Die Exclamatio oder auch Exklamation, ist ein Stilmittel der Rhetorik und kann uns somit nur bei direkten Äußerungen literarischer Figuren begegnen. Die Exclamatio ist ein affektgeladener Ausruf, was bedeutet, das er mitunter von einer heftigen Gemütsbewegung begleitet wird. Vornehmlich findet sich die Stilfigur im Zusammenhang mit der Apostrophe.
Begriff
Der Begriff lässt sich aus dem Lateinischen ableiten (ex ~ aus, clamare ~ schreien) und folglich mit Ausruf oder wortwörtlich Ausschrei übersetzen. Allein die Bedeutung des Wortes zeigt also schon, worum es hier grundsätzlich geht: nämlich das emotionale Ausrufen durch eine Figur im Drama oder literarischen Text.
Beispiel
Um das Ganze zu verdeutlichen, ist es sinnvoll, einmal auf ein Beispiel zu schauen. Werfen wir deshalb einen Blick auf die nachfolgenden Zeilen, die gleich mehrere Ausrufe bünden.
Wie lieb’ ich dich!
Wie blickt dein Auge!
Wie liebst du mich!
Das obige Beispiel ist Johann Wolfgang von Goethes Mailied entnommen. Die Verse der Strophe bilden einen unterbrochenen Kreuzreim und beinhalten drei Exklamationen des lyrischen Ichs. Das Stilmittel erkennen wir dabei am Satzzeichen. Das Ausrufezeichen (!) verweist auf den Ausruf der Figur.
Weitere Beispiele
Eine Stilfigur lässt sich am besten über Beispiele verdeutlichen und so von anderen abgrenzen. Deshalb möchten wir Ihnen an dieser Stelle noch weitere Exklamationen zeigen und erklären.
als sich die Tür öffnete und Max rief:„Ich hab’s gepackt!“
Im obigen Beispiel erkennen wir deutlich, dass es sich um einen Ausruf von Max handelt und außerdem, dass wir es mit einer Aussage des Protagonisten zu tun haben. Ferner könnte ersichtlich werden, dass der Ausruf scheinbar emotional motiviert ist und dem Handelnden beinahe willkürlich entfährt.
(Oh Zeiten, oh Sitten!)
Dieses Zitat stammt aus Ciceros Erster Rede gegen Catilina. Auch in diesem Satz wird die Exclamatio sehr klar durch das Ausrufezeichen angezeigt, weshalb sich die Stilfigur klar identifizieren lässt. Weiterhin liegt hierbei eine Apostrophe zu tun, da die Zeiten und Sitten angesprochen und personifiziert werden.
Dieses Beispiel ist Gottfried August Bürgers Werk Leonore entnommen. Auch hier können wir eine aufgewühlte Grundstimmung verorten (Interjektion „O“, paraktaktische Äußerung) sowie eine eindeutige Aussage erkennen und das Ganze folglich als Exclamatio identifizieren.
Wirkung und Funktion der Exclamatio
Grundsätzlich ist es schwierig, einer Stilfigur eine eindeutige Wirkung zuzuschreiben. Denn manchmal wird ein Stilmittel auch entgegen unserer Erwartungshaltung verwendet.
Dennoch kann man versuchen, den Effekt zu beschreiben, den eine Figur in der Regel auslösen soll oder in welchen Augenblicken oder Situationen das Ganze vornehmlich zum Einsatz kommt. Allerdings sollten wir nicht den Fehler begehen und die Wirkung ohne Prüfung auf Richtigkeit im jeweiligen Werk annehmen.
- Die Exclamatio ist grundsätzlich eine sprachliche Äußerung einer Figur innerhalb eines Werkes. Prinzipiell meinen wir damit aber einen Ausruf, der aus Schrecken oder Erschütterung über die momentane Situation verbunden ist.
- Diese emotionale Beteiligung des Sprechenden wir meist durch Interjektionen oder oder andere erregende Elemente begleitet und ausgebaut, wie etwa ein verknappter Satzbau (→ Parataxe).
- Weiterhin ist die Exclamatio nicht unbedingt an eine Person, sondern kann ebenso an einen Ort, eine abwesende Figur oder irgendeine Sache gerichtet sein (→ Apostrophe, Personifikation)
- Die Exclamatio entfaltet ihre volle Wirkung natürlich vornehmlich im Theater, also im Drama. Hierbei kann durch die plötzliche, affektvolle Entladung der Zuschauer emotional berührt und somit auch beeinflusst werden.
- Exclamatio in der Musik: Der Begriff wurde aus der Rhetorik übernommen und auf eine musikalische Figur aus der barocken Affektenlehre umgemünzt. Nach moderner Auffassung können alle Aufwärtsspünge, die größer sind als eine Terz, als Exclamatio bezeichnet werden.