Romantik

Als Romantik wird eine Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Musik und Kunst als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten, wobei die literarische Romantik in etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 datiert wird und demnach zwischen Klassik, Sturm und Drang, Empfindsamkeit, Aufklärung und Biedermeier, Vormärz und Realismus steht. Die Epoche wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden. Die zentralen Motive der Romantik sind das Schaurige, Unterbewusste, Fantastische, Leidenschaftliche, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollten und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richteten. Wesentliche Vertreter sind E.T.A. Hoffmann, Joseph von Eichendorff, Ludwig Tieck, Bettina von Arnim, die Brüder Grimm, Novalis und Clemens Brentano.


Begriff

Der Begriff meinte ursprünglich, dass Etwas wunderbar, abenteuerlich, erfunden sowie fantastisch war und geht auf die altfranzösischen Wörter romanz, roman und romant zurück, die allesamt Werke und Schriften bezeichnen, die in der Sprache des Volkes verfasst wurden. Ist ein Text romantisch, dann ist er sinnlich, abenteuerlich, schaurig, fantastisch und wunderbar, gibt sich der Natur hin, überwindet die Grenzen des Verstandes und stellt das Unterbewusste sowie Traumhafte in den absoluten Vordergrund.

Das Nomen Romantik verwendete als Erster Novalis, ein deutscher Schriftsteller und auch Philosoph der Frühromantik. Novalis bezeichnete mit dem Begriff eigentlich die Lehre vom Roman und nutzte das Wort nicht in erster Linie zur Bezeichnung der gesamten Epoche, wie er heutzutage gebraucht wird.

Der Roman leitet sich, wie auch die Epoche, vom gleichen Begriff ab: nämlich von der lingua romana. Diese bezeichnet eben nicht die lateinische Sprache, die lingua latina genannt wurde, sondern meint die romanischen Sprachen, wie beispielsweise Französisch oder Spanisch. Wesentlich ist hierbei, dass die Romantiker sich vor allem mit der Geschichte und Sprache ihres eigenen Volkes befassten und von der Antike abwandten, weshalb Märchen, Sagen sowie Mythen populäre Textsorten waren, aber natürlich auch der Roman als volkssprachliche literarische Gattung durchaus positiv bewertet wurde.

Die Gattungsbezeichnung wurde allerdings erst im Nachhinein geprägt. Noch Heinrich Heine – welcher selbst als letzter Dichter der Romantik gilt – fasste die Epochen der Weimarer Klassik und der Romantik als sogenannte Kunstperiode zusammen und verwies darauf, dass sich mit Goethe und dessen Anhängern eine neue Vorstellung von Kunst anbahnte, die sich erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts veränderte.Epochen der Literatur als Zeitstrahl

Merkmale der Romantik

Die Merkmale der Literaturepoche lassen sich nicht in jedem Fall eindeutig benennen. So gibt es klare Vorstellungen, die vor allem in der anfänglichen Strömung dominierten (Frühromantik) und in der Folge durch einzelne Vertreter erweitert wurden. Folglich zeigt die nachfolgende Übersicht der Merkmale einige allgemeingültige Aspekte, die aber in den einzelnen zeitlichen Abschnitten nicht in jedem Fall auszumachen sind, aber das allgemeine Verständnis der Epoche illustrieren.

Übersicht: Merkmale der Romantik im Überblick


  • Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt allgemein als wissenschaftlich sowie aufstrebend, was hier vor allem durch die beginnende Industrialisierung deutlich wird. Die Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Immer mehr Rätsel und Mythen konnten wissenschaftlich erklärt und naturwissenschaftlich begründet werden.
  • Diese Entwicklung war den Romantikern zuwider. Sie stellten sich gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. Im Vordergrund stand folglich der Wunsch nach dem Geheimnisvollen und einer mythischen Welt, die das Träumerische und Unerklärliche beinhaltete. Demzufolge waren sämtliche Themen, die unerklärlich und wunderbar waren, besonders reizvoll, weshalb in der Romantik auch die wilde und ungebändigte Natur als wesentlich galt.
  • Als wesentliches Merkmal der Epoche gilt also die Abwendung von der kapitalistischen und gewinnorientierten Arbeitswelt, die den Menschen vor allem aufgrund seiner Nützlichkeit bewertete. Dabei wandten sich die Romantiker gegen das Etablierte, das Großbürgertum und Vernünftige, wobei vor allem die Spießbürger verspottet wurden, die als kleinlich und engstirnig galten. Dieses Merkmal ähnelt grundsätzlich dem Sturm und Drang.
  • Die Romantiker priesen folglich das Mythische und Märchenhafte und lobten deshalb vor allem das Mittelalter als ideales Zeitalter der Geschichte, da in dieser Zeit alle Menschen im mythischen christlichen Glauben vereint wurden und darüber hinaus das germanische Kulturgut präsent war, das das Leben durch den Mythos und Sagen – aber eben nicht durch die Wissenschaft und den Fortschritt – begründete. Das Traumhafte, die Fantasie sowie die dunklen Bereiche der Seele galten demzufolge als unerschöpflich und unermesslich.
  • Aus diesem Grund können einige der wesentlichen Ansichten der Romantiker aber auch als rückwärtsgewandt gelten: immerhin wendeten sie sich von der Gegenwart ab und priesen das Zurückliegende, das nicht alles begründete, sondern sich durch Märchen, Mythen, Legenden und Sagen erklärte. Somit war die Romantik in ihren Grundsätzen einerseits fortschrittlich, weil sie die allgegenwärtige Industrialisierung sowie das Streben nach Verwertbarkeit und Nützlichkeit hinterfragte, kann aber andererseits auch rückschrittlich erscheinen, da das Mittelalter als ideale Zeit und die mythische Religion gefeiert wurde.
  • Folglich begeisterte man sich für sämtliche Erscheinungen des eigenen Volksguts, wie etwa Märchen (bspw. Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm) und Volkslieder (bspw. die Volksliedsammlung Des Knaben Wunderhorn von Clemens Brentano und Achim von Arnim) oder eben Sagen und Legenden aus dem eigenen Kulturkreis. In Deutschland schlug diese Begeisterung im Laufe der Zeit teils in einen aufgeladenen nationalen Vaterlandkult um.
  • Das Dunkle der Seele, Mystische sowie Unergründbare galt den Romantikern hierbei als unerschöpflich, wohingegen die Wirklichkeit als begrenzt wahrgenommen wurde. Dieses Unerschöpfliche benannten die Romantiker mit dem Begriff Poesie. Diese sogenannte Universalpoesie sollte die Grenzen der Gattungen verschmelzen: Ziel war es, Philosophie, Poesie, Genialität, Prosa und Kritik miteinander zu verbinden. Die Universalpoesie galt als eine unerschöpfliche Kraft, die in jener Zeit nur noch in wenigen Dingen ihren Ausdruck fand (bspw. in der Liebe und in Kindern) und von aufklärerischen und modernen Ideen verdrängt wurde, wobei sie im Mittelalter – so die Romantiker – noch allgegenwärtig war.

