Rhetorische Figuren gibt es in der Sprache jede Menge. Sie begegnen uns in Texten aller Art und machen Wörter und Sätze erst wirklich lebendig. An dieser Stelle ist die Auswahl ein wenig beschränkt und richtet sich vornehmlich an Schüler, die sich auf eine anstehende Deutsch-Prüfung vorbereiten.
Das liegt darin begründet, dass wir von Schülern gefragt wurden, welche rhetorischen Figuren für eine Deutschprüfung wirklich wichtig seien. Deshalb haben wir diesen Bereich eingerichtet, der eine kleinere Auswahl der rhetorischen Figuren beinhaltet und zur Prüfungsvorbereitung in Deutsch taugt.
Hinweis: Wer nun weitere Figuren ergründen möchte, sei auf die Unterseite Stilmittel verwiesen. Mitunter sind weiterführende Informationen zur rhetorischen Figur aber auch auch aus der Übersicht verlinkt.
Stilfiguren (Auswahl)
Rhetorische Figur | Beispiel | Erklärung |
---|---|---|
Akkumulation | „Nenn’s Glück! Herz! Liebe! Gott!“ | Aneinanderreihung von Wörtern zu einem Oberbegriff, der genannt oder nicht genannt wird. |
Allegorie | Gott Amor für Liebe Justitia für Gerechtigkeit |
Sehr konkrete Darstellung von abstrakten Begriffen oder Gedanken, oft durch Personifikation. Das Gedachte wird in ein Bild übertragen, das erst wieder erschlossen werden muss. |
Anakoluth | „Es geschieht oft, dass, je freundlicher man ist, nur Undank wird einem zuteil.“ | Grammatische Bauform von Ende und Anfang eines Satzes stimmt nicht überein. Kann Zeichen einer nachlässigen Ausdrucksweise sein oder gezieltes Stilmittel zur Darstellung einer emotional oder sozial geprägten Redeweise. |
Anapher | „Ich schreibe jetzt, ich schreibe, was ich will, ich schreibe für mein Leben gern.“ | Wiederholung von Wörtern oder Wortgruppen an Vers- oder Satzanfängen, was einen verstärkenden Effekt auf das Gesagte hat. |
Apostrophe | „Besinge mir, Gottheit, den Zorn des Peliden Achilleus!“ | Scheinbare Abwendung des Sprechers vom Publikum (Leser) und Anrede einer imaginären Person (Zweitpublikum). Meist in empathischer oder pathetischer Rede. Im Beispiel wendet sich Antigone ab und richtet sich an die Götter. |
Alliteration (Beispiel-Alliterationen) |
„Milch macht müde Männer munter.“, „mit Kind und Kegel“ | Wiederholung der Anfangslaute in benachbarten Wörtern. Im Deutschunterricht meist als Wiederholung von Anfangsbuchstaben verstanden |
Antithese | „Wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt, dann halte auch die linke hin.“ oder „Der Wahn ist kurz, die Reu‘ ist lang.“ | Gegenüberstellung von Gedanken und Begriffen. Thesen können gegenübergestellt werden, aber auch eine stilistische Gegenüberstellung ist möglich, um etwas zu kontrastieren. |
Chiasmus | „Die Kunst ist lang, und kurz ist unser Leben“ | Bezeichnung kommt vom griech. Chi (X). Kreuzstellung von syntaktisch oder semantisch einander entsprechenden Satzgliedern. |
Contradictio in adiecto | „Kleinere Hälfte“, „Ein rundes Quadrat“, „Bittere Süße“ | Sonderform des Oxymorons. Hierbei besteht ein Widerspruch zwischen adjektivischem Beiwort und Substantiv. |
Correctio | „Wir müssen schnell, ja unverzüglich handeln.“ | Korrektur eines zu schwachen Ausdrucks. |
Ellipse | „Je früher (du wieder kommst), desto besser (ist es für mich).“ | Satzteil, der nicht zum Verständnis notwendig ist, wird ausgelassen. Kann zum Ausdruck eines gesteigerten Gefühls eingesetzt werden. |
