Jean Paul, geboren am 21. März 1763 in Wunsiedel und gestorben am 14. November 1825 in Bayreuth, war ein deutscher Dichter und Schriftsteller und wurde als Johann Paul Friedrich Richter geboren. Sein Werk umfasst vor allem Romane, Erzählungen sowie Idyllen und wurde ambivalent aufgenommen: zahlreiche seiner Zeitgenossen feierten das Werk des Dichters, andere, wie etwa Goethe und Schiller, nahmen kaum Notiz von Jean Paul.
Sein Œuvre ist von zahlreichen sprachlichen Experimente geprägt und steht literaturgeschichtlich zwischen den Epochen der Romantik und Klassik. Jean Pauls Schriften zeichnen sich durch zahlreiche Metaphern und teils labyrinthartige Handlungsstränge aus, wobei außerdem stets ironische und satirische Spitzen zu finden sind, wobei der Autor – vor allem in seinem Spätwerk – häufig Bezug auf das aktuelle gesellschaftliche und politische Leben nahm und dieses kritisch begutachtete.
Inhaltsverzeichnis
Lebenslauf
- 1763: Der Schriftsteller Jean Paul wird am 21. März 1763 in Wunsiedel geboren. Er ist der Sohn des Organisten Johann Christian Christoph Richter und dessen Ehefrau, der Tuchmachertochter Sophia Rosina, geborene Kuhn.
- 1779: Jean Pauls Vater stirbt. Er besucht das Gymnasium in Hof. Seine Familie gerät in finanzielle Schwierigkeiten.
- 1781 – 1787: Er beginnt ein Theologie-Studium an der Universität von Leipzig. Jean Paul kehrt in seine Heimat zurück. Sein Freund Johann Bernhard Hermann stirbt. Er tritt eine Anstellung als Privatlehrer an.
- 1789: Sein Bruder Heinrich stirbt.
- 1793: Jean Paul fasst frühe literarische Arbeiten als Grönländische Prozesse zusammen. Sein Roman Die unsichtbare Loge erscheint. Er benutzt erstmals den Namen Jean Paul für seine Veröffentlichungen.
- 1795 – 1797: Sein Erfolgsroman Hesperus oder 45 Hundposttage erscheint. Jean Paul reist erstmals nach Weimar. Seine Werke Siebenkäs (1796/97), Das Leben des Quintus Fixlein (1796), Der Jubelsenior (1797) und Das Kampaner Tal (1797) werden veröffentlicht.
- 1800 – 1801: Er ist auf dem Gipfel seines Ruhms als Dichter angekommen. Er zieht nach Berlin um. Jean Paul heiratet Karoline Mayer.
- 1802 – 1805: Er zieht nach Bayreuth um. Seine Werke Titan (1800–1803) und Flegeljahre (1804/1805) erscheinen.
- 1807 – 1809: Seine Werke Levana und Erziehlehre (1807) und die Erzählung Dr. Katzenbergers Badereise (1809) erscheinen.
- 1817 – 1819: Er bekommt 1817 den Ehrendoktortitel der Universität von Heidelberg zugesprochen. Jean Paul besucht die Universitäten von Heidelberg (1817) und Stuttgart (1819).
- 1821 – 1825: Sein Sohn Max stirbt. Er verliert die Kraft für weitere große Werke. 1823 erkrankt er am Grauen Star und danach an Brustwassersucht.
- 1825: Jean Paul verstirbt am 14. November 1825 in Bayreuth. Der Schriftsteller wird auf dem Stadtfriedhof in Bayreuth zur letzten Ruhe gebettet
Biografie
Der Schriftsteller Jean Paul (geb. 21. März 1763 in Wunsiedel; † 14. November 1825 in Bayreuth; eigentlich Johann Paul Friedrich Richter) zählt zu den bedeutendsten deutschen Dichtern der Klassik und Romantik. Der Dichter war der Spross des Lehrers und Organisten Johann Christian Christoph Richter und dessen Ehefrau, der Tuchmachertochter Sophia Rosina, geborene Kuhn.
