Die Sprache kennt viele rhetorische Stilmittel. Manchmal ist es aber schwierig, ein Stilmittel in der Gedichtanalyse oder sonstiger Arbeit sicher zu bestimmen, wenn keine Stilmittel-Übersicht zur Hand ist.
Hier findest Du eine Stilmittel-Liste aller sprachlichen Mittel, die wir in der Lyrik, Epik und Dramatik entdecken konnten. Die Liste wird stets erweitert und durch weitere sprachliche MIttel ergänzt.
Die Liste ist alphabetisch sortiert. Mithilfe der Sprungmarken kannst Du zum gewünschten Buchstaben springen. Jeder Eintrag bietet Definition und Beispiele des jeweiligen Stilmittels.
Stilmittel | Definition | Beispiel |
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Adynaton | Nennt einen unmöglichen Sachverhalt. | „Ich springe mit dir Fallschirm, wenn meine Katze sprechen kann.“ |
Akkumulation | Reihung mehrerer Begriffe zu einem nicht genannten oder genannten Oberbegriff | „Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne.“ (Oberbegriff: Himmelskörper) |
Allegorie | Komplexer Sachverhalt wird durch ein Ding oder einen bildhaften Text dargestellt. | Amor für Liebe Justitia für Gerechtigkeit |
Alliteration | Wortfolge, bei der alle Wörter den gleichen Anfangslaut besitzen | Milch macht müde Männer munter. |
Allusion | eine Anspielung, die eine bekannte Figur nennt, um die Eigenschaften auf eine andere zu übertragen. | Er ist ein wahrer Romeo |
Anadiplose | Wiederholung des letzten Satzes oder Wortes zu Beginn des darauffolgenden Satzes oder Verses. | Sein Mantel war aus Eisen, Aus Eisen sein Habit. |
Anakoluth | Abbrechen eines Satzes oder grammatisch falsche Fortführung eines Satzes. | Wenn du morgen zum Abendessen, … du kommst doch zum Abendessen?! |
Anapher | Wiederholung – einmalig oder mehrmals – eines Wortes oder Satzes zu Beginn aufeinander folgender Verse, Strophen, Sätze oder Satzteile. | O Täler weit, o Höhen, o schöner, grüner Wald. |
Anapodoton | Mehrteilige Konjunktion wird abgebrochen – der zweite Teil fehlt (zwar – aber, sowohl – als auch …) | Ich freue mich zwar, dass du gekommen bist – […] meine Zeit ist heute sehr begrenzt. |
Anastrophe | Zwei zusammengehörende Wörter werden abweichend von der üblichen grammatikalischen Wortstellung umgestellt. | Warum verschweigst du deine Herkunft ihm?Hinweis: Üblicherweise stünde das ihm zwischen du und deine. |
Antiklimax | Dreigliedrige, stufenartige Reduktion nach Größe oder Wichtigkeit. | Dort stehen sie, die Riesen, Menschen und Zwerge – wie die Orgelpfeifen. |
Antilabe | Ein Vers, der metrisch zusammengehört, wird von mehreren Sprechern gesprochen. | Hebung Senkung S1: Die Mütter sind es! S2: Mütter! S1: Schaudert’s dich?Hinweis: Hier wird ein Blankvers auf mehrere Sprecher aufgeteilt |
Antithese | Zusammenstellung entgegengesetzter Begriffe oder Aussagen | Der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach. |
Antonomasie |
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Apokoinu | Wort / Satzglied bezieht sich auf zwei Teile | die Tücher knattern im heißen Wind treibst du |
Apokope | Auslassen des letzten Buchstabens / der letzten Silben eines Wortes. | Ich lasse den Freund dir als Bürgen, Ihn magst du, entrinn’ ich, erwürgen. |
Aporie | Sprechender zweifelt und fragt das Publikum oder den Lesenden um Rat | siehe Abschnitt »Aporie als Stilmittel« im Fachartikel |
Aposiopese | Abbrechen eines Satzes, bevor das Wesentliche gesagt wurde. | Wenn ich dich erwische […] |
Apostrophe | Feierliche / betonte Anrede an Abwesendes (Person, Objekt) | Bedecke deinen Himmel, Zeus. |
Archaismus | Bewusster Einsatz eines veralteten Begriffs, der aus der Sprache verschwindet. | Mein Oheim ist zu Besuch. |
Assonanz | ein vokalischer Halbreim; in benachbarten Wörtern findet sich ein Gleichklang der Vokale. | Das klagende Schaf. |