Epipher | „Doch alle Lust will Ewigkeit, / will tiefe, tiefe Ewigkeit!“ | Wichtige Wörter oder Wortgruppen werden am Satz- oder Versende wiederholt. Das Gegenstück ist die Anapher. |
Euphemismus | Heimgang für Tod, Freudenhaus für Bordell, bildungsfern für ungebildet. | Beschönigende Umschreibung einer unangenehmen, anstößigen oder gar unheilbringenden Sache. Wird auch als Verschleierung unschöner Tatsachen genutzt. |
Hendiadyoin | „Feuer und Flamme“ (Leidenschaft), „ab und zu“ (manchmal) | Verbindung zweier Wörter, die gemeinsam einen neuen, oft abstrakten Begriff bilden. Wird häufig mit der Tautologie verwechselt. |
Hyperbaton | „Es ist der Liebe milde Zeit“ oder „Der Worte sind genug gewechselt.“ | Satzstellung, die von der üblichen abweicht. Geschieht meist durch die Umstellung einzelner Satzbestandteile, um diese zu verdeutlichen. |
Hyperbel | Schneckentempo, blitzschnell, „Ein Meer von Tränen“ | Starke Übertreibung. Entweder wird der Begriff dabei vergrößert oder verkleinert. |
Hypotaxe | „Derjenige, der denjenigen, der den Pfahl, der an der Brücke, die an der Straße, die nach Mainz führt, liegt, stand, umgeworfen hat, anzeigt, erhält eine Belohnung.“ | Bildet den Gegensatz zur Parataxe. Verschachtelte Syntax. Zahlreiche Nebensätze sind in den Hauptsatz verwoben. |
Ironie | „Du wirst mit Sicherheit ein großer Künstler.“, „Du bist mir ja ein schöner Freund!“ | Unwahre Aussage, die offenkundig zeigt, dass das Gegenteil gemeint ist. |
Katachrese | „Das habe ich mit eigenem Fleisch und Blut erlebt.“, „Das ist aber nicht das Wahre vom Ei, wenn auch ein blindes Huhn mal ein Ei legt.“ | Metaphorische Bilder werden genannt, die nicht zusammenpassen. Kann als Bild- oder Stilbruch verstanden werden. |
Klimax | „Veni, vidi, vici (Ich kam, sah und siegte)“, „Erst die Stadt, dann das Land und in einem Jahr herrsche ich über die Welt.“ | Stufenartige (dreigliedrige) Steigerung eines Begriffs. Meist vom wenig Bedeutsamen zum Bedeutsamen oder vom Kleinsten zum Größten. Das Gegenstück ist die Antiklimax. |
Litotes | „Nicht unschön“ für schön, „Er war nicht gerade ein Held“ für feige. | Bejahung durch doppelte Verneinung oder untertriebene Ausdrucksweise. |
Metapher (Beispiel-Metaphern) |
„Das Feuer der Liebe“, „Jemandem das Herz brechen“, „Eine Mauer des Schweigens errichten“, „Ausgesetzt auf den Bergen des Herzens“ | Übertragung der Bedeutung. Sprachliche Verbindung zweier (mehrerer) semantischer Bereiche, die ansonsten unverbunden sind. Das sprachliche Bild muss gedeutet werden. |
Metonymie | „Wir haben den ganzen Goethe gelesen“ statt Werk, „Washington hat noch nicht geantwortet“ statt Person, „Ganz Afrika hungert“ statt Bewohner oder Personen. | Ein Wort wird durch ein anderes ersetzt, das zu diesem in unmittelbarer Beziehung steht. |
Onomatopoesie | „Der Wasserhahn tropft.“, „Das Feuer knistert im Ofen.“, „Das Haus ächzt und seufzt.“ | Lautmalerisches Wort, das so ähnlich klingt, wobei akustische Eindrücke durch Sprache rekonstruiert werden. |
Oxymoron | „Eile mit Weile“, „Diese Fülle hat mich arm gemacht“, „Es lebe der Tod!“ | Verbindungen zweier Worte, die sich gegenseitig ausschließen. Kann dadurch eine pointierte Wirkung erhalten. Siehe auch Contradictio in adiecto |
Paradoxon | „Das Leben ist der Tod, der Tod ist das Leben!“, „Wer sein Leben gewinnen will, der wird es verlieren.“ | Scheinwiderspruch. Die Behauptung scheint auf den ersten Blick unsinnig. Bei näherer Betrachtung birgt sie jedoch eine höhere Wahrheit. |