  • Exkurs: Der Begriff Universalpoesie, wie er von Novalis und Schlegel entwickelt wurde, meinte hierbei stets die Verbindung der literarischen Gattungen (Lyrik, Epik, Dramatik) sowie die Verbindung dieser Gattungen mit Philosophie, Kritik und Rhetorik und demnach die Verbindung aus Kunst und Wissenschaft. Eine solche Universalpoesie sollte sämtliche Sinne ansprechen und so versuchen, Traum und Wirklichkeit, Poesie und das wahre Leben miteinander in Wechselbezug zu bringen. Die Dichtung selbst wurde vor allem mit dem Begriff der Kunstpoesie bezeichnet: diese sollte die Welt der Poesie für den Leser zugänglich machen, weshalb der Dichter selbst als eine Art Priester ebendieser Kraft galt, der sie durch die Dichtung vermitteln konnte. Die Poesie des Volkes wurde als Naturpoesie bezeichnet.
  • Die romantische Poesie wurde von Friedrich Schlegel als eine progressive Universalpoesie beschrieben. Progressiv bedeutet, dass etwas fortschrittlich ist, sich immerzu erweitert und niemals abgeschlossen ist. Die Poesie der Romantik war also häufig unvollendet, weshalb das Fragment eine wichtige literarische Gattung darstellte, die eben die Poesie (Text in Versen), die Genialität (der Künstler selbst), die Kritik (das Publikum) sowie Prosa (Sprache des Alltags) und Philosophie und Wissenschaft miteinander verbinden sollte.

  • Als Ausdrucksform, die ebendiese Forderungen erfüllen konnte, die Einheit von Lyrischem, Dramatischem und Epischem zu schaffen, galt die Lyrik, wobei auch der Roman als wichtige Gattung wahrgenommen wurde, da sich dieser anbot, die verschiedenen literarischen Gattungen miteinander zu verbinden, weil er einem großen Gestaltungsspielraum bot. Beliebt waren in der Epoche außerdem Novellen sowie (Kunst-)Märchen.
  • In der Literatur dominierten dabei häufig Schwellenmotive, also Motive, die eine Grenze zwischen der Wirklichkeit und dem Traumhaften markierten, wie etwa die Dämmerung, Mondschein, Zwielicht oder auch der Blick aus dem Fenster oder in die Ferne, der zumeist von einer ungeheuren Sehnsucht des lyrischen Ichs / Protagonisten getragen wurde. Weitere Motive, die ebendiesen Übergang zeigen, sind beispielsweise Träume, Jahreszeiten, das Unterbewusstsein oder auch Fabelwesen und Sagengestalten.
  • Ein zentrales Motiv in der Kunst, welches sich durch sämtliche Gattungen zog, war die Blaue Blume. Novalis war es, der dieses Motiv als Erster in seinem Romanfragment Heinrich von Ofterdingen nutzte, wobei sein Protagonist Heinrich sich kurz vor dem Einschlafen danach sehnt, die Blaue Blume zu sehen. Diese Blaue Blume taucht in der Folge in zahlreichen Werken auf und ist ein Symbol der Sehnsucht, der Ferne sowie der Liebe und findet sich in zahlreichen Werken der romantischen Literatur, Malerei und der Musik.
  • Ein weiteres Merkmal der romantischen Dichtung ist die sogenannte romantische Ironie. Dieser Begriff geht – ebenso wie der der Universalpoesie – auf Friedrich Schlegel zurück, wobei dieser seinen theoretischen Ansatz teils recht schwammig formulierte, weshalb dieses Merkmale nicht in jedem Werk der Romantik auszumachen ist. Grundsätzlich geht es darum, so Schlegel, dass die Produktionsbedingungen von Kunst im Kunstwerk selbst zu reflektieren seien. Das bedeutet, dass das romantische Kunstwerk sich im Werk selbst kritisieren soll (siehe Verbindung der Gattungen!) und auf sich selbst referenzieren muss.
  • Konkret wäre dies beispielsweise der Fall, wenn der Protagonist eines Dramas, der sich in einer ausweglosen Situation befindet, verkünden würde:„Kein Held stirbt inmitten des zweiten Aktes!“. Das Werk würde demzufolge auf sich selbst verweisen und sich demnach selbst reflektieren, was Schlegel als romantische Ironie beschreibt. Dieses Merkmal findet sich etwa in Ludwig Tiecks Komödie Der gestiefelte Kater, wo zwei Figuren im dritten Akt über die Qualität der Komödie Der gestiefelte Kater streiten – dadurch enthält das Werk seine eigene Kritik, erkennt sich selbst als Werk, wodurch der Autor über dem Werk steht.

