Die Anapher ist eine rhetorische Figur der Wortwiederholungen, wie auch die Anadiplose oder die Epipher und wird als Stilmittel eingesetzt, um Texte zu strukturieren und rhythmisieren. Das Wort Anapher lässt sich aus dem Griechischen ableiten und bedeutet in etwa Zurückführen oder auch die Rückbeziehung (gr. ἀναφορά (anaphorá)).
Die Anapher beschreibt die Wiederholung – einmalig oder mehrmals – eines Wortes oder eines Satzes zu Beginn aufeinander folgender Verse, Strophen oder eben Sätze respektive Satzteile. Dadurch kann sich im zugrunde liegenden Text eine verstärkende Wirkung durch die eindringliche Wiederholung entfalten.
Ich schreibe jetzt, ich schreibe, was ich will, ich schreibe für mein Leben gern. wäre folglich ein einfacher Satz, der den Aufbau illustriert.
In der Literatur finden wir zahlreiche Beispiele für die Anapher, weshalb sie ohne Frage zu den häufigsten rhetorischen Figuren gezählt werden kann. Vor allem in religiösen Texten, wie beispielsweise der Bibel, ist der Einsatz der wiederholenden Anapher gang und gäbe.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau der Anapher
Die Anapher ist immer eine Form der Wiederholung und kann als solche recht einfach identifiziert werden. Sie folgt dabei einem simplen Muster, da sie immer ein Wort oder ein Satzglied im nachstehenden Vers oder Satz am Anfang wiederholt, das diesen bereits eingeleitet hat.
Das obige Zitat stammt aus Friedrich Schillers Drama Die Verschwörung des Fiesco zu Genua und offenbart außerdem den Einsatz der Anapher und augenscheinlich auch ihre Wirkung. Durch die Wiederholung der beiden Worte Der Mohr wird das Gesagte gewissermaßen vertärkt.
Weiterhin verschafft die Wiederholung dem Satz eine gewisse Eigendynamik, da er so einen bestimmten Rhythmus bekommt, wodurch die Betonung auf dem Wortpaar Der Mohr liegt.
Wirkung der Anapher
Schauen wir auf ein weiteres Beispiel, kann außerdem gezeigt werden, inwiefern die Anapher die Wirkung eines Satzes nicht nur verstärkt oder rhythmisiert, sondern dem Leser das Gesagte nahezu „einhämmert“.
Diese Worte spricht Herzog Otto in Grillparzers Werk Ein treuer Diener seines Herrn zur Königin. Hier liegt der Schwerpunkt auf der Wiederholung des Wortes Durch, was die aufgezählten Worte gewissermaßen einleitet und ihnen eine gesonderte Eindringlichkeit zuspricht.
Bildlich gesprochen, könnte man meinen, dass der Rezipient (also wir) bei jedem „Durch“ innehält und somit die einzelnen Worte viel stärker, vielleicht bewusster, aufnimmt. Allerdings gehört das wohl eher in eine Interpretation des Textes.
Weitere Beispiele für die Anapher
Ähnliche Stilmittel
Die Anapher lässt sich allerdings schnell mit anderen Stilfiguren verwechseln, weshalb es sich lohnt, immer einen zweiten Blick auf die jeweilige Textstelle zu werfen. Beispielsweise ist die Epipher lediglich eine Spiegelung der Anapher, da hierbei die wörtliche Wiederholung am Ende der jeweiligen Sätze steht und nicht an deren Anfang.
- Stilmittel →
- Epipher
- Symploke
- Anadiplose
- Repetitio
- Kyklos
- Geminatio
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