Parallelismus | „Heiß ist die Liebe, kalt ist der Schnee.“, „Schnell lief er hin, langsam kam er zurück.“ | Wiederholung einer gleichartigen Syntax in aufeinanderfolgenden Sätzen. Wiederkehr derselben Wortreihenfolge. |
Parataxe | „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.“ | Im Gegensatz zur Hypotaxe das Nebeneinanderstellen gleichrangiger Hauptsätze. Aussagen wirken so sehr absolut. Häufige Stilfigur in der Bibel und anderen religiösen Schriften. |
Parenthese | „So bitt ich – ein Versehen war’s, weiter nichts – für diese rasche Tat dich um Verzeihung.“ | Einschub in einen Satz, der grammatisch selbständig ist. Dieser Einschub verändert die syntaktische Ordnung nicht. |
Periphrase | „Der Allmächtige“ für Gott, „Ein Land, darinnen Milch und Honig fließen“ für Heiliges Land | Umschreibung eines Begriffs (Person, Sache etc.) durch andere kennzeichnende Wörter. |
Personifikation | „Fabriken drohten mit ihren keuchenden Schloten„, „Frau Welt“, „Mutter Natur“ | Vermenschlichung abstrakter Begriffe oder lebloser Gegenstände, indem man diesen menschliche Eigenschaften zuschreibt. Ist mit der Allegorie verwandt. |
Pleonasmus | „weißer Schimmel“, „grünes Gras“, „bunte Farben“, „dunkle Nacht“ | Ein Wort für mithilfe eines charakteristischen Begriffs beschrieben. Begriffspaar ist „doppeltgemoppelt“ |
Rhetorische Frage | „Machen wir nicht alle Fehler?“, „Wer glaubt denn das noch?“ | Scheinfrage, um einer Aussage Nachdruck zu verleihen. Die Frage verlangt nicht nach einer Antwort. Sie verstärkt die Eindringlichkeit der Aussage und kann manipulativ wirken. |
Symbol | Herz für Liebe, Krone für Macht, Kreuz für das Christentum. | Sinnbild, das auf etwas Allgemeines hinweist. Häufig ein Gegenstand, der für einen allgemeinen Sinnzusammenhang steht. |
Synästhesie | „Das Blau schmeckt gut.“, „schreiendes Rot“, „Durch die Nacht, die mich umfangen, / Blickt zu mir der Töne Licht.“ | Unterschiedliche Sinneseindrücke werden miteinander verbunden. Stilfigur kann eine Aussage verstärken. |
Synekdoche | Klinge für Schwert, „Dach über dem Kopf haben.“ | Ein Teil steht für das Ganze (pars pro toto) oder das Ganze für ein Teil (totum pro parte). |
Tautologie | „Persil bleibt Persil“, „nie und nimmer“, „immer und ewig“ | Wiederholung eines Begriff oder Verbindung zweier Begriffe, die gleichbedeutend sind. Wird häufig mit dem Hendiadyoin verwechselt. |
Vergleich | „Ich bin so stark wie ein Löwe.“, „Du bist schön wie Helena.“ | Zwei semantische Bereiche werden miteinander verbunden, wodurch eine Gemeinsamkeit offenbart wird. Ist eine Unterform der Metapher. |
Wiederholung | „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen.“ | Es gibt verschiedene Stilfiguren der Wiederholung. Wörter oder Wortpaare werden wiederholt, um die Eindringlichkeit zu steigern. |
Zeugma | „Der See kann sich, der Landvogt nicht erbarmen.„, „Ich heiße Peter und sie herzlich willkommen!“, „Ich fror vor mich hin, denn nicht nur meine Mutter, auch der Ofen war ausgegangen.“, | Früher: Verb wird für verschiedene Substantive nur einmal genutzt. Modern: Sprachwidrige Verbindung zweier (mehrerer) Ausdrücke durch Einsparung eines notwendigen Satzglieds. |
Hinweis: Diese Auflistung entspricht ungefähr den rhetorischen Stilfiguren, die im Deutschunterricht bis zum Abitur behandelt werden. Wichtig ist hierbei, die Stilfiguren in Absprache mit einem Lehrer zu lernen, falls noch andere rhetorische Figuren aufgenommen oder ausgeschlossen werden sollen.