Jean Paul polarisierte als Dichter und Schriftsteller stark. Die einen verehrten ihn für seinen vielgestaltigen Stil, andere konnten mit Pauls Werken nur wenig anfangen und lehnten seine Arbeit weitestgehend ab.
Familie und schulische Ausbildung
Der spätere Schriftsteller Johann Paul Friedrich Richter wuchs zunächst in Wunsiedel auf. Sein Vater war 1765 Pastor im damaligen Joditz und bekam 1776 eine einträglichere Anstellung in Schwarzenbach an der Saale. Er war ein eher konservativ denkender Mensch sowie ein typischer Landpfarrer mit protestantischen Überzeugungen.
Johann, der sich später Jean Paul nannte, um seine übergroße Bewunderung für Jean-Jacques Rousseau auszudrücken, wurde von Erhard Friedrich Vogel mitgeprägt, einem Lehrer und Pfarrer des Nachbarortes Rehau. Er brachte Jean Paul das Verständnis für die Aufklärung nahe und sorgte für eine frühe geistige Ausrichtung des heranwachsenden Dichters.
Da Paul fernab von politisch-literarischen Hochburgen zu Hause war, blieb dem jungen Jean Paul nichts anderes übrig, als sich autodidaktisch weiterzubilden. Er sammelte so ein immenses Wissen an und verfügte bereits im Alter von fünfzehn Jahren über ausgeprägte literarische Kenntnisse. Später verfasste er diesen Wissensschatz in mehreren Exzerptheften.
Im Jahr 1779 starb Jean Pauls Vater, was die Familie in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten brachte. Jean Paul wechselte im selben Jahr die Schule und besuchte das Gymnasium in Hof. Dort lernte er auch einen seiner besten Jugendfreunde kennen. Sein enger Freund Johann Bernhard Hermann wurde zur Leitfigur von zahlreichen Romanen des Schriftsellers und tauchte beispielsweise in Jean Pauls Roman Siebenkäs als Figur Leibgeber auf.
Erste Erfolge und finanzielle Schwierigkeiten
Seine ersten Publikationen verfasste Jena Paul im Stil Jonathan Swifts und Christian Ludwig Liscows. Er fasste seine ersten literarischen Arbeiten 1793 als Grönländische Prozesse zusammen. Bereits seit Beginn seines Studiums (1781) begann er sich als Schriftsteller zu sehen und arbeitete an frühen Werken.
Sein Studium der Theologie an der Universität von Leipzig betrieb der Schriftsteller nur halbherzig und ohne weiteren Enthusiasmus. Nach Abdruck der Grönländischen Prozesse blieb zunächst weiterer literarischer Erfolg aus und Jean Paul häufte Schulden an.
Auf der Flucht vor seinen Gläubigern verschlug es ihn 1784 zurück in seine Heimat ins Haus seiner Mutter. Nur zwei Jahre später quälte ihn die Trauer um seinen Freund Johann Bernhard Hermann, der 1786 verstarb.
Diese Jahre der Armut und des Existenzkampfes wurden zusätzlich verdunkelt durch den Selbstmord seines Bruders Heinrich im Jahr 1789. Die finanzielle Notlage besserte sich für ihn nur langsam mit einer Anstellung als Privatlehrer, die er 1787 antrat. Seine Gefühle, die ihn in diesen Jahren der wirtschaftlichen Flaute im Haus seiner Mutter begleiteten, brachte Jean Paul später in seinem Roman Siebenkäs zum Ausdruck.
Durchbruch
Im Jahr 1793 begann Jean Pauls Durchbruch mit dem Roman Die unsichtbare Loge. Der Schriftsteller Karl Philipp Moritz war erster Leser seines Manuskripts und sehr angetan von der Arbeit des jungen Dichters. Er brachte Jean Pauls Arbeit sehr rasch und erfolgreich in einem Berliner Verlag unter. Die unsichtbare Loge verfasste Johann erstmals als Jean Paul. Bisher hatte er das Pseudonym J.P.F. Hasus genutzt.
