Als Binnenreim wird eine Form des Reims bezeichnet. Beim Binnenreim stehen die Wörter, die sich aufeinander reimen, im Versinneren, also in der gleichen Zeile. Mitunter werden mit dem Begriff auch Reime bezeichnet, die sich über zwei Verse erstrecken. Sonderformen sind der Mittelreim, Mittenreim, Inreim, Schlagreim, übergehender und überschlagender Reim sowie der Zäsurreim.
Ganz klassisch beschreibt der Binnenreim allerdings das Reimen zweier Wörter im Versinneren und war in dieser Form vor allem in der mittelhochdeutschen Dichtung sowie in der Barockliteratur verbreitet. Schauen wir zur Veranschaulichung des Begriffs auf ein Beispiel von Rainer Maria Rilke.
und hinter tausend Stäben keine Welt.
Das obige Beispiel ist dem Gedicht Der Panther entnommen und zeigt die letzten beiden Verse der ersten Strophe. Hier reimen sich die aufeinanderfolgenden Wörter Stäbe und gäbe innerhalb einer Zeile, wodurch ein Binnenreim entsteht. Dieser ist außerdem ein Schlagreim, weil der Gleichklang zwischen zwei Wörtern besteht, die unmittelbar aufeinanderfolgen. Schauen wir auf ein weiteres Beispiel.
Die obige Zeile stammt von Walther von der Vogelweide, einem der bedeutendsten deutschsprachigen Lyriker des Mittelalters (→ Literaturepochen). Hierbei reimen sich innerhalb der Zeile die Wörter barken und arken aufeinander. Allerdings werden diese von mehreren Silben getrennt.
Inhaltsverzeichnis
Sonderformen des Binnenreims
Mittelreim
Bei dieser Form des Binnenreims liegt der Reim in zwei aufeinanderfolgenden Zeilen. Die Reimwörter stehen iin der Mitte der beiden Verse. Das meint, dass die Reimbindung der Worte im Innern zweier Verse vorliegt, die aufeinanderfolgen, inmitten einer rhythmischen Reihe stehen und nicht an deren Ende.
und hab ’nen Kater. Alles Roger!
Mittenreim
Der Mittenreim, ebenfalls eine Form des Binnenreims, zeichnet sich dadurch aus, dass sich das Ende eines Verses und Innere des vorhergehenden oder folgenden Verses aufeinander reimen. Die Versbindung wird also entweder aus der Mitte zum Ende oder vom Ende zur Mitte realisiert. Schauen wir auf ein Beispiel.
und bin meiner Tochter Vater.
oder eben:
Ich bin meiner Tochter Vater
und hab‘ ’nen Kater. Alles gut.
Inreim
Der Inreim beschreibt eine Reimfolge, die meint, dass sich das letzte Wort eines Verses mit einem Wort aus diesem reimt. Der Inreim ist gewissermaßen einer der gängigsten Binnenreime, die uns in einem Gedicht begegnen kann. Schauen wir auf ein Beispiel aus der Feder Heinrich Heines.
Segelt trauervoll dahin.
Schlagreim
Der Schlagreim diente eingangs in Rilkes Der Panther als Beispiel für den Binnenreim. Die Reimbindung erfolgt hierbei zwischen zwei Wörtern, die unmittelbar aufeinanderfolgen. Der Schlagreim ist ein typisches Mittel in humorvoller Lyrik. Schauen wir zur Veranschaulichung auf ein Beispiel.
und unsere Harpunen ins Wasser hingen.
Übergehender Reim
Der übergehende Reim meint, dass sich das Versende des einen auf den Anfang des nachfolgenden Verses reimt. Die reime verbinden somit die einzelnen Zeilen und können den Zeilenumbruch somit gewissermaßen auffangen und weniger stark erscheinen lassen (vgl. Enjambement).
Später wirst du verstehen.
überschlagender Reim
Im überschlagenden Reim reimt sich der Anfang einer Verszeile auf das letzte Wort dieser Zeile. So können Anfang und Ende eine Einheit bilden und demzufolge den Inhalt gewissermaßen einschließen. Schauen wir auch hier auf ein Beispiel, das als beinahe Floskel in unsere Sprache übergegangen ist.
Zäsurreim
Den Zäsurreim gibt es in drei verschiedenen Formen, welche jedoch allesamt einen Binnenreim beschreiben. Entweder meint der Begriff den Reim zwischen einem Wort des Verses vor der Zäsur und dem Wort, welches unmittelbar vor dieser steht oder den Reim zwischen zwei Wörtern, die in aufeinanderfolgenden Zeilen vor der Zäsur stehen oder den Reim zwischen einem Wort vor der Zäsur und dem am Versende.
Für dieses Beispiel wurde die alexandrinische Verszeile von Andreas Gryphius ein wenig abgewandelt. Sie zeigt die erste variante des Zäsurreims und somit den Umstand, dass sich ein Wort vor der Zäsur auf das reimt, das unmittelbar vor dieser steht. In diesem Fall baut auf klaut.
- Im engeren Sinne wird als Binnenreim die Reimbindung zwischen zwei Wörtern innerhalb einer Verzeile bezeichnet. Im Allgemeinen kann somit aber auch ein Reim zwischen einem Wort und einem anderen im nachfolgenden oder vorherigen Vers bezeichnet werden.
- Oftmals kommen solche Reime in humoriger, also witziger, Dichtung zum Einsatz. Dennoch ist der Reim natürlich nicht auf dieses Genre beschränkt. Auch in Kinderreimen oder -liedern finden sich häufig solcherart Reime (Bsp.: Ene, mene, miste, es rappelt in der Kiste.).
- Der Reimform eine konkrete Wirkung zuzuschreiben, ist somit nicht unbedingt zielführend. Zwar wird die Geschwindigkeit beim Lesen und mitunter beim Vortrag erhöht, wenn sich nachfolgende Wörter reimen, aber dieser Effekt kann ebenso ausbleiben.
- Ein Stilmittel, dass genau das Gleiche beschreibt, ist das Homoioteleuton. Die Stilfigur meint, dass die Endsilben aufeinanderfolgender Wörter einer Zeile gleich sind, was natürlich an den Schlagreim erinnert.
- Hinweis: Wichtig ist außerdem, dass der Binnenreim eine spezielle Form des Reims ist und kein Reimschema wie Paarreim und Kreuzreim. Ein Reimschema zeichnet sich nämlich dadurch aus, dass strophenübergreifend ein gewisses Endreim-Muster zu erkennen ist. Der Binnenreim meint allerdings nur die Reimbindung innerhalb einiger Zeilen und betrifft eben auch nur diese.