählt ihr Lügen wie diejenige, dass Karl seinen Verlobungsring verkauft haben soll, um eine Prostituierte zu bezahlen. Doch Amalia lässt sich nicht von Franz täuschen, woraufhin dieser wütend Rache schwört.


ZWEITER AKT

1. Szene

Franz ist von seinem Wunsch zu herrschen getrieben. Er geht soweit, sogar seinen Vater für diesen Wunsch aus dem Weg räumen zu wollen. Zu diesem Zweck veranlasst er, dass der Bastard Hermann sich vor dem Grafen als Kamerad Karls ausgibt und von dessen Tod berichten soll. Hermann wurde für seine Dienste eine Ehe mit Amalia angeboten, doch plant Franz ganz und gar nicht auf die schöne Frau zu verzichten.


2. Szene

Als der Graf von dem Tod seines ehemals geliebten Sohnes erfährt, bricht er zusammen. Er gibt sich die Schuld an dessen Tod. Amalia, die selber von der Nachricht schwer getroffen ist, kann ihn kaum trösten. Während Franz glaubt, dass sein Vater gestorben ist, denkt er über seine zukünftige Regentschaft nach. Er sieht sich bereits als rechtmäßiger Erbe.


3. Szene

Zur gleichen Zeit leben die Räuber in den Böhmischen Wäldern. Karl ist ihr Hauptmann. Spiegelberg stößt zu der Gruppe. Mit ihm sind neue Anhänger gekommen. Als die Gruppe von der geplanten Hinrichtung des Räubers Roller erfährt, beschließt Karl den Räuber zu retten. Die Räuber überfallen das Dorf. Bei einem Brand sterben 83 unschuldige Menschen, doch es gelingt der Bande den zu Tode Verurteilten zu befreien.

Während Karl von dem Spektakel entsetzt ist, erfreut sich Spiegelberg an dem gestifteten Chaos. Karl denkt darüber nach, die Bande zu verlassen. Der Tot der Unschuldigen belastet ihn schwer. Doch wird die Räuberbande nun vom Militär umzingelt. Ein Pater will die Räuber überreden, ihren Hauptmann auszuliefern. Er bietet den Räuber für diesen Verrat Straffreiheit an, aber Karls Männer weigern sich ihn auszuliefern. Der 2. Akt endet in einem emotionalen Kampf, indem der zuvor befreite Roller stirbt.


DRITTER AKT

1. Szene

Auf dem Schloss weigert sich Amalia weiterhin, sich mit mit Franz einzulassen. Dieser droht ihr mit einer Verbannung ins Kloster, doch der jungen Frau wäre dies lieber als eine Hochzeit mit Franz. Dieser versucht sie mit Gewalt zu einer Vermählung zu zwingen, wird aber von Amalia geohrfeigt. Durch eine List gelingt es Amalia, einen Degen zu ergreifen, woraufhin der Aggressor flieht. Sie erfährt von Hermann, dass sowohl der Graf als auch Karl noch am Leben sind.


2. Szene

Die Räuber halten sich weiterhin in den böhmischen Wäldern auf. Kosinsky möchte sich ihnen anschließen, doch Karl warnt ihn vor einem Leben außerhalb des Gesetzes. Doch Kosinsky erzählt von seinem Leben und erläutert, dass er keine Alternative hat. In dem Gespräch erkennt Karl eine Ähnlichkeit zu seinem eigenen Leben. So hat der Neuankömmling ebenfalls eine Geliebte mit dem Namen Amalia. Der Name weckt Heimweh in Karl. Er beschließt daraufhin zum Schloss zu ziehen. Die Räuber folgen ihn.


VIERTER AKT

1. Szene

Karl lässt sich von Kosinsky als Graf von Brand auf dem Schloss ankündigen. Beim Anblick der vertrauten Umgebung beginnt er an seiner Rückkehr zu zweifeln.


2. Szene

Als Amalia dem verkleideten Geliebten die Ahnengalerie des Schlosses zeigt, ist sich Karl sicher, dass sie ihn noch liebt. Im Gegensatz zu Amalia, die Karl nicht erkennt, weiß Franz, dass der verkleidete Graf sein Bruder ist. Er befiehlt den Diener Daniel seinen Gegenspieler zu vergiften. In einem Monolog philosophiert er über das Leben.