Kurz darauf konzentrierte sich Jean Paul bereits auf seinen Erfolgsroman Hesperus oder 45 Hundposttage, der 1795 erschien. Mit ihm schaffte Jean Paul den endgültigen Durchbruch. Er legte mit Hesperus oder 45 Hundposttage ein bedeutendes Werk vor, das an Goethes Die Leiden des jungen Werther gemessen wurde. Jean Paul wurde über Nacht zum bedeutenden Schriftsteller.
Er wurde hochgelobt von Johann Gottfried von Herder, Christoph Martin Wieland und Johann Wilhelm Ludwig Gleim. Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller passte sein Roman jedoch nicht. Sie zeigten sich wenig interessiert an dem Werk des Jean Paul, was sich auch mit weiteren literarischen Arbeiten des erfolgreichen Dichterkollegen nicht änderte.
Umzug nach Weimar, Ruhm und weitere Werke
Die Stadt Weimar brachte Jean Paul Respekt und Anerkennung entgegen und öffnete ihre Tore für den neuen Star am Dichterfirmament der damaligen Zeit. Paul besuchte das Zentrum literarischen Schaffens erstmalig im Jahr 1796.
Er folgte einer Einladung seiner Verehrerin Charlotte von Kalb. Die damals bereits sehr bekannten Schriftsteller Schiller und Goethe hatten jedoch weiterhin nicht viel für Jean Pauls Veröffentlichungen übrig. Sie zeigten ihm auch nach Werken wie Siebenkäs (1796/97), Das Leben des Quintus Fixlein (1796), Der Jubelsenior (1797) und Das Kampaner Tal (1797) die kalte Schulter.
Sein Erfolg sorgte auch vermehrt für erotische Erlebnisse, die Jean Paul zeit seines Lebens begleiteten. Weibliche Leser schätzten seine Romane besonders und waren von der Art und Empathie, wie er die Frauenfiguren in seinen Werken skizzierte, überaus angetan. Er stellte seine weiblichen Figuren in einer noch nie da gewesenen psychologischen Tiefe dar und fand so den Zugang zu einer sehr großen weiblichen Leserschaft.
Jean Paul versuchte mehrmals, der Eheschließung auszuweichen. Er verlobte sich kurzzeitig mit Karoline von Feuchtersleben, trennte sich aber wieder von ihr, als endlich der Weg zur Ehe frei war.
Karoline von Feuchterslebens Stand und ihr Umfeld hatten zuvor eine schnellere Heirat unterbunden. Den Versuchen Charlotte von Kalbs Jean Paul als Ehemann zu gewinnen, wich er ebenfalls mehrfach erfolgreich aus. Schließlich heiratete er aber doch noch und Jean Paul ehelichte 1801 Karoline Mayer, die er auf einer Reise nach Berlin kennengelernt hatte.
Jean Paul war im Jahr 1800 in Berlin auf dem Höhepunkt seines Ruhms als Dichter angekommen. Selbst die preußische Königin Luise verehrte ihn und war eine begeisterte Leserin seiner Romane. Er hatte Königin Luise am Kleinen Musenhof ihrer Schwester Charlotte in Hildburghausen kennengelernt.
Der Ruhm und sein Ansehen veranlassten Jean Paul 1800 ebenfalls dazu, ganz nach Berlin umzuziehen. Dort fand er auch schnell neue Freunde mit den Brüdern August Wilhelm und Friedrich Schlegel, Johann Ludwig Tieck sowie mit Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher und Johann Gottlieb Fichte.
Umzug nach Bayreuth
Nachdem Ruhm und Erfolg bereits kurz nach Jean Pauls Umzug nach Berlin wieder verklungen waren, versuchte er mit Werken wie Titan (1800–1803) und Flegeljahre (1804/1805) daran anzuknüpfen. Die Begeisterung der Leser für diese Romane hielt sich jedoch deutlich in Grenzen. Heute gelten diese Werke als wichtigste Arbeiten des Dichters. Nach kurzen Aufenthalten in Meiningen und Coburg zog Jean Paul 1804 schließlich mit seiner Frau und seinen beiden Kindern nach Bayreuth um.
