Parodie

Die Parodie ist das spöttische oder scherzhafte Nachahmen und die verzerrende Überzeichnung eines künstlerischen Werkes. Die Parodie kann sich auf Werke, Stile und Gattungen beziehen. Sie lässt sich in sämtlichen Künsten (Film, Musik, Literatur etc.) finden, wobei sie außerdem in allen literarischen Gattungen (Epik, Drama, Lyrik) auszumachen ist. Die Parodie ahmt ein Werk entweder übertrieben, spottend nach oder bedient sich der Form des Werkes und füllt diese mit eigenen, unpassenden Inhalten. So könnte die Melodie eines Liedes verwendet, aber der Text verändert werden. So ist es für das Verständnis wichtig, dass das Original bekannt ist. Verwandt sind Satire, Travestie und Persiflage.


Begriff

Der Begriff lässt sich aus dem Griechischen ableiten (παρῳδία ~ parōdía) und mit Gegenlied, Gegengesang oder verstellt gesungenes Lied übersetzen. Die Übersetzung verweist auf die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs, da anfangs vor allem das verzerrte Nachsingen eines Liedes gemeint war. Aus dieser verzerrten Nachahmung lassen sich dann alle weiteren Spielarten der Parodie ableiten, die stets auf einer Art der Verzerrung beruhen, welche die charakteristischen Eigenschaften einer Vorlage überzeichnet.

Aber auch wenn das Original verzerrt wird, muss die Parodie nicht spottend sein oder sich lustig machen. Da sie nämlich vom Empfänger nur verstanden wird, wenn dieser das bekannte Original kennt, unterstreicht die Parodie durchaus die Wichtigkeit der Vorlage. Sie ist demzufolge auch eine Art der Hommage. Deutlich wird dies am Cento, einer Sonderform der Parodie, welche sich aus Zitaten anderer Dichter speist. Wären diese nicht bedeutsam, würde das Cento verpuffen, da der Leser die Verweise nicht (er-)kennen könnte.

Merkmale der Parodie

Kurzübersicht: Die wesentlichen Merkmale der Textsorte


  • Die Parodie meint das scherzhafte, auch spöttische, Nachahmen eines bekannten Kunstwerkes. Das Parodistische ist in jeglichen Künsten, Gattungen sowie Genres zu finden und kann auch als eine Sonderform der Hommage gelten. Entweder verzerrt die Parodie das ursprüngliche Werk und überzeichnet es enorm oder nutzt dessen Form, um eigene Inhalte zu vermitteln.
  • In der Regel hat das parodistische Werk eine komische Wirkung. Dieser Witz entsteht durch die offensichtlichen Unterschiede zwischen Original und Parodie. Demnach muss dem Empfänger das Original durchaus bekannt sein. Jedoch muss es nicht das eine Original geben, da auch ganze Gattungen, Stile oder Strömungen parodiert werden können (vgl. Literaturepochen).
  • Die Parodie verfolgt entweder das Ziel, die Schwächen eines ursprünglichen Werkes aufzudecken, wobei sie sich dann meist der karikierenden Imitation bedient; den Verfasser des parodierten Werkes lächerlich zu machen, wobei sie dann eine Form der Polemik darstellt oder sie ist schlicht und ergeifend eine Form der Komik und ahmt humorvoll eine Vorlage nach, um durch das Verzerren der Vorlage ihren Empfänger (Leser, Zuschauer, Hörer) zu unterhalten.
  • Als Vorlage dienen zumeist bekannte Werke, wobei auch vor der Weltliteratur kein Halt gemacht wird. Umso bekannter die Vorlage ist, umso effektvoller kann die Parodie ihre Wirkung entfalten, da folglich auch mehreren die Anspielungen auffallen und so ihren Witz entfalten können.
  • In Bezug auf die Literatur und die Literaturgeschichte fällt auf, dass häufig die Vertreter oder Anhänger einer bestehenden Strömung die Vertreter einer neuen Strömung parodieren, um sich gegen neue Tendenzen der literarischen Landschaft zu wehren beziehungsweise zu verteidigen.
  • Erste Parodien lassen sich bereits in der Antike nachweisen und hier im komischen Epos nachempfinden. Beispielsweise kann das Werk Margites, das in großen Teilen nicht erhalten ist, als eine der ersten Parodien überhaupt gelten. Das Werk entstand in etwa im 6. Jh. v. Chr und kann als eine Parodie auf den griechischen Dichter Homer verstanden werden.