Asyndeton | Aufzählung von min. drei Satzgliedern oder Wörtern, die gleichgestellt sind (ohne Konjunktion). | Was gibt es Schöneres, Lebendigeres, Spannenderes, Umwerfenderes als Sprache? |
Bathos | Hoher (moralischer) Wert wird mit einem niedrigen verknüpft. | Das Unwetter gestern forderte 10 Menschenleben – Hans hat seither einen feuchten Keller. |
Brachylogie | Kurze Ausdrucksweise durch das Auslassen von Satzteilen. | Sie ist so sitt– und tugendreich. |
Captatio benevolentiae | Der Text wendet sich schmeichelhaft an den Lesenden. | Mein lieber Leser! Verzeih, dass ich so vertraulich zu Dir spreche. |
Chiasmus | Satzglieder werden in unmittelbarer Abfolge kreuzweise angeordnet. | Ich schlafe tags; nachts wache ich. |
Chiffre | Wort oder Wortgruppe, deren Sinn sich nur für Eingeweihte erschließt. | Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends |
Concessio | Richtigkeit eines gegnerischen Argumentes wird aufgezeigt, aber durch stärkeres Argument unwirksam gemacht. | »Beispiele im Fachartikel |
Constructio ad sensum | Satzteile, die syntaktisch einander zugeordnet sind, stimmen in Numerus oder Genus nicht überein. | Das Mädchen von damals, die uns immer geärgert hat, ist eine tolle Frau geworden. |
Constructio kata synesin | siehe Constructio ad sensum | |
Contradictio in adiecto | Verbindung aus Adjektiv und Substantiv, die sich inhaltlich ausschließen. | Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe. |
Correctio | Aussage wird unmittelbar zurückgenommen und durch einen schwächeren / stärkeren Ausdruck ersetzt. | Du siehst gut – nein! – wunderschön aus. |
Diaphora | Wiederholung von Wort oder Wortfolge in unterschiedlicher Bedeutung. | Durch diesen Trick werden Sie leichter leichter. |
Diminutiv | Verniedlichung. Eigentlich grammatische Form, kann aber als Stilmittel eingesetzt werden. | Wo ist mein Hundchen? |
Ellipse | Ein Satz ist grammatisch nicht vollständig oder verkürzt. | [Das] Ende [ist] gut, alles [ist] gut! |
Emphase | Hervorhebung eines Begriffs, um ein besonderes Merkmal des Begriffs zu zeigen. | Hier bin ich Mensch! |
Enallage | Wortbeziehungen im Satz sind verschoben. Oft beziehen sich Adjektive nicht mehr auf logisches Bezugswort. | Ich liebe das blaue Lachen ihrer Augen. |
Enjambement | Zeilensprung; Hinüberschreiten von Satz- oder Sinneinheit aus einem Vers in den folgenden. | Ich lief durch die regnerische Nacht und wollte ins Trockene. |
Enumeratio | Aufzählung. Ähnelt der Akkumulation. | Ich nehme mit: Klamotten, mein Ticket und ein Handtuch. |
Epanadiplose | Wort oder Wortfolge wird zu Beginn und am Ende eines Textes wiederholt. | Entbehren sollst du! sollst entbehren! |
Epanalepse | Wort oder Wortgruppe wird an Satzanfang oder -ende unmittelbar wiederholt. | Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? |
Epanastrophe | Wiederholung des letzten Verses einer Strophe in der folgenden. | Wie zu erwarten:Schnee im Garten.Schnee im Gartenkann’s kaum erwarten. |
Epanodos | Satzglieder eines Satzes werden unter Verwendung gleicher Wörter umgekehrt wiederholt. | Das Ende kommt, es kommt das Ende! |
Epenthese | Hinzufügen von Laut oder Silbe im Wortinneren aus poetischen / metrischen Gründen | Leer ist nun die Marmelade Das ist aber schalalade |
Epipher | Wiederholung von Wortgruppe oder Wort am Ende aufeinander folgender Sätze oder Verse. | Doch alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit! |
Epiphrase | (scheinbar) Vollständiger Satz wird um einen Nachtrag ergänzt. | Ich mag dich – nicht. |
Epiploke | Mehrere Anadiplosen. | Die Frau war schön, schön war sie und klug, klug war sie und auch voller Mut, Mut durchzog ihren Geist. |
Epizeuxis | drei- oder mehrfache Wiederholung eines Wortes oder einer Wortgruppe | Mir geht es sehr, sehr, sehr gut. |