Wichtig: Oftmals wird angenommen, dass sich die Romantiker gegen den Verstand und die Wissenschaft im Allgemeinen wendeten. Das ist allerdings nicht korrekt. Vielmehr ging es darum, die Grenzen des Verstandes zu erweitern und Angenommenes durch verborgene, mythische Aspekte zu erweitern, wobei Wissenschaft, Religion und Dichtung vereint werden sollten. Folglich wurde auch in der Romantik das Wissenschaftliche gefördert, wobei zahlreiche Theorien zur Sprache, Philosophie und Literatur entstanden.

Historischer Hintergrund der Epoche

Die Jahre zwischen 1795 und 1848 waren vor allem von vielen gesellschaftlichen Umbrüchen und technischen sowie wissenschaftlichen Fortschritten geprägt. Die Französische Revolution (1789) leitete eine Kette von Ereignissen ein, die ganz Europa in der Folge verändern sollten: Die Gesellschaft wandelte sich von einer feudalen zu einer selbstbewusst bürgerlichen.

Die Romantiker begrüßten die Französische Revolution von 1789, was vor allem darin begründet war, dass dieses Ereignis die geläufige Ordnung und die alten Grenzen änderte und beinahe aufsprengte. So ist es kaum verwunderlich, dass das gesellschaftliche Treiben in der Folge häufig positiv kommentiert und bis zu den Koalitionskriegen, die bis 1805 andauerten, enthusiastisch befürwortet wurde.

Im Jahr 1806 folgte dann die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und der sogenannte Rheinbund wurde gegründet, woraufhin nur ein Jahr später in Preußen zahlreiche Reformen eingeführt wurden, worunter die Bauernbefreiung, Städteordnung, Gewerbefreiheit, Bildungsreform und Heeresreform sowie die Emanzipation der Juden fallen. Die Gesellschaft veränderte sich!
General Napoleon

General Napoleon beim Überqueren der Alpen


Napoleon, der mittlerweile in Frankreich die Macht ergriffen hatte, begann 1812, gegen Russland in die Schlacht zu ziehen, woraufhin er in den Befreiungskriegen, die zwischen 1813 und 1815 tobten und die französische Vorherrschaft unter Napoleon Bonaparte über große Teile des europäischen Kontinents beendeten, letzten Endes in Waterloo (18.06.1815) geschlagen wurde.

Nach dem Sieg über Napoleon sollte die alte Ordnung in Europa auf dem Wiener Kongress (1814/15) beschlossen und geregelt werden, wodurch sämtliche Anhänger der vorherigen französischen Reformen – die durchaus Hoffnungen hegten – erleben mussten, dass nahezu alle neuen Ideen wieder zunichte gemacht wurden. Verschärft wurde dies zusätzlich durch die sogenannten Karlsbader Beschlüsse.

Hinweis: Einen ausführlichen Abriss des historischen Hintergrunds dieser Jahre finden Sie im Beitrag zum Vormärz unter der Überschrift Historischer Hintergrund der Epoche, wo sich detaillierte Informationen zu den Jahren zwischen 1789 und 1848, also bis zur Märzrevolution in Deutschland, nachlesen lassen.

Zentren der Romantik

Im Gegensatz zu anderen kulturellen und literarischen Epochen oder Strömungen, war die Romantik in Deutschland nicht an ein einzelnes Zentrum gebunden, sondern verlagerte ihre „Hochburg“ an verschiedene Standpunkte im Laufe der Jahrzehnte. So ist die Frühromantik vor allem auf Jena konzentriert, die Vertreter der Hochromantik konzentrierten sich auf Heidelberg, wohingegen die Spätromantik sich grundsätzlich in Berlin verorten lässt.

Wesentlich ist in diesem Zusammenhang, dass die unterschiedlichen Standorte zwar alle unter dem Begriff des Romantischen gefasst werden können, aber teils recht unterschiedliche Betrachtungsweisen über das Wesen der Kunst innerhalb der Epoche entstanden. Allerdings kann die Geburtsstunde der Epoche in Jena verortet werden, wo sich erstmalig Menschen trafen, die die Grundzüge kommunizierten.

Jenaer Romantik (Frühromantik)

Die Vertreter der Jenaer Romantik Fichte, Schelling, Schleiermacher, Novalis

Vertreter: Fichte, Schelling, Schleiermacher, Novalis


In Jena waren es die Philosophen Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling und Friedrich Schleiermacher; die Theoretiker August Wilhelm Schlegel und Friedrich Schlegel sowie die Dichter Ludwig Tieck und Novalis, die als wichtige Vertreter der Strömung galten. In Jena entstand die Lebenseinstellung, Kunstanschauung und allgemeine Sicht auf die Dinge.

Darüber hinaus entstand durch ebendiese Verbindung – vor allem um die Brüder August Wilhelm und Friedrich Schlegel – die Zeitschrift Athenaeum, die das zentrale literarische Organ der Frühromantik darstellte und in den sechs erscheinenden Ausgaben viele Texte bündelte, die später als charakteristisch für die Epoche standen. Beispielsweise veröffentlichte Novalis seine Hymnen an die Nacht im Athenaeum.