Parodie-Beispiele

In Literatur, Film und Musik gibt es zahlreiche Beispiele, die die Art und Weise irgendeiner Vorlage nachahmen, überspitzen und demnach parodieren. Nachfolgend sollen aus den verschiedene Bereichen Beispiele vorgestellt werden, um daran die Merkmale der Gattung nachzuweisen.

Parodien in der Musik

In der Musik hatte die Bezeichnung urpsürnglich eine andere Bedeutung. Noch im Barock beziehungsweise in der Barockmusik galt die Parodie oder auch das Parodieverfahren als Mittel, um eine Komposition anderen Klangvorstellungen anzupassen oder auch für andere Zwecke nutzbar zu machen. Hierbei finden sich Beispiele, die nur den Text eines Werkes anpassen oder musikalisch-kompositorische Eingriffe vornehmen.

Seit dem 19. Jahrhundert gilt der Begriff aber auch in der Musik als das übertriebene Nachahmen eines anderen Werkes, wobei sich diese Nachahmungen zumeist durch ironische sowie sarkastische Elemente auszeichnet. Vor allem seit dem 20. Jahrhundert werden zahlreiche Popsongs von verschiedenen Künstlern parodiert, wobei vor allem Plattformen wie das Videoportal Youtube zur rasanten Verbreitung beitragen.

<strong>Original</strong>, <em>Somebody That I Used To Know</em>
<strong>Parodie</strong>, <em>Somebody That I Used To Know (Ytitty)</em>
<strong>Anmerkungen</strong> zum Beispiel

Dieses Beispiel illustriert die wesentliche Merkmale der Gattung wunderbar. Das Lied Somebody That I Used to Know wurde hierbei vom Comedy-Trio Ytitty parodiert.

Der ursprüngliche Song, ein 2011 veröffentlichtes Lied des belgisch-australischen Sängers Gotye, das er gemeinsam mit der neuseeländischen Sängerin Kimbra aufgenommen hat, wurde im gleichen Jahr zum Charterfolg. Das Lied belegte viele Wochen die Top-Positionen der Musikcharts in Deutschland, Österreich und der Schweiz und wurde folglich einer breiten Masse bekannt.

Ytitty bedient sich hier gänzlich der Form des Musikvideos: es wird die Melodie aufgegriffen sowie die Art und Weise der Darstellung. Entscheidend ist allerdings, dass die Vorlage nicht einfach nachempfunden wird – sonst wäre das Ganze ein Cover – sondern mit eigenen Inhalten befüllt wird. Demnach wird also der äußere Rahmen beibehalten, doch der Text des Liedes, aber auch die einzelnen Elemente des Videos, wurden durch eigene (komische) Inhalte ersetzt.

Parodien im Film

Im Film sind Parodien seit vielen Jahren belegt. Häufig werden hierbei aber nicht einzelne Filme parodiert, sondern einzelne Genres (Action, Science Fiction, Horror etc.) oder aber Stoffe, die nicht auf eine Vorlage aus der Welt des Films zurückzuführen sind, sondern andere Werke aufs Korn nehmen (bspw. die Inhalte von Sagen, Legenden, Märchen oder anderen Darstellungsformen.).

Nachfolgend werden mehrere Trailer von Filmen versammelt, die als Parodie gelten können. Das erste Beispiel zeigt Spaceballs (Star Wars – Parodie), das zweite Hot Shots! (eine Parodie auf das Genre des Kriegfilms), das dritte die Ritter der Kokosnuss (eine Parodie auf die Artussage) und das vierte Scary Movie – ein Film, welcher zahlreiche Horrorfilme der letzten Jahre gezielt parodiert.