Euphemismus | Beschönigung. | Opa ist letzte Nacht friedlich entschlafen. |
Exclamatio | Ausruf, der von einer heftigen Gemütsbewegung begleitet wird; affektgeladener Ausruf. | O Mutter, Mutter! Hin ist hin! |
Figura etymologica | Wörter mit gleichem Stamm, aber verschiedenen Wortarten, werden verbunden. Oft Verb und Substantiv. | Einen Kampf kämpfen. |
Geminatio | Wiederholung von Wörtern in unmittelbarer Nachbarschaft, also direkt nacheinander. | Der Theodor, der Theodor, der steht bei uns im Fussballtor |
Hendiadyoin | Komplexer Begriff durch zwei einzelne Wörter gebildet, die mit und verbunden sind. | Er ist Feuer und Flamme für sein neues Spielplatz. |
Homoioteleuton | Die Endsilben aufeinander folgender Wörter, Satzteile, kürzerer Sätze reimen. | Mitgehangen, mitgefangen! |
Hyperbaton | Eine Abweichung von üblicher Wortstellung durch künstliche Trennung zweier Begriffe, die syntaktisch zusammengehören, durch einen Einschub. | Wenn er ins Getümmel mich von Löwenkriegern reißt. |
Hyperbel | Starke Übertreibung | Ich weinte ein Meer aus Tränen. |
Hypotaxe | Nebensätze, die sich einem Hauptsatz unterordnen; Bandwurmsatz. | »Beispiele im Fachartikel |
Hysteron-Proteron | Umkehrung der logischen / zeitlichen Abfolge. | Ihr Mann ist tot und lässt sie grüßen.Hinweis: logische Reihenfolge ist gestört; wer tot ist, grüßt nicht. |
Inversion | Umstellung der üblichen Wortfolge eines Satzes. Insbesondere die Umstellung von Subjekt und Prädikat. | Subjekt Prädikat ObjektDas Mädchen beißt der Hund.Hinweis: Im Deutschen ist Subjekt, Prädikat, Objekt üblich. |
Ironie | Das Gegenteil des Gesagten ist gemeint und der Empfänger weiß darum. | Super – wir haben’s ja! |
Kakophonie | Abfolge von schlecht klingenden Lauten. Insbesondere schwer sprechbare, geräuschstarke Konsonantenhäufungen. | Strickstrumpf selbstständig |
Katachrese |
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Klimax | Dreigliedrige, stufenartige Steigerung nach Größe oder Wichtigkeit. | Wir erorbern die Stadt, das Land und dann die ganze Welt. |
Kyklos | Satzglied oder Anfangswort eines Satzes (Vers) wird an dessen Ende erneut gebraucht. Der Text wird so gerahmt. | Entbehren sollst du! sollst entbehren! |
Lautmalerei | siehe Onomatopoesie | |
Litotes |
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Metapher | Sprachliche Übertragung der Bedeutung; Ein Ausdruck wird aus seinem ursprünglichen Bedeutungszusammenhang in einen anderen übertragen. | Ich werde dir das Herz brechen. |
Metaphrase |
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Metonymie | Begriff wird durch anderen ersetzt, der zum gemeinten in einer realen Beziehung steht. | Ich habe gestern Nacht Schiller gelesen.Hinweis: Das Buch wurde von Schiller geschrieben. |
Neologismus | Wortneuschöpfung, die Einzug in den Sprachgebrauch findet. | Unsere Beziehung ist unkaputtbar. |
Okkasionalismus | spontane, oft einmalige Wortneuschöpfung. | Hannes ist so ein Nureinbiertrinker. |
Onomatopoesie | Wiedergabe von nicht-sprachlichen Lauten durch sprachliche Mittel. In Form von Wortbildung, Interjektion oder Umschreibung. | Die Blätter rascheln. Peng! Getroffen. Er sprach flötend. |
Oxymoron | Zwei Begriffen werden kombiniert, die sich gegenseitig ausschließen. | Sie empfand für ihn eine Art Hassliebe. |
Paradoxon | Überspitzte, absurde, scheinbar widersinnige Formulierung eines Gedankens, dem aber eine tiefere Bedeutung innewohnt. | Ich weiß, dass ich nichts weiß. |
Paralipse | siehe Praeteritio | |
Parallelismus | Eine Wiederholung gleicher Satzstrukturen in aufeinander folgenden Sätzen; meist gleiche Satzglieder in gleichen Satzarten. | Subjekt Prädikat ObjektEin Mann schaut ins Wasser. Drei Fische blicken ans Ufer. |
Parataxe | Aneinanderreihung von selbständigen Sätzen, also Hauptsätzen. | »Beispiele im Fachartikel |