Jena avancierte zwischen 1795 bis 1804 zum wichtigsten Standort der neuen künstlerischen Bewegung. Hier trafen die jungen Geister der Romantik auf die etablierten Vertreter der Klassik, denn auch Goethe und Schiller waren nicht weit entfernt und so entstanden Gesprächsrunden, Freundschaften und die ersten Ansätze, die in der romantischen Epoche gipfelten, die sich vor allem in Heidelberg abspielte.

Heidelberger Romantik (Hochromantik)

Vertreter der Heidelberger Romantik  Wilhelm Grimm, Jacob Grimm, Brentano, Görres, Achim von Arnim

Vertreter: Wilhelm und Jacob Grimm, Brentano, Görres, Achim von Arnim


In Heidelberg traf sich gewissermaßen die nachfolgende Generation der Jenaer Strömung. Die Autoren, die sich hier trafen waren einige Jahre jünger als die Vertreter der Jenaer Frühromantik, wobei sie die theoretischen Konzepte aus Jena aufgriffen und sich auf die Werke der Frühromantik kritisch bezogen.

Die Bezeichnung resultiert daraus, dass sich zu jener Zeit mehrere Autoren, die der Romantik angehörig waren, in Heidelberg aufhielten So arbeiteten etwa Achim von Arnim und Clemens Brentano hier an ihrer Volksliedsammlung Des Knaben Wunderhorn und gaben darüber hinaus die Zeitung für Einsiedler heraus.

Weiterhin lehrte Joseph Görres in Heidelberg und Friedrich Creuzer an der Universität, wobei Joseph von Eichendorff zu dieser Zeit Student in Heidelberg war. Auch Friedrich Hölderlin – der ursprünglich aus Tübingen stammte – verbrachte einige Jahre in der Universitätsstadt. Zum Heidelberger Kreis zählen außerdem einzelne Autoren, die zwar nicht in der Stadt lebten, aber im engen Kontakt zu den Vertretern standen, wie etwa Karoline von Günderrode, Bettina von Arnim sowie die Brüder Grimm.

Schaut man auf die angeführten Namen, ist es auch kaum verwunderlich, dass sich vor allem die Heidelberger darum bemühten, die deutsche Kultur wiederzuentdecken und das eigene Volksgut sowie die ältere deutsche Literatur neu zu beleben, welche in überarbeiteter Form neu publiziert wurde. Die eigenen Werke, die in Heidelberg entstanden, orientierten sich dann auch sehr häufig am schlichten Ton und der einfachen Sprache ebendieser Volksdichtung oder dem Kreiieren eigener Märchen und Sagen.

Berliner Romantik (Spätromantik)

Vertreter der Berliner Romantik Tieck, Eichendorff, Hoffmann, Bettina von Arnim

Vertreter: Tieck, Eichendorff, Hoffmann, Bettina von Arnim


In Berlin bündelten sich dann die letzten Ausläufer der Romantik, weshalb es sich hierbei chronologisch um die letzte Phase der Epoche handelt, weshalb diese auch als Spätromantik bezeichnet wird. Verortet werden kann diese zwischen den Jahren 1815 und 1848, wobei sie sich darüber hinaus auch in den Städten Wien, Nürnberg, Karlsberg und Heidelberg zeigte, wodurch die Bezeichnung irreführend ist.

Als wichtige Vertreter dieser Ausprägung gelten in der Literatur E. T. A. Hoffmann, Joseph von Eichendorff, Clemens Brentano, Friedrich de la Motte Fouqué, Bettina von Arnim, Achim von Arnim, Eduard Mörike, Ludwig Uhland und Ludwig Tieck, die vor allem (Kunst-)Märchen, Sagen, Novellen und Romane verfassten, wobei vordergründig das Unheimliche und Schaurige thematisiert wurde.

Als wesentliche Merkmale der Spätromantik gelten die Abrechnung mit dem Zeitalter der Aufklärung, eine Hinwendung zur Religion und Emporhebung des Mittelalters, die Sehnsucht nach (aristokratischer) Ordnung sowie das Aufzeigen des Dunklen und der Schattenseiten der menschlichen Psyche.

Romantik in der Literatur

Das wichtigste Medium der Romantiker war zweifelsohne die Literatur, die dicht von der Malerei gefolgt wurde, wobei es außerdem Ausprägungen der wesentlichen Ideen in der Musik gab. Wesentlich war für die romantische Literatur die Flucht ins Unheimliche und das Abwenden von der kapitalistischen und gewinnorientierten Welt und auch von den Ideen der Aufklärung.

In der Literatur gab es einen Hang zu Schwellenmotiven, also Motiven, die den Übergang zwischen zwei Zuständen zeigten und zumeist die Unterscheidung zwischen Wirklichkeit und dem Traumhaften erschwerten, wie etwa die Dämmerung, das Zwielicht, den Mondschein oder auch den Wechsel der Jahreszeiten sowie den Blick des Protagonisten / lyrischen Ichs in die Ferne, der die Sehnsucht zeigte.

Dabei sollte das Unterbewusste und Traumhafte gezeigt werden sowie die Träume, die Dunklen Seiten der menschlichen Seele sowie ihre Abgründe, was sich oftmals in der Darstellung von Krankheiten, Halluzinationen, Täuschungen, Schwärmereien und Trugbildern äußerte – also in sämtlichen Zuständen, die den Menschen gewissermaßen aus der Wirklichkeit heben und die Schwelle zum Traumhaften überschreiten und so das Mythische und Rätselhafte greifbar machen.

Dabei neigte man vor allem zu recht offenen Formen in der Literatur: es war wichtiger, dass Etwas geschaffen wurde, als ein perfektes Endprodukt zu präsentieren, wodurch Improvisation und ein freies Schöpfertum im Vordergrund standen. Weiterhin galt, dass die Gattungen (Lyrik, Epik, Dramatik) miteinander verbunden wurden, aber gleichermaßen sollten Philosophie, Genialität und Kritik im Werk präsent sein. Folglich sollte Literatur (Poesie) die Gattungsgrenzen aufheben.

Epik der Romantik

Als zentrale Gattung der Epik galt der Roman. Dieser bot einerseits genügend Spielraum, um der Forderung gerecht zu werden, sämtliche Gattungen miteinander zu vermengen und zeichnete sich andererseits vor allem dadurch aus, dass er keinen starren Regeln unterlag. Als erstes Vorbild galt Goethes Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795/96), wobei vor allem Friedrich Schlegel den Roman lobte. Alsbald wurden in der Frühromantik vor allem Entwicklungs- und Bildungsromane geschrieben.

Allerdings löst man sich hierbei recht schnell von der Orientierung an früheren Formen und erschuf eigene Kreationen. Als beispielhaft können E. T. A. Hoffmanns Lebens-Ansichten des Katers Murr (1819 / 1821), Novalis Heinrich von Ofterdingen und Jean Pauls Titan gelten. In der Folge wurde man außerdem der Forderung gerecht, die Gattungen im Roman selbst zu vermischen, wobei etwa die zahlreichen Gedichteinlagen in Eichendorffs Roman/Novelle Aus dem Leben eines Taugenichts (1822/23) ebendieses Prinzip verdeutlichen und das romantische Konzept aufgreifen.

Allerdings verlor der Roman selbst an Bedeutung, da er zunehmend von anderen Formen (Lieder, Dichtungen oder einzelne Verse) durchzogen wurde und somit eher eine Mischform der Gattungen – wie auch gefordert – erwuchs. An Wichtigkeit gewann in der Folge der Schauerroman, der vor allem das Unheimliche und Schaurige abbildete. Für die Romantiker bot sich darüber hinaus die Novelle an, die durch den unmittelbaren Einstieg und offenen Schluss den Wunsch nach Fragmentarischem erfüllte.

Wichtige epische Formen sind darüber hinaus die Erzählung und natürlich das Kunstmärchen sowie das Märchen selbst. Die Erzählung bot sich deshalb an, weil sie selbst eine recht freie Form darstellt, wobei das Märchen wiederum die Schwelle zwischen Wirklichkeit und Fantasie nachzeichnete. Da in der Romantik aber im gleichen Maße das Interesse an Volksdichtungen wuchs – was vor allem durch die Rückbesinnung auf das Mittelalter begründet war – entstanden zahlreiche solcher Texte und die alten Märchen und Lieder wurden in umfangreichen Sammlungen zusammengefasst und veröffentlicht. Als Beispielhaft gelten hierbei die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm sowie die Sammlung von Volksliedern im Werk Des Knaben Wunderhorn von Achim von Arnim und Clemens Brentano.

Schwarze Romantik

Ein wesentliches Motiv in epischen Texten war das Unheimliche der menschlichen Psyche. Folglich behandelten die deutschen Romantiker – vor allem die Vertreter der Spätromantik – die dunklen Seiten der menschlichen Seele, die vor allem in der europäischen Aufklärung kaum Beachtung fanden. Diese Ausprägungen gipfelten in einer Unterströmung: der sogenannten Schwarze Romantik.

Die Schwarze Romantik zeichnet sich vor allem durch unheimliche Begebenheiten und der Faszination am Bösen aus. In diesem Zusammenhang entstand allerhand Schauerliteratur, die wiederum dem Entstehen der modernen Horrorliteratur im 19. Jahrhundert vorausging.

Typische Beispiele sind etwa E. T. A. Hoffmans Sandmann (1816/17), die Kriminalnovelle Das Fräulein von Scuderi (1819) oder auch der Schauerroman Die Elexiere des Teufels (1815/16), wobei auch Johann Peter Hebels Unverhofftes Wiedersehen (Kalendergeschichte, 1811) und Adelbert von Chamissos Märchenerzählung Peter Schlehmils wundersame Geschichte (1814) solche Schauerelemente aufweisen.

Dramatik der Romantik

Das Drama nahm in der Romantik eher eine unbedeutende Rolle ein, weshalb recht wenige Dramen in dieser Epoche entstanden. Das Drama bot sich schlicht und ergreifend nicht an, um der Forderung, dass die Gattungen miteinander vermischt werden sollten, gerecht zu werden. Immerhin unterliegt das Drama gewissen – eher strengen – Regeln. Dennoch entstanden vereinzelt auch romantische Dramen.

Zwar entstanden in dieser Zeit einige Dramen des Dichters Heinrich von Kleist, doch kann dieser nicht unbedingt als Romantiker gelten. Als Beispiel könnte allerdings die märchenhafte Komödie Der gesteifelte Kater (1797) von Ludwig Tieck gelten, die in der Sammlung Volksmärchen herausgegeben von Peter Leberecht erschien. Tieck realisiert hier die romantischen Ironie und spielt mit der Illusionsbrechung.

In diesem Werk fallen sämtliche Figuren andauernd aus der zugeteilten Rolle, aus dem Publikum kommentieren Schauspieler das Geschehen auf der Bühne, wodurch die Illusion des Dramas aufgehoben wird. Verstärkt wird dieser Effekt dadurch, dass ein Regiegespräch bei offenem Vorhang geführt wird und das Märchenpersonal die Qualität des Stücks im Stück selbst bewertet, wobei der Dichter des Werkes selbst im Drama mitspielt. Folglich stellt das Werk seinen Charakter als Kunstwerk heraus und ironisiert sich somit selbst, wenn das Kunstwerk selbst reflektiert wird.