Dort lebte er fortan eher zurückgezogen, unternahm kleine Reisen nach Bamberg und Heidelberg und bekam 1817 den Ehrendoktortitel der Universität von Heidelberg zugesprochen. In diesen Jahren wurde Jean Paul auch zur Leitfigur der deutschen Burschenschaft. Er engagierte sich mit politischen Reden und Anschauungen in Zeitschriften wie Cottas Morgenblatt.
Man nannte ihn sogar den Lieblingsdichter der Deutschen bei Besuchen der Universitäten von Heidelberg (1817) und Stuttgart (1819). Die patriotisch gesonnenen Studenten waren begeisterte Anhänger seiner Aussagen und Stellungnahmen. Jean Pauls literarische Werke wie Levana oder Erziehlehre (1807) und auch die Erzählung Dr. Katzenbergers Badereise (1809) konnten jedoch keine weiteren großen Erfolge mehr erzielen.
Schwere Krankheit und Tod in Bayreuth
Auch ohne weitere große Erfolge ernannte ihn die Bayerische Akademie der Wissenschaften 1820 zu ihrem auswärtigen Mitglied. Sein weiterer Weg wurde durch einen Schicksalsschlag und Krankheit bestimmt. Als im Jahr 1821 Jean Pauls Sohn Max starb, konnte er diesen Schicksalsschlag nicht überwinden. Er ließ seinen letzten Roman Der Komet unvollendet und lebte fortan ohne die Kraft für das Schaffen weiterer Werke bis zu seinem Tod.
Im Jahr 1823 erkrankte der Dichter am Grauen Star und begann allmählich zu erblinden. Zwei Jahre später kam eine Brustwassersucht zu seinem Augenleiden hinzu. Nur kurze Zeit später verstarb Jean Paul, am 14. November 1825, an dieser Krankheit. Der Schriftsteller wurde auf dem Stadtfriedhof in Bayreuth zur letzten Ruhe gebettet.
Werke
- Werkübersicht in chronologischer Reihenfolge
- Abelard und Heloise (Briefroman, 1781)
- Grönländische Prozesse (Satiren, 1783)
- Auswahl aus des Teufels Papieren (Satiren, 1789)
- Die unsichtbare Loge. Eine Biographie. (Roman, 1793)
- Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wutz in Auenthal. Eine Art Idylle. (Erzählung, 1793)
- Hesperus oder 45 Hundposttage. Eine Biographie. (Roman, 1795)
- Leben des Quintus Fixlein (Erzählung, 1796)
- Siebenkäs (Roman, 1796–97)
- Der Jubelsenior (Idylle, 1797)
- Das Kampaner Tal (Idylle, 1797)
- Konjekturalbiographie (Erzählung, 1798)
- Titan (Roman, 1800–03)
- Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch (Erzählung im 2. Anhangsbändchen zu Titan, 1801)
- Vorschule der Ästhetik, nebst einigen Vorlesungen in Leipzig über die Parteien der Zeit (1804)
- Flegeljahre. Eine Biographie. (Roman, 1804–05)
- Freiheitsbüchlein (1805)
- Levana oder Erziehlehre (1807)
- Des Feldpredigers Schmelzle Reise nach Flätz mit fortgehenden Noten (Erzählung, 1809)
- Dr. Katzenbergers Badereise, nebst einer Auswahl verbesserter Werkchen (Erzählung, 1809)
- Leben Fibels, des Verfassers der Bienrodischen Fibel (1812)
- Der Komet oder Nikolaus Marggraf. Eine komische Geschichte (Roman, 1820–22)
- Selberlebensbeschreibung (Autobiographie, 1826, posthum als Fragment)
- Selina (Romanfragment, 1827, posthum)