3. Szene

Doch der Diener Daniel weigert sich, den Befehl Franz auszuführen. Er ringt mit seinen christlichen Idealen. Stattdessen erzählt er Karl von Franz Plan, sodass der verstoßene Bruder die begonnenen Verstrickungen zu durchschauen beginnt. Er wünscht sich, Amalia noch einmal zu sehen bevor er das Schloss verlässt.


4. Szene

Ohne sich Amalia zu erkennen zu geben, redet der noch immer als Graf von Brand verkleidete Karl mit ihr. Sie erzählen sich von ihren entfernten Geliebten. Karl hält jedoch das edle Bild von sich nicht aus, das Amalia noch immer von ihm zu haben scheint. Er flieht zu seinen Räubern vor das Schloss.


5. Szene

Während Karl auf dem Schloss ist, versucht Spiegelberg durch eine Intrige Hauptmann der Räuberbande zu werden. Als er davon spricht, Karl töten zu wollen, wird er von Schweizer erstochen. Als Karl zurückkehrt, befiehlt er seinen Männern, sich schlafen zu legen. Er singt ein Lied über den Mord von Brutus an Cesar, das ihn an seine eigene Situation erinnert. Er überlegt, sich umzubringen.

In der Nacht kletter Hermann heimlich in den Turm, indem der Graf von Moor gefangen gehalten wird. Er bringt ihm essen. Er wird von Karl bemerkt, der anschließend seinen Vater befreit. Da er immer noch verkleidet ist, wird er nicht erkannt.

Doch der Graf berichtet seinem Befreier von Franz Übeltaten. Voller Rachegelüste befiehlt Karl nun den Angriff auf das Schloss. Er befiehlt seinem Vertrauten Schweizer, seinen Bruder Franz lebendig gefangen zu nehmen. Dieser schwört, diese Aufgabe zu erfüllen oder selber zu sterben.

FÜNFTER AKT

1. Szene

Im Laufe der Nacht wird Franz von Alpträumen geplagt. Er ruft den Pastor Moser zu sich, der ihm seinen Traum über das Jüngste Gericht deuten soll. In der entstehenden Diskussion über Glaube und Schuld verhöhnt Franz den Geistlichen. Von Franz gefragt, was denn die schlimmsten Sünden seien, antwortet dieser Vater- und Brudermord.

Als Franz wieder alleine ist, hört er, wie sich die Räuber nahen. Das Schloss wird von ihnen in Brand gesteckt. Franz ist von Angst getrieben und versucht verzweifelt zu beten. Als dieses nicht gelingt, bittet er Daniel, ihn umzubringen. Doch dieser weigert sich, sodass sich Franz mit seiner Hutschnur erdrosselt. Aus diesem Grund kann Schweizer Franz nicht mehr lebendig zu Karl bringen, weswegen er sich ebenfalls umbringt.


2. Szene

In einem Gespräch mit dem noch immer verkleideten Karl beklagt der Graf von Moor den Verlust seiner Söhne. Schließlich stößt Amalia zu den Vorherigen. In dieser Situation offenbart Karl seine wahre Identität, woraufhin sein Vater stirbt. Er kann nicht ertragen, dass sein Sohn der Anführer einer grässlichen Räuberbande ist und soviel Schuld auf sich geladen hat.

Obwohl Amalia Karl vergibt und mit ihm zusammenleben möchte, kann Karl ihr nicht entgegenkommen. Er hat seinen Männern Treue geschworen. Daraufhin wird er von Amalia gebten, sie umzubringen. Doch Karl zögert. Ein Kamerad bietet sich an, den Mord zu übernehmen. Karl ringt sich letztendlich zur Erfüllung der widerlichen Tat und erschießt seine Geliebte Amalia.

Mit diesem Moment ist sein Leben vollkommen verwirkt. In der Hoffnung ein letztes gutes Werk zu tun, beschließt er sich von einem armen Tagelöhner an die Justiz ausliefern zu lassen, sodass dieser von dem auf Karl ausgesetzten Kopfgeld seine elf Kinder ernähren kann.