Parenthese | Unterbrechung eines Satzes durch den Einschub eines anderen Satzes | Ich sei, gewährt mir die Bitte, in eurem Bunde der Dritte! |
Paronomasie | Wortspiel, bei dem ähnliche oder gleichlautende Wörter kombiniert werden, die teils entgegengesetzte, aber in jedem Fall verschiedene Bedeutungen haben. | Lieber arm dran, als Arm ab. |
Pars pro toto | Ausdruck wird durch einen anderen ersetzt, der ein Teil des ersetzten Begriffs ist. | Wir trinken einen guten Tropfen. |
Periphrase | Begriff wird durch seine Merkmale, Tätigkeiten oder Wirkungen beschrieben | „Das Land, wo die Zitronen blühn.“ statt Italien |
Personifikation | Lebloses wird mit Eigenschaften / Handlungsweisen ausgestattet, die Lebewesen zu eigen sind. | Die Sonne lacht. |
Pleonasmus | Inhalt wird mehrfach und auf unterschiedliche Art zum Ausdruck gebrach; unnötigerweise zweifache Beschreibung. | Ich mag rote Tomaten. |
Pointe | Überraschungseffekte, die zur Neubewertung des Geschehen führen. | »Beispiele im Fachartikel |
Polyptoton | Wiederholung eines Wortes in verschiedenen Flexionsformen. | Ich sagte es und werde es dir immer wieder sagen: Zocken ist kein Beruf. |
Polysyndeton | Verbindung gleichgestellter Wörter / Satzglieder durch Wiederholung der gleichen Konjunktion. | Ich küsse und liebe und vermisse dich. |
Praeteritio | Sache wird hervorgehoben, indem betont wird, dass sie übergangen werden soll. | Ich möchte nicht mutmaßen, ob Herr Dietze ein Alkoholproblem hat. |
Repetitio | siehe Wiederholung | |
Rhetorische Frage | Frage, deren Antwort bekannt ist – Sprecher erwartet keine Antwort. | Sehe ich so aus, als wäre ich deine Putzfrau? |
Sarkasmus | Beißender, bitterer Spott oder Hohn | Gab’s das Kleid nicht in deiner Größe? |
Stichomythie | Wechselrede zwischen mehreren Figuren. | »Beispiele im Fachartikel |
Symbol | Zeichen für eine Bedeutung, die scheinbar nichts mit dem Zeichen zu tun hat. | Taube für Frieden. |
Symploke | Gleichzeitiges Vorkommen von Epipher und Anapher | Was ist ein hohes Gut? Geld! Was reizt den Weisen? Geld! Was schreit die Welt? Geld! |
Synästhesie | Vermischung von Sinneseindrücken. | Der Glockenklang riecht morgens besser. |
Synekdoche | Wort wird durch ein anderes ersetzt, das aus dem gleichen Bedeutungsfeld stammt und somit ein Teil des Wortes oder ein Oberbegriff für dieses ist. | Wir leben zusammen unter einem Dach. |
Synese | siehe Constructio ad sensum | |
Tautologie | Dasselbe wird mit anderen Wörtern erneut gesagt. | Ich werde nie und nimmer heiraten. |
Totum pro parte | Das Ganze steht für einen Teil des Ganzen. | Wir sind Papst! |
Trikolon | Satzreihe aus drei rhythm. Sprecheinheiten; ein dreigliedriger Satz | Ich sitze, ich lese, ich denke. |
Trope | Oberbegriff für Stilmittel, bei denen das Gesagte vom Gemeinten abweicht. | Tropen » Allegorie Analepse Antonomasie Emphase Euphemismus Hyperbel Ironie Katachrese Litotes Metalepse Metapher Metonymie Periphrase Personifikation Rätsel Synekdoche |
Understatement | Eine Untertreibung, die abschwächend wirkt. | Im Zweiten Weltkrieg hat sich Deutschland mit den anderen gehörig in die Haare gekriegt. |
Vergleich | Direktes Gegenüberstellen zweier oder mehrerer Sachverhalte. Signalwörter: wie, als. | Unsere Greta ist stark wie eine Löwin. |
Wiederholung | Einzelne Satzglieder werden wiederholt. Oberbegriff für Figuren der Wiederholung. | O Mutter! Was ist Seligkeit? O Mutter! Was ist Hölle? |
Zeugma | Ein Satzteil bezieht sich auf mehrere andere Satzteile oder andere Sätze. | Ich heiße Jonas, so wahr ich hier stehe, und Euch willkommen. |
Hinweis: Diese Liste ist noch nicht vollständig. Allerdings aktualisieren wir sie fortlaufend. Solltest Du in unserer Auflistung ein wichtiges Stilmittel ergänzen wollen, kannst Du uns gern eine kurze Nachricht schreiben.