Lyrik der Romantik

Die Lyrik galt in der Romantik als eine besondere und wichtige Ausdrucksform. Zwar erlaubte sie nicht den gleichen Spielraum zur Gestaltung, wie etwa der Roman oder andere epische Formen, die zum Vermischen der Gattungen einluden, war aber ein Teil dessen, was die Romantiker als Poesie auffassten.

Die Dichtung galt demnach nicht als Möglichkeit der Erziehung – wie noch in vorherigen Epochen – sondern als Teil der idealen Welt selbst, deren starke Ausprägungen die Romantiker vor allem im Mittelalter sahen. Dem Dichter kam hierbei die Aufgabe zu, die von anderen Strömungen verdrängte, ideale Welt wieder sichtbar zu machen. Diese romantische Dichtung zeichnete sich dabei durch Einfachheit aus.

Sehr lange galt die spontane, teils naive, Erlebnislyrik als ein wesentlicher Bestandteil der romantischen Dichtung und galt darüber hinaus als Inbegriff ebendieser Lyrik. Mittlerweile hat die Wissenschaft allerdings erkannt, dass die Romantiker keineswegs spontan oder naiv waren, sondern vor allem lyrische Erzeugnisse verfassten, die nur den Anschein von Spontanität und Naivität erweckten, aber bewusst strukturiert waren und gezielt Naturmetaphern verwendeten, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen.

Diese einstige Vorstellung der romantischen Dichtkunst wurde vor allem durch die Gedichte des Spätromantikers Joseph von Eichendorff getragen. Seine Gedichte, die häufig liedhaft erscheinen und tatsächlich oftmals zu Liedern vertont wurden, wirkten wie der Inbegriff der harmlosen Sprache des Volkes, die die Natur und den Übergang zwischen Traum und Wirklichkeit beschreibt. Ein Beispiel:


Mondnacht

Es war, als hätt‘ der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blüthenschimmer
Von ihm nun träumen müßt‘.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Aehren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.


Das obige Beispiel von Eichendorff verdeutlicht aufgrund mehrerer Merkmale die romantische Lyrik. So finden sich zahlreiche Schlüsselwörter, die ganz gezielt auf die wesentlichen Inhalte der Romantik verweisen, wie etwa träumen, Nacht und Seele, wobei außerdem das Motiv der Ferne und Sehnsucht aufgegriffen wird. Das lyrische Ich sehnt sich hier nach der Heimat und dieser Wunsch kann beinahe erfüllt werden, da das Mondlicht etwas Unwirkliches erschafft, das zwischen Wachen und Träumen steht.

Ein wesentliches Motiv in der Lyrik der Romantiker ist darüber hinaus das Gefühl der Heimatlosigkeit, das auch im obigen Gedicht spürbar ist. Das lyrische Ich scheint stets auf Wanderschaft zu sein und eben nicht dort, wo es sich hinseht. Diese Sehnsucht verweist demnach auf den tiefen Wunsch nach einer paradiesischen Welt, die eben nicht erreichbar scheint, aber das Ideale verkörpert, wobei der Dichter die Aufgabe übernimmt, auf dieses Verborgene hinzuweisen und es somit sichtbar zu machen oder zumindest die Sehnsucht nach diesem zu wecken. Ein ähnliches Beispiel ist Eichendorffs Wünschelrute:


Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.

Auch in diesen vier Versen wird von der verborgenen Poesie der Welt berichtet. Das Gedicht bündelt exemplarisch das, was die romantische Lyrik bewerkstelligen sollte. So verweist das Werk auf sich selbst, wenn es darauf verweist, das es aus Worten besteht und ebendiese Worte sämtliche Dinge zum Singen bringen kann. Das Gedicht zeigt demnach auch, welche Aufgabe der Dichter hierbei hat, denn dieser ist es, der mithilfe der Worte das Schlafende erwecken und somit das Verborgene sichtbar machen kann.

Allerdings beginnt nicht nur das einzelne Ding zu singen, sondern die ganze Welt erwacht zum Leben. Folglich kann das richtige Zauberwort gewissermaßen das Tor zur Unendlichkeit öffnen, wodurch der Dichter sowie die Dichtung die Grenzen zwischen Realität, Phantasie und Unbewusstem auflösen kann.

Vertreter und Werke (Literatur)

  • August Wilhelm Schlegel (1767-1845)
    • Mitherausgeber der Zeitschrift Athenäum
  • Friedrich Schlegel (1772-1829)
    • Mitherausgeber der Zeitschrift Athenäum
    • Brief über den Roman (1798)
    • Lucinde (1799)
  • Novalis (1772-1801)
    • Hymnen an die Nacht (1800)
    • Geistliche Lieder (1802)
    • Heinrich von Ofterdingen (1802)
  • Ludwig Tieck (1773-1853)
    • Der gestiefelte Kater (1797)
    • Der blonde Eckbert (1797)
    • Franz Sternbalds Wanderungen (1798)
    • Kaiser Octavianus (1804)
  • Wilhelm Heinrich Wackenroder (1773-1798)
    • Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders (1797)
  • E. T. A. Hoffmann (1776-1822)
    • Fantasiestücke in Callots Manier (1813/15)
      • darin: Der goldene Topf
    • Die Elixiere des Teufels (1815/16)
    • Nachtstücke (1816)
    • Die Serapionsbrüder (1819/21)
    • Lebensansichten des Katers Murr (1820/22)
    • Meister Floh (1822)
  • Clemens Brentano (1778-1842)
    • Godwi oder Das steinerne Bild der Mutter (1801)
    • Des Knaben Wunderhorn (1806-1808)
    • Die Gründung Prags (1815)
  • Adelbert von Chamisso (1781-1838)
    • Peter Schlemihls wundersame Geschichte (1814)
  • Achim von Arnim (1781-1831)
    • Des Knaben Wunderhorn (1806-1808)
  • Bettina von Arnim (1785-1859)
    • Goethes Briefwechsel mit einem Kinde (1835)
    • Die Günderode (1840)
  • Jakob Grimm (1785-1863) / Wilhelm Grimm (1786-1859)
    • Kinder- und Hausmärchen (1812)
    • Deutsche Sagen (1816)
  • Ludwig Uhland (1787-1862)
    • Frühlingsglaube (1812)
  • Joseph Freiherr von Eichendorff (1788-1857)
    • Das Marmorbild (1819)
    • Aus dem Leben eines Taugenichts (1826)
    • Der letzte Held von Marienburg (1830)
    • Mondnacht (1835)
    • Wünschelrute (1835)
  • Wilhelm Müller (1794-1827)
    • Die schöne Müllerin (1821)
    • Lieder der Griechen (1821/24)
    • Die Winterreise (1824)