Figuren

    • Franz Moor, zweiter Sohn des Grafen Maximilian von Moor, herrisch, tyrannisch
    • Karl Moor, ehemaliger Lieblingssohn des Grafen, zum Studium in Leipzig, Anführer einer Räuberbande
    • Amalia von Edelreich, die schöne Verlobte von Karl
    • Maximilian von Moor, regierender Graf von Moor, Vater von Karl und Franz
    • Spiegelberg, ein Studienfreund von Karl aus Leipzig, möchte selber Anführer der Räuber sein
    • Schweizer, Mitglied der Räuberbande, ein Vertrauter Karls
    • Roller, Ein Räuber, der von Karl gerettet wird
    • Diener Daniel, ein Hausknecht des Grafen
    • Hermann, ein Bastard von einem Edelmann
    • Pastor Moser
    • Ein Pater

Räuberbande

Sonstiges

„Die Räuber“ ist Schillers erstes Drama. Es lassen sich dennoch zahlreiche Grundmotive in diesem frühen Werk finden. So steht die Auflehnung eines selbstbewussten und ehrbaren Individuums im Zentrums des Stückes, das sich gegen eine als ungerecht empfundene gesellschaftliche Ordnung wendet.

Gleichzeitig wäre Schiller ohne die Aufführung der Räuber 1782 in Mannheim nicht gezwungen gewesen, seine süddeutsche Heimat zu verlassen und nach Thüringen gekommen. Das heißt, dass dem Stück „Die Räuber“ eine große literaturgeschichtliche Bedeutung zukommt: Es ist nicht nur ein Höhepunkt des Sturm und Drangs sondern auch ein literarischer Kreuzungspunkt, von dem aus die spätere Weimarer Klassik erst möglich wird.

Zahlreiche Stilmittel (bspw. Klimax, Emphase, rhetorische Frage, Metapher) und die Personifikation des Konflikts in der sympathisch empfundenen Figur Karl Moors verstärken den aufrührenden Charakter des Stücks. Formal widersetzt sich das Stück der von Aristoteles für die Tragödie geforderten Einheitlichkeit von Zeit und Raum.

Indem die Handlung über den Verlauf von zwei Jahren und an von einander entfernten Orten spielt ist die Einheit von Zeit und Raum aufgelöst. Im Gegensatz zu lyrischen Norm des klassischen Dramas ist das Drama teilweise in prosaischer Umgangssprache verfasst.

Es ist bekannt, dass Schiller das Stück auf der nach dem württembergischen Fürsten Karl Eugen benannten Militärakademie Karlsschule geschrieben hat. Gegen den als Belastung empfundenen Alltag des militärischen Drills und der Gehorsamkeit entwarf Schiller das rebellische Drama in Auflehnung gegen die realen Verhältnisse seiner Lebensumstände. Das Drama wurde von dem 18 jährigen Schiller vor und nach der Schule, zum großen Teil sogar nachts geschrieben.

Friedrich Schiller

Im 19. Jahrhundert war Schiller der populärste Dichter der Deutschen. Bereits 1847 wurde in Schillers ehemaligen Wohnhaus ein Dichtermuseum eingerichtet.

Es war das erster seiner Art in ganz Deutschland. Schiller gilt als Dichter der Freiheit, mit Goethe zusammen bildet er das weltberühmte Duo der Weimarer Klassik. Bis heute werden seine Texte in der Schule gelesen und der Text von Schillers Ode an die Freude (vgl. Ode) ist der Text der Europahymne (vgl. Hymne).

Der Dichter Johann Christoph Friedrich Schiller wurde am 10. November 1759 in Marbach am Neckar geboren. Er war der einzige Sohn seiner Eltern und hatte fünf Schwestern. Sein eigentlicher Wunsch war es, Theologie zu studieren, doch wurde er ab 1773 gegen seinen Willen gezwungen auf die Militärakademie „Karlsschule“ zu gehen.

Auf dieser Schule wurde besonders begabte Schüler zu vorbildlichen Untertanen des württembergischen Fürsten herangezogen. Die Aufführung des Stücks „Die Räuber“ verursachte einen Konflikt zwischen Schiller und seinem Fürsten Karl Eugen, sodass Schiller aus Süddeutschland nach Thüringen floh. Hier unterrichtete er zunächst an der Universität in Jena und machte 1788 die Bekanntschaft Goethes.

Zwischen den beiden Dichtern entwickelte sich eine fruchtbare Freundschaft. Schiller wurde jedoch in seinem Leben nie so berühmt wie sein Freund Goethe. Er lebte auch nie in finanzieller Sicherheit. Darüber hinaus war Schiller sehr krank, weswegen er bereits im Alter von 45 Jahren im Mai 1805 starb.