<strong>Spaceballs</strong>, 1987
<strong>Hot Shots!</strong>, 1991
<strong>Ritter der Kokosnuss</strong>, 1975
<strong>Scary Movie</strong>, 2000

Parodien in der Literatur

Die Literatur ist selbstredend die Darstellungsform, in der sich die meisten Beispiele finden lassen. So finden sich Parodien bekannter Werke bereits in der Antike und lassen sich in sämtlichen Literaturepochen sowie literarischen Strömungen nachweisen. Nachfolgend einige Beispiele, die die Vielfalt der Gattung bezeugen.

  • Margites, 6. Jh. v. Chr. (Vorlage: Homers Werke)
  • Don Quijote von Miguel de Cervantes-Saavedra, 1605/1615 (Parodiert Ritterromane)
  • Faust. Der Tragödie dritter Teil von Friedrich Theodor Vischer, 1862 (Vorlage: Faust)
  • Herr der Augenringe von H. N. Beard und Douglas C. Kenney, 1969 (Vorlage: Herr der Ringe)
  • Barry Trotter von Michael Gerber, 2002-2004 (Vorlage: Harry Potter)

Unterschied: Parodie, Persiflage, Satire, Travestie

  • Travestie: Meint das Verkleiden von Männern als Frauen (und umgekehrt), aber ist auch eine literarische Darstellungsform. Sie ahmt die äußere Form einer Darstellung nach, behält darüber hinaus auch den Inhalt bei, bedient sich allerdings einer unpassenden, oftmals groben, Sprache und wirkt so komisch.

  • Satire: Meinte ursprünglich eine Spottdichtung, gilt allerdings heute vor allem für Prosatexte, die Personen, Ereignisse oder Zustände überspitzt darstellen, um auf diese aufmerksam zu machen und den jeweiligen Inhalt anzuprangen oder zu verspotten. Dabei bedient sich die Satire im Unterschied zu anderen Formen allerdings nicht notwendigerweise einer künstlerischen Vorlage. Laut dem Dichter Friedrich Schiller stellt eine Satire der mangelbehafteten Wirklichkeit ein Ideal gegenüber, wodurch sie dann ein Mittel der Kritik wäre. Sie bedient sich häufig der Übertreibung (Hyperbel). Sie gebraucht Parodie, Travestie, Persiflage, Ironie, Spott und Sarkasmus, um ihren Inhalt zu kommunizieren, ist aber in jedem Fall kritisierend.

  • Persiflage: Übernimmt nicht die äußere Form einer Sache, sondern deren Inhalt, um diesen übertrieben darzustellen. Die Form kann demnach gänzlich anders erscheinen, als das ursprüngliche Werk, das als Grundlage diente, wobei die inhaltliche Ausgestaltung klare – aber übertriebene – Parallelen aufweist. Weiterhin ist sie zumeist versteckt und erscheint nicht offensichtlich wie die anderen Formen.

  • Parodie: Im Gegensatz zur Satire kann die Parodie zwar spöttisch erscheinen, aber eben auch nur eine übertriebene und verzerrte Nachahmung einer Sache sein. Wesentlich ist für die Parodie, dass die Form nachgestellt wird, wobei der Inhalt ein anderer ist. Da die Form der Parodie zumeist an ein bekanntes künstlerisches Werk angelehnt ist, kann sie auch als Hommage an das Œuvre eines Künstlers gelten.
Kurzübersicht: Das Wichtigste zum Begriff im Überblick


  • Die Parodie ist das spöttische oder auch scherzhafte Nachahmen und die verzerrende Überzeichnung eines künstlerischen Werkes. Die Parodie kann sich auf Werke, Stile und Gattungen beziehen. Sie ahmt ein Werk entweder übertrieben, spottend nach oder bedient sich der Form des Werkes und befüllt diese mit eigenen, aber unpassenden, Inhalten.
  • Häufig verschwimmen hierbei die Grenzen zur Parodie und zur Satire, wobei eine Grenzziehung auch nicht immer möglich ist oder sinnvoll erscheint. Grundsätzlich lässt sich jedoch festhalten, dass die Satire – wenn auch spöttisch – vor allem kritisiert, die Parodie vornehmlich die Form imitiert, dabei aber wohlwollend erscheinen kann und die Persiflage durchaus als Angriff, der den Kern einer Sache lächerlich macht, zu verstehen ist.