Romantik in der Malerei

Die beschriebenen Motive und Merkmale der Epoche lassen sich aber nicht nur in der Literatur nachweisen, sondern finden such darüber hinaus in der romantischen Malerei wieder. Vordergründig ist hierbei vor allem die Motive des Unheimlichen sowie die Fernweh und das gleichzeitige Heimweh, die sich in zahlreichen Werken in Reisebildern äußern.

Als wesentlicher Vertreter gilt Caspar David Friedrich (1774-1840), ein deutscher Maler, Zeichner und Grafiker, der als bedeutendster Künstler der Frühromantik gilt. Friedrichs Weltverständnis, das häufig von Melancholie geprägt ist, wird heutzuateg als exemplarisch für das Künstlerbild in der Epoche der Romantik erachtet. Seine Werke bündeln viele Epochenmerkmale, sind aber nicht immer deckungsgleich.Das Werk von Caspar David Friedrich vereint die typischen Merkmale der Romantik in der Malerei

Ausschnitt: Der Wanderer über dem Nebelmeer von Caspar David Friedrich


Das obige Beispiel von Friedrich, das den Titel Der Wanderer über dem Nebelmeer trägt, vereint gleich meherere Motive der Romantik. So handelt es sich einerseits um eine Darstellung der Natur, wobei der gezeigte Mensch als Wanderer bezeichnet wird, der entweder von Fern- oder eben Heimweh getrieben ist. Darüber hinaus steht dieser Wanderer an einem Gipfel und blickt auf ein Meer aus Nebel, das Etwas verbrigt, wobei die Landschaft als ein Spiegelbild der menschlichen Seele aufgefasst werden kann.

Beliebt waren außerdem Darstellungen der Natur, die als wild galt und demnach als ungebändigt und geheimnisvoll erscheinen konnte. Unter diese Landschaftsbetrachtungen mischte sich darüber hinaus sehr häufig die Darstellung der Blauen Blume, die – wie bereits im obigen Abschnitt beschrieben – als wichtiges Motiv der Romantik galt. Zumeist werden als reale Vorbilder dieser Blauen Blume zumeist heimische Pflanzen angesehen, wie in Mitteleuropa etwa die Kornblume oder die Wegwarte.

Dieses Motiv der Blauen Blume, das für Sehnsucht, Ferne und Liebe steht, wurde aber nicht nur im tatsächlichen, realen Sinne verwendet, sondern teilweise auch nur in der Malerei angedeutet oder metaphorisch gezeigt. Beispielsweise zeigte einer der bedeutendsten frühromantischen Maler, Philipp Otto Runge (1777-1810), die Blaue Blume in seinem Werk Der Morgen anhand einer eher unscharfen, hintergründigen in den Himmel emporwachsende Lilie, die zwischen Nacht und Morgen erwächst.Der Morgen ist ein Beispiel für romantische Malerei und zeigt die Blaue Blume der Romantik

Ausschnitt: Der Morgen von Philipp Otto Runge


Das obige Beispiel zeigt einen Ausschnitt des Gemäldes Der Morgen von Philipp Otto Runge. Das Bild zeigt eine verklärte Landschaft, die in der Morgendämmerung erwacht. Inmitten des Bildes findet sich eine weibliche Figur, aus deren Händen eine blaue Lilie wächst. Runge versucht hierbei, eine romantisch-mystische Vision darzustellen und verweist durch die Blaue Blume und durch das Verwischen der Grenzen von Tag und Nacht auf wesentliche Merkmale der Romantik (→ Vollansicht von „Der Morgen“).

Als Charakteristisch für die romantische Malerei gilt außerdem die Darstellung von Friedhöfen, Ruinen, Naturlandschaften sowie sämtliche Darstellungen, die ein Schwellenmotiv darstellen, also Motive, die eine Grenze zwischen der Wirklichkeit und dem Traumhaften markieren, wie etwa die Dämmerung, Mondschein, Zwielicht, Nebelschwaden oder auch der Blick aus dem Fenster sowie in die Ferne.

Vertreter und Werke (Malerei)

  • Caspar David Friedrich (1774-1840)
    • Blick auf Arkona mit aufgehender Sonne (1805)
    • Der Mönch am Meer (1810)
    • Abtei im Eichwald (1810)
    • Grabmale alter Helden (1812)
    • Der Wanderer über dem Nebelmeer (1818)
    • Friedhofseingang (1824/1826)
  • Philipp Otto Runge (1777-1810)
    • Die Ruhe auf der Flucht (1805-1808)
    • Der Morgen (1808)
  • Johann Martin von Rohden (1778-1868)
    • Wasserfall bei Tivoli (1800-1810)
    • Wasserfälle bei Tivoli (1819)
  • Carl Gustav Carus (1789-1869)
    • Erinnerung an Sorrent (1828)
    • Eichen am Meer (1834/35)
  • Ludwig Richter (1803-1884)
    • Civitella (Der Abend) (1827/28)
    • Ariccia (Der Morgen) (1828)
    • Hirten vor einem Andachtsbild (um 1830)
    • Überfahrt am Schreckenstein (1837)

Romantik in der Musik

Auch in der Musik lässt sich das Romantische verorten. Gemeint ist hierbei vor allem die Musik des 19. Jahrhunderts, wobei vor allem die Betonung des gefühlvollen Ausdrucks, das Auflösen klassischer Formen sowie das Erweitern und Überschreiten der traditionellen Harmonik im Vordergrund stand. Die Musik galt als Vermittler zwischen dem Menschen und höheren Welten.

In diesem Zuge wurde das Orchester stetig erweitert, um immer feinere Nuancen der Musik zu zeigen und somit einen überwältigenden Eindruck auf den Hörer zu hinterlassen, da sämtliche Mittel, die zur Verfügung standen, auch zum Einsatz kamen. Darüber hinaus wurden in der Romantik vermehrt volksliedhafte Elemente (Volksmusik) in das Repertoire der Musik aufgenommen. Hierbei wurde das Gleichgewicht von Harmonik, Rhythmik und Melodik oftmals aufgehoben.

Folglich ähneln diese Merkmale den Veränderungen, die auch die Literatur erlebte: die festen Grenzen der Gattung wurden nämlich gelöst und verschwommen in der Folge. Aber auch hier galt, dass es die Tendenz gab, sich auf frühere Musik zu besinnen, wobei die Mythen und Sagen des Altertums oft zur inhaltlichen Grundlage von Opern und Singspielen wurden. Eine Besonderheit ist außerdem, dass es in der Romantik erstmals zu einer Trennung von Ernster Musik und Unterhaltungsmusik kam.

Beliebt waren folglich Musikstücke, die keinen starren Regeln unterlagen, wie etwa das Impromptu. Als Impromptu wird ein kleineres Musikstück der Instrumentalmusik bezeichnet, das improvisiert oder zumindest ohne eine längere Vorbereitung gespielt und zumeist am Klavier dargeboten wird. Bekannt sind auch heute noch die eingängigen Impromptus des Komponisten Franz Schubert.

F. Schubert, D 899 No. 1, op. 90, Klavier: Bernd Krueger (piano-midi.de), Lizenz: CC BY-SA 3.0

Komponisten romantischer Musik (Vertreter)

  • Carl Maria von Weber (1786 – 1826)
  • Franz Schubert (1797 – 1828)
  • Hector Berlioz (1803 – 1869)
  • Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847)
  • Robert Schumann (1810 – 1856)
  • Richard Wagner (1813 – 1883)
  • Giuseppe Verdi (1813 – 1901)
  • Anton Bruckner (1824 – 1896)
  • Johannes Brahms (1833 – 1897) – Beispiel: Guten Abend, gut‘ Nacht
  • Gustav Mahler (1860 – 1911)
  • Richard Strauss (1864 – 1949)
  • Max Reger (1873 – 1916)
Kurzübersicht: Das Wichtigste zur Epoche im Überblick


  • Als Romantik wird eine Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Musik und Kunst als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten, wobei die literarische Romantik in etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 datiert wird und demnach zwischen Klassik, Sturm und Drang, Empfindsamkeit, Aufklärung und Biedermeier, Vormärz und Realismus steht. Die Epoche wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden.
  • Die zentralen Motive sind das Schaurige, Unterbewusste, Fantastische, Leidenschaftliche, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, was der Aufklärung gegenübersteht und die Grenzen des Verstandes sprengen wollte und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken und die Industrialisierung richtete. Wichtige Vertreter sind E.T.A. Hoffmann, Joseph von Eichendorff, Ludwig Tieck, die Brüder Grimm, Novalis und Clemens Brentano.
  • In der Literatur sind es vor allem der Roman und die Lyrik, die zur bevorzugten Gattung avancieren. Der Roman bot sich an, da er die Vereinigung der verschiedenen Gattungen ideal ermöglicht. Weiterhin waren Novellen und Erzählungen verbreitet. Die Aufgabe der Lyrik war es, das Verborgene zu offenbaren. Der Dichter hatte hierbei die Funktion, das Verschüttete und Verdrängte wieder sichtbar zu machen. Typisch ist Erlebnisleyrik.
  • In der Kunst, vor allem in der Malerei, lassen sich nahezu identische Motive ausmachen. Vordergründig geht es um die Darstellung der Natur, wobei auch Ruinen und Friedhöfe beliebte Motive sind. Hierbei geht es vor allem darum, den Übergang zwischen Wirklichkeit und Traum künstlerisch abzubilden und demnach solcherlei Schwellenmotive zu zeigen. Verbreitet war das Malen der Blauen Blume, die als Symbol der Sehnsucht und Ferne galt.
  • In der Musik wurde im Zuge der Epoche das Orchester stetig erweitert, um immer feinere Nuancen zu zeigen und somit einen überwältigenden Eindruck auf den Hörer zu hinterlassen. Außerdem kennt auch die Musik die Grenzüberschreitung: dabei wurde das Gleichgewicht von Harmonik, Rhythmik und Melodik oftmals aufgehoben, wodurch die festen Regeln der Ausdrucksform